Ist die Wiesbadener Innenstadt noch interessant genug, um vor Ort einkaufen zu gehen? Offenbar bezweifeln viele, dass sich dort ausgiebige Shopping-Touren noch lohnen. So sieht es beispielsweise ein Merkurist-Leser. Er spricht von einer „monotonen Innenstadt“. Ein attraktiver Branchenmix sei seiner Ansicht nach nicht mehr gegeben. Denn mittlerweile seien es zu viele Dönerläden, Barbershops und dazu auch noch Leerstand. Der Leser sieht die Stadt in der Verantwortung. Wie aber bewertet diese die Situation vor Ort?
„Große Auswahl“
Auf Anfrage von Merkurist antwortet die Verwaltung zunächst ganz allgemein. Demnach sei der Branchenmix in den Städten ein Abbild der gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Gesamtsituation und spiegele insofern relativ genau die Wünsche und Bedürfnisse einer Stadtgesellschaft wider. Dann geht Pressesprecher Ralf Munser speziell auf Wiesbaden ein: „Es gibt eine große Auswahl in der Stadt und viele inhabergeführte Unternehmen, die spezielle Angebote haben, die zur Individualität und Schönheit unserer Stadt beitragen“. Die Verwaltung bewerte den Branchenmix in Wiesbaden deshalb im Großen und Ganzen als ausgewogen.
Aber sind auch die Händler in der Wiesbadener Innenstadt mit dem Kundenaufkommen zufrieden? Wie Munser sagt, lasse sich das nicht pauschal beantworten. Es hänge stark von den jeweiligen Branchen, dem deutschlandweit zu beobachtenden aktuellen Konsumverhalten, aber auch vor Ort von der Lage des einzelnen Geschäftsbetriebs ab. Eine im Herbst 2024 durchgeführte Umfrage in Handel und Gastronomie zeige jedoch für Wiesbaden ein relativ ausgewogenes Stimmungsbild.
Das spiegele sich auch bei den Passantenfrequenzen wider. „So zeigt eine Analyse, dass sich die Zahl der Besucher in der Innenstadt nach Corona von 2021 bis 2024 deutlich erholt hat, die Aufenthaltsdauer erstaunlich stabil bleibt und sich die Zahl derjenigen, die sich in der Innenstadt sehr wohl fühlen, fast verdoppelt hat“, so der Stadtsprecher. Das zentrale Ergebnis der Befragung von Passanten sei, dass die Innenstadt positiver wahrgenommen werde.
„Erlebniswert der Innenstadt erhöhen“
Doch die Innenstadt soll auch weiterentwickelt werden. „Ein Schwerpunkt ist, den Erlebniswert der Innenstadt zu erhöhen und den Aufenthalt dort auf vielfältige Weise attraktiver zu machen“, so Munser. Die positive Resonanz zeige, dass das der Verwaltung gelungen sei. Hierfür nennt der Pressesprecher diverse Beispiele. Dazu gehörten der Spielcontainer auf dem Schlossplatz, die Hollywoodschaukeln auf dem Dern'schen Gelände, die acht Sonnenschirme mit Sitzgelegenheit in der Innenstadt, der Wasserspielplatz „PlayFountain“ oder auch der neue Nachmittagsmarkt auf dem Luisenplatz
Aus Sicht der Verwaltung seien zudem die Weiterentwicklung des Stadtfests durch lokale Künstler und Vereine zu nennen sowie Aktionen wie die FreiluftARTistik mit Artisten und Straßenkünstlern rund um die Fußgängerzone. Die zusätzliche Weihnachtsbeleuchtung in der Graben- und Wagemanstraße, die Fahrt der Touristikbahn THermine als Sternschnuppenmarkt-Shuttle sowie kostenlose Busfahrten, beispielsweise an den Adventssamstagen, gehörten ebenfalls dazu. Auch Sonderaktionen mit rabattierten Parkplatzgebühren und die XXL-Eisbahn vor dem Kurhaus, nennt Stadtsprecher Munser.
Beim Thema Leerstand gibt die Verwaltung an, dass ihres Wissens nach die Quote in Wiesbaden nicht höher sei als in vergleichbaren Städten. Dennoch bemühe sich die Stadt, den Leerstand weiter zu minimieren. Wie Munser sagt, würden Akteure vernetzt und Kontakte hergestellt zwischen Interessenten und Vermietern. Außerdem kümmere man sich um Aspekte, wie Sauberkeit, Sicherheit, ÖPNV-Angebote und Parkmöglichkeiten. „Das Citymanagement ist mit den vielen Akteuren im Austausch, um gemeinsam Strategien und Maßnahmen zu entwickeln und umzusetzen“, sagt der Pressesprecher.