Wird der Wiesbadener Bahnhofsplatz zur Obdachlosen-Unterkunft?

Die Bushaltestellen am Wiesbadener Hauptbahnhof werden offenbar immer häufiger von Obdachlosen als Schlafunterkunft genutzt. Bei einigen ÖPNV-Kunden stößt das auf wenig Gegenliebe. Die Stadt Wiesbaden ist in der Angelegenheit eher machtlos.

Wird der Wiesbadener Bahnhofsplatz zur Obdachlosen-Unterkunft?

Sie gehören zu den Ärmsten der Armen und leben auf der Straße: Die Rede ist von Obdachlosen, die meist ein trauriges Leben am Rande der Gesellschaft führen. Doch auch wenn es viele gibt, die Verständnis für die schwierigen Lebensverhältnisse dieser Menschen haben, gibt es auf der anderen Seite auch Leute, die Kritik üben. Dabei geht es um die Obdachlosen, die sich rund um den Wiesbadener Bahnhofsplatz aufhalten und unter anderem die Sitzbänke an den Bushaltestellen als Schlafplatz nutzen.

„Urin, Blut, Müll, Gestank“

Einige Wiesbadener, die den ÖPNV am Hauptbahnhof nutzen, fühlen sich dabei offenbar eher unwohl, wenn sie morgens an den Haltestellen warten. So schildert zum Beispiel Leserin Cynthia, dass man dort mit „Urin, Blut, Müll“ und „Gestank“ konfrontiert werde und die Bushaltestellen immer mehr zu einer Obdachlosen-Unterkunft werden würden. Leser Hans meint: „Das ist auch eine Zumutung gegenüber allen, die täglich zur Arbeit müssen und den Bus dazu benutzen. Dafür dann auch noch im Dreck laufen, stehen und sitzen müssen.“

Doch wie geht es jetzt vor Ort weiter und wie kann den Obdachlosen geholfen werden? Auf Anfrage von Merkurist erklärt eine Referentin des Dezernats für Soziales, Bildung und Wohnen dazu: „In Wiesbaden wurde im Jahr 2021 die Arbeitsgemeinschaft #wohin ins Leben gerufen, die sich um wohnsitzlose und obdachlose Personen im öffentlichen Raum kümmert. Ziel ist es, Obdachlosen und Wohnungslosen dabei zu helfen, die eigenen Lebensumstände zu verbessern.“ Vor diesem Hintergrund gebe es nahezu täglich Vor-Ort-Begehungen der Stadtpolizei und der Stadt.

Die Obdachlosen dauerhaft von den Haltestellen fernzuhalten, sei nicht möglich. So würden die, die dort angetroffen werden, aufgefordert, den Platz zu verlassen. Doch Platzverweise hätten keinen nachhaltigen Erfolg, so die Referentin. „Unterschiedlichste Hilfsangebote werden durch obdachlose Menschen leider auch immer wieder abgelehnt. Häufig wählen sie ganz bewusst belebte Orte für ihren Aufenthalt, um überleben zu können.“ Dort würden sie von Passanten mit allem (über)versorgt. Daraus resultiere dann oftmals ein erhöhtes Müllaufkommen beziehungsweise Verunreinigungen im öffentlichen Raum. Aktuell sei laut Stadt jedoch eine leichte Entspannung der Situation vor Ort zu erkennen.

Stadt hält Unterkünfte bereit

Die Stadt Wiesbaden bietet Obdachlosen – insbesondere bei Minustemperaturen – gesonderte Übernachtungsmöglichkeiten. So stünden sowohl für Männer als auch für Frauen kostenlose Plätze zur Verfügung. „Das Angebot ist bekannt und wird auch offensiv kommuniziert. Plätze für Männer bietet dabei das Wohnheim der Heilsarmee, Frauen werden gesondert untergebracht“, so die Dezernats-Referentin. Das Diakonische Werk biete ebenfalls Schlafmöglichkeiten an und sei mit der Teestube eine generelle Anlaufstelle für alle Obdachlosen.

„Wir versichern, dass diese Adresse allen Obdachlosen in Wiesbaden bekannt ist, da sie dort mit allem versorgt werden, was benötigt wird. Es werden warme Mahlzeiten ausgegeben, sie können dort duschen, die Wäsche waschen, sich mit neuer Wäsche versorgen, erhalten dort Hygieneartikel, neue Schlafsäcke, Isomatten.“ Vor allem würden Obdachlosen dort Unterstützung bei Problemen erhalten. Dann stellt die Referentin klar: „Kein Mensch muss in Wiesbaden obdachlos auf der Straße leben.“ Kostenlose Übernachtungsmöglichkeiten für obdachlose Menschen ohne Sozialleistungsanspruch (Winterregelung) gebe es bereits seit dem 23. Oktober.

Doch wie steht es nun um die von den Lesern bemängelte Sauberkeit vor Ort? Wie die Referentin aus dem Sozialdezernat erklärt, hätten die Entsorgungsbetriebe der Landeshauptstadt Wiesbaden (ELW) eine Ausnahmegenehmigung erwirkt, damit die Reinigungskräfte sonntags vor 8 Uhr und auch an Wochentagen teilweise vor 5 Uhr ihren Einsatz beginnen können.

So würden sowohl wochentags als auch am Sonntag die Fußgängerzone und das Umfeld des Hauptbahnhofes morgens ab 6 Uhr direkt angesteuert, um vor dem Berufs- und dem Anlieferverkehr gereinigt zu haben. Zudem hätten die ELW ihre Reinigungsintervalle dort erhöht, so die Referentin.

Sollten dennoch Verunreinigungen des Bahnhofsplatzes festgestellt werden, könnten diese über die App „Sauberes Wiesbaden“ beziehungsweise die Sauberkeits-Hotline (0611 7153-1) gemeldet werden.