Schierstein könnte bald als erster Wiesbadener Stadtteil Spezialampeln bekommen: Auf einen erneuten Vorstoß des Ortsbeirats, Fußgängerampeln mit Störchen statt Männchen aufzustellen, gibt es nun offenbar positive Signale aus dem Verkehrsdezernat. Der Wiesbadener Kurier hatte zuerst berichtet.
Es sei der inzwischen vierte Versuch, Storchenampeln nach Schierstein zu bringen, verrät Hubertus Krahner, Vorsitzender der Schiersteiner Storchengemeinschaft, auf Merkurist-Anfrage. Zuvor hatte die Stadtverwaltung das Projekt immer abgelehnt – mit der Begründung, dass laut den Richtlinien für Lichtsignalanlagen nur das „Sinnbild eines Fußgängers“ erlaubt sei. Die neuen Entwürfe hätten das Verkehrsdezernat nun aber überzeugt. „Möglicherweise hat dazu die Tatsache beigetragen, dass andere Städte ähnliche stadttypische Ampelbilder umgesetzt haben“, glaubt Schiersteiner Ortsvorsteher Urban Egert (SPD). „Und dass die Schiersteiner eben hartnäckig sind.“
Unterstützung aus dem Ortsbeirat
Welche Ampeln mit den Storchen-Schablonen ausgestattet werden sollen, dürfe der Ortsbeirat selbst bestimmen, wird das Verkehrsdezernat im Kurier zitiert. Wenn es nach Krahner geht, sollten die Ampeln an einem Ort zwischen Mensch und Natur stehen – zum Beispiel an der Ecke Reichsapfelstraße und Wasserrolle, wo es vom Zentrum zum Schiersteiner Hafen geht. Eine andere Möglichkeit sei die Kreuzung Söhnleinstraße/Kleinaustraße am Wasserwerk, wo die Schiersteiner Störche brüten. Beide Standorte wolle der Ortsbeirat nun für die Umgestaltung vorschlagen, so Ortsvorsteher Egert.
Wann genau die Ampeln umgestaltet werden sollen, sei aber noch nicht absehbar. So habe Verkehrsdezernent Andreas Kowol (Grüne) gegenüber Egert signalisiert, dass es noch etwas dauern könne, bis die Schablonen fertig sind. „Wie lange dieses ‘Etwas’ dauert, weiß ich nicht – aber es wird dauern“, so Egert. Zusätzlich zum „sehr schlichten Design“ der Storchengemeinschaft sei ein Fachmann nämlich gerade dabei, ein „etwas anspruchsvolleres“ Design zu erstellen. „Dann müssen wir mit dem Dezernat klären, ob dieses als Schablone umgesetzt werden kann.“
Die Kosten für die Ampel-Schablonen werde der Ortsbeirat gemeinsam mit der Storchengemeinschaft tragen, so Egert. „Das ist ja auch nicht teuer“, sagt Krahner. Er sei froh, dass die Initiative der Storchengemeinschaft vom Ortsbeirat unterstützt werde. Darin zeige sich für ihn, dass der Storch für Schierstein mehr sei als nur ein gewöhnlicher Vogel. „Der Storch strahlt etwas Positives aus, er ist ein Symbol für die heile Natur.“
Identifikationssymbol für Schierstein
Aus Egerts Sicht ist der Storch bereits ein „Wahrzeichen für Schierstein“. Der Vogel stehe symbolisch dafür, was man mit etwas Engagement im Naturschutz bewegen könne. Dieser Ansicht ist auch Krahner von der Storchengemeinschaft. Noch bis vor knapp 50 Jahren sei der Storch in Hessen ausgestorben gewesen. 1972 habe die Schiersteiner Storchengemeinschaft dann damit begonnen, die Störche wieder in Wiesbaden anzusiedeln. Inzwischen gehöre der Storch genauso zum Stadtteil wie die Schiersteiner Brücke oder die Christophoruskirche.
Für Egert seien die Storchen-Ampeln ein Beispiel dafür, „dass auch ganz kleine Maßnahmen und Projekte wert seien, umgesetzt zu werden. „Und wenn sich ein ‘gestresster’ Fußgänger beim Anblick des Ampelstorches einfach mal freut und lächelt, hat sich die Investition schon gelohnt.“ Krahner ergänzt: „Für uns ist es wichtig, dass sich die Leute mit dem Storch identifizieren. Walluf hat den Spätlesereiter, Mainz hat die Mainzelmännchen – und wir kriegen jetzt hoffentlich bald unsere Ampel-Störchlein.“
Erst vor kurzem installierte die Schiersteiner Storchengemeinschaft eine Webcam, die das Leben der Störche am Schiersteiner Wasserwerk zeigt (wir berichteten). Am 15. Juni soll ein Tag der Offenen Tür weitere Einblicke in die Arbeit der Schiersteiner Storchengemeinschaft bieten.