Kaufhof-Gebäude in Wiesbaden: Sollte es bei Kälte für Obdachlose geöffnet werden?

Ein ehemaliges Kaufhaus als vorübergehende Obdachlosen-Unterkunft für den Winter? Dieser Gedanke in den sozialen Medien sorgt derzeit durchaus für Diskussionen. Was die Stadt Wiesbaden zu der Idee sagt.

Kaufhof-Gebäude in Wiesbaden: Sollte es bei Kälte für Obdachlose geöffnet werden?

Temperaturen um den Gefrierpunkt und Blitzeis-Gefahr: Momentan hat der Winter Wiesbaden fest im Griff. Besonders schwierig ist es zurzeit für die Obdachlosen in der Stadt. Um nachts nicht komplett der Kälte ausgesetzt zu sein, suchen sich viele der Wohnungslosen einigermaßen geschützte Plätze. Häufig genutzt wird aktuell auch der Bereich um den ehemaligen Kaufhof in der Kirchgasse.

Neue Unterkunft für Obdachlose?

In diesem Zusammenhang schlägt jetzt ein Diskussionsbeitrag in einer Wiesbadener Facebook-Gruppe hohe Wellen. Dort berichtet eine Userin von Obdachlosen, die „in beiden Türeingängen bei -6 Grad“ liegen. Abfinden will sie sich mit dieser für die Wohnungslosen prekären Situation nicht und macht einen Vorschlag: „Macht die Türe auf und lass sie (Obdachlose) rein. In was für einen verkehrten Welt leben wir!“ Für ihre Idee erntet die Nutzerin durchaus Zustimmung, aber auch viel Unverständnis. Doch ist eine solche Forderung überhaupt realistisch?

Auf Anfrage erklärt die Stadtverwaltung dazu: „Aufgrund des breiten und etablierten Angebots der ‘Wiesbadener Winterregelung’ besteht derzeit keine Notwendigkeit, diesen Vorschlag aufzugreifen.“ Bedürftigen Menschen böte diese Regelung jederzeit eine Zuflucht vor den Widrigkeiten der Straße. Die „Teestube“ des Diakonischen Werks, Dotzheimer Straße 9, fungiere hierbei als generelle Anlaufstelle für obdachlose Menschen. Zu den Angeboten der „Teestube“ gehören beispielweise auch Notübernachtungsmöglichkeiten.

Wie eine Stadtsprecherin erklärt, könnten auch im Männerwohnheim der Heilsarmee in der Schwarzenbergstraße mittelose Menschen kostenlos übernachten. Insgesamt stünden hier 70 Plätze bereit, für Frauen zwölf Plätze in einer gesonderten Unterkunft. Ferner stünden für die Unterbringung wohnungsloser Menschen derzeit 21 Notunterkünfte mit insgesamt 508 Plätzen sowie mehrere vollmöblierte Appartements mit weiteren 27 Plätzen zur Verfügung. Alle diese Unterkünfte werden von Sozialdiensten betreut. „Mitarbeitende der Straßensozialarbeit sowie der Polizei- und Ordnungsbehörden kennen die Übernachtungsmöglichkeiten und kommunizieren diese offensiv gegenüber betroffenen Menschen“, macht die Sprecherin deutlich.

Theoretisch viele Fragen offen

Zudem sei der Vorschlag, so wie er in der Facebook-Gruppe gemacht wurde, „in der Kürze der Zeit operativ nicht umsetzbar.“ So müssten im Vorfeld viele Detailfragen geklärt werden, so die Sprecherin. Dazu zählten die Frage nach dem Eigentümer des Gebäudes, nach den vertraglichen Nutzungsbedingungen, nach der Schlüsselgewalt und der damit verbundenen öffentlichen Nutzung oder auch die Betreuung und die Reinigung vor Ort.