Wiesbadener Gruppe will Spritzenautomat in der Stadt etablieren

Selbsthilfegruppe unterstützt Menschen mit Drogenproblemen

Wiesbadener Gruppe will Spritzenautomat in der Stadt etablieren

Ob Junkies, ehemalige Drogenabhängige oder Substituierte: Sechs Wiesbadener haben sich zum Ziel gesetzt, Menschen zu unterstützen, die Drogen nehmen. Regelmäßig veranstalten sie Treffen, besprechen dort etwa Therapiemöglichkeiten oder geben Infos zu HIV und Hepatitis. „Im weitesten Sinne haben wir Schadensminimierung als Ziel“, erklärt Claudia Ak, eine der Mitbegründerinnen, gegenüber Merkurist. Angesprochen sind alle „drogengebrauchenden Menschen“, so Ak. Einzige Ausnahme sind diejenigen, die ausschließlich Alkohol konsumieren.

„Wir geben uns gegenseitig Halt, sprechen über Probleme, die zum Beispiel bei der Substitution entstehen, aber auch über sicherere Konsumformen.“ Ak selbst ist zertifizierte Beraterin für Medikamente auf Cannabisbasis und hilft ehrenamtlich Menschen, die deswegen etwa Probleme mit dem Führerschein haben oder keinen Arzt finden.

Spritzenautomat soll Infektionen eindämmen

Nun hat die Gruppe neue Pläne: So will sie etwa einen sogenannten Spritzenautomaten in Wiesbaden etablieren, um die Gefahr von Infektionen zu verringern. „Spritzenautomaten haben 24/7 geöffnet und können einen guten Beitrag zur Infektionsverhütung leisten“, erklärt Claudia Ak dazu. Spritzbestecke, Inhalationsröhrchen und Rauchutensilien würden oft mehrmals von verschiedenen Menschen benutzt. Infektionen wie Hepatitis oder HIV verbreiten sich auf diesem Weg besonders schnell. Auch sei das Risiko dann hoch, dass die Nadel abbricht. Apotheken seien vor allem nachts laut Ak keine Alternative, unter anderem, weil sie Spritzen viel zu teuer verkaufen würden. „Und es gibt bis heute Apotheker, die KonsumentInnen keine Spritzen verkaufen.“ Über Pakete könne man an einem Automaten zudem Informationen zur Selbsthilfegruppe weitergeben und dazu, wie Infektionen vermieden werden können. Die Pakete könnten etwa Spritzen, Kanülen, Filter, einen kleinen Löffel und etwas Wasser beinhalten.

Der Automat, so der Wunsch der Gruppe, sollte möglichst zentral aufgestellt werden. „Wir hätten gerne den Luisenplatz als Standplatz, das ist ein zentraler Platz und wird immer wieder auch von Drogengebrauchenden aufgesucht“, erklärt Ak. Obwohl es in Deutschland inzwischen mehr als 180 Spritzenautomaten gebe, stünden in ganz Hessen lediglich drei: in Marburg, Stadtallendorf und Frankfurt. „Wiesbaden soll die Nummer 4 werden“, sagt sie.

Gedenkveranstaltung am 21. Juli

Zum ersten Mal soll zudem in Wiesbaden eine Veranstaltung zum „Gedenktag für verstorbene Drogengebraucher“ stattfinden. Dann will die Gruppe am 21. Juli auf dem Luisenplatz einen Infostand errichten, Flyer verteilen und auf das Thema aufmerksam machen. „Im letzten Jahr haben in ganz Deutschland über 100 Städte teilgenommen und es wäre toll, wenn Wiesbaden in diesem Jahr eine davon wäre“, erklärt Ak.

Die Selbsthilfegruppe „JES Wiesbaden“ trifft sich immer am letzten Mittwoch im Monat um 17 Uhr in der Wiesbadener AidsHilfe (Karl-Glässing-Str. 5). Mehr Infos erhaltet ihr über die Instagram-Seite.

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