RAF: Die zwei Terroristen aus Wiesbaden

Sie ermordete einen US-Soldaten, er kam durch einen Kopfschuss ums Leben: Zwei Wiesbadener spielten in den 1980er-Jahren eine wichtige Rolle in der Terrorgruppe RAF. Sie gehörten sogar der Kommandoebene an.

RAF: Die zwei Terroristen aus Wiesbaden

Mordanschläge, Banküberfälle und Sprengstoffattentate: Die Rote Armee Fraktion (RAF) wurde vor allem in den 1970er Jahren für ihre Terroranschläge bekannt. Doch auch Jahre später noch verübte die Gruppe Verbrechen, als Dritte RAF-Generation. Zwei Wiesbadener spielten dabei eine gewichtige Rolle.

Wolfgang Grams und Birgit Hogefeld, die der Kommandoebene der dritten Generation der Roten Armee Fraktion zuzurechnen sind, wurden in Wiesbaden geboren und sind hier aufgewachsen. Sie lebten in verschiedenen Wohngemeinschaften und gehörten zu einem linksradikalen Umfeld in Wiesbaden, das die RAF aktiv unterstützte. Außerdem waren sie ein Paar.

Morde und Sprengstoffanschläge

Der Dritten Generation der RAF gehörten etwa 20 Personen an, hinzu kamen etwa 250 Unterstützer. Sie waren in den 1980er Jahren für etliche Sabotageakte und Mordanschläge verantwortlich. Ihre Mitglieder ermordeten etwa den Chef des Rüstungskonzerns MTU Ernst Zimmermann, den Siemens-Manager Karl Heinz Beckurts und den Diplomaten im Auswärtigen Amt, Gerold von Braunmühl. Ebenso fielen ihnen der Chef der Deutschen Bank Alfred Herrhausen und der Präsident der Treuhandanstalt, Detlev Karsten Rohwedder, zum Opfer. Einen Sprengstoffanschlag auf die JVA Weiterstadt verübte die Gruppe im Jahr 1993. Fünf Jahre später löste sie sich auf.

Grams und Hogefeld waren an vielen terroristischen Aktionen der RAF beteiligt. So lockte wahrscheinlich Hogefeld (und/oder Eva Haule) im August 1985 einen US-Soldaten aus einer Disco in Wiesbaden, mit dem Versprechen auf Sex. Sie erschoss ihn in einem Waldstück und nahm seine Identification Card an sich. Damit verschafften sich die Mitglieder der RAF Zugang zu der Rhein-Main-Airbase in Frankfurt, wo sie einen Tag später einen Sprengstoffanschlag verübten. Ein US-Soldat und eine Zivilangestellte wurden getötet, elf weitere Personen verletzt.

Im Juni 1993 kam Grams ums Leben. Wahrscheinlich hat er sich selbst in den Kopf geschossen, nachdem er in Bad Kleinen einen GSG-9-Mann getötet hatte. Beigesetzt wurde er auf dem Wiesbadener Südfriedhof. Hogefeld wurde 1996 zu lebenslanger Freiheitsstrafe verurteilt. Im Jahr 2010 wurde die 54-Jährige aus dem Gefängnis entlassen. Der Rest ihrer Strafe wegen mehrfachen Mordes wurde zur Bewährung ausgesetzt. Damit war sie das letzte inhaftierte RAF-Mitglied.

Viele Anschläge der Dritten RAF-Generation sind bis heute nicht aufgeklärt.