Emser Straße: Vollsperrung in der Wiesbadener Innenstadt länger als nötig?

Zwei Jahre für eine Baustelle, die nicht einmal einen Kilometer lang ist? Die FDP kritisiert die Bauplanung des Magistrats in der Wiesbadener Innenstadt und schlägt Verbesserungen vor.

Emser Straße: Vollsperrung in der Wiesbadener Innenstadt länger als nötig?

Seit Montag (19. Mai) ist die Emser Straße, eine von Wiesbadens Hauptverkehrsstraßen, vollgesperrt (wir berichteten). Die Sperrung soll zwei Jahre andauern und den Auto- sowie Busverkehr erheblich beeinträchtigen. Bei der Stadtverordnetenversammlung am Donnerstag (22. Mai) warf die FDP Wiesbaden dem Magistrat nun vor, die Bauarbeiten auf der Emser Straße länger als nötig durchzuführen und die Umleitungsmöglichkeiten nicht vollständig zu nutzen.

Den Anstoß für die Diskussion gab die FDP-Politikerin Jeanette Christiane Wild. Da nicht nur auf der Emser Straße, sondern gleichzeitig auch auf der Schwalbacher Straße gebaut wird, sei ein „Verkehrschaos“ programmiert. Die offizielle Umleitung führt unter anderem über den Kaiser-Friedrich-Ring und die Wilhelmstraße – Straßen, die ohnehin stark befahren sind. Wild fragte, ob der Magistrat Maßnahmen zur Vermeidung zusätzlicher Staus geprüft habe, etwa die Freigabe der sogenannten Umweltspuren, die nur von Bussen und Fahrrädern befahren werden dürfen, für den normalen Autoverkehr.

Magistrat verteidigt Umweltspuren

Stadtrat Andreas Kowol (Grüne) wies die Kritik zurück. Die Bauarbeiten seien im Vorfeld umfassend mit allen beteiligten Ämtern abgestimmt worden. Die Umleitungen seien so gewählt, dass der Verkehr durch die Innenstadt weiterhin fließen könne. Die Umweltspuren auf dem 1. Ring sollen nicht freigegeben werden – zum einen, weil die Engstellen dort gar keine Zusatzspuren hätten, zum anderen, weil sie Bus- und Radverkehr stark ausbremsen würden. Auch Fraktionsmitglied Silas Paul Gottwald (SPD) sprach sich deutlich gegen eine Aufweichung der Umweltspuren aus: Sie seien der Schlüssel, um bei hoher Verkehrsbelastung den Umstieg vom Auto auf nachhaltige Verkehrsmittel zu fördern. Diese Maßnahme dürfe nicht leichtfertig zurückgenommen werden, nur weil es auf den Autospuren zeitweise eng werde.

Kowol lobte die Autofahrer: An den ersten beiden Tagen hatte die Stadtpolizei an den Verkehrsknotenpunkten wie dem Dürer Platz und der Schwalbacher Straße/Ecke Coulinstraße noch unterstützt. Nach einer kurzen Eingewöhnungsphase fließe der Verkehr inzwischen ordentlich, lediglich zu den Hauptverkehrszeiten komme es vereinzelt zu Behinderungen. Ein Verkehrschaos sei ausgeblieben.

Zwei Jahre Bauzeit: Technische Gründe

Die FDP stellte zudem infrage, warum die Bauarbeiten trotz der relativ kurzen Strecke von maximal einem Kilometer zwei Jahre dauern sollen. Fraktionsmitglied Christian Diers (FDP) schlug dem Magistrat vor, die sogenannte Bonus-Malus-Regelung zu prüfen: Baufirmen könnten so bei schneller Fertigstellung einen Bonus von der Stadt erhalten – oder bei Verzögerungen finanziell benachteiligt werden. Auch Arbeiten in den Abendstunden, an Wochenenden oder Feiertagen müssten laut FDP ernsthaft in Betracht gezogen werden, um die Bauzeit zu verkürzen.

Die Grünen und die SPD wiesen die Kritik an der langen Bauzeit entschieden zurück. Martin Kraft (Grüne) sagte, dass es sich bei den Arbeiten nicht nur um eine einfache Straßensanierung handle, sondern um komplexe Eingriffe in die städtische Infrastruktur. Kanäle müssten erneuert und Fernwärmeleitungen verlegt werden – Maßnahmen, die laut Kraft innerhalb der nächsten zwei bis drei Jahre abgeschlossen sein müssten, um die Gefahr eines Straßeneinbruchs zu vermeiden. Wegen eines über Jahre gewachsenen Sanierungsstaus in Wiesbaden könne man es sich nicht mehr leisten, Projekte wie an der Emser und der Schwalbacher Straße nacheinander durchzuführen.

Stadtrat Kowol ergänzte, dass die Baustelle in einzelne Abschnitte aufgeteilt sei, um die Verkehrsbelastung zu reduzieren. Gleichzeitig müssten sämtliche anliegenden Grundstücke – insbesondere für Rettungsdienste – durchgehend erreichbar bleiben, was eine parallele, aber gestaffelte Bauweise nötig mache. Über die Weihnachtszeit werde die Baustelle zudem weitgehend zurückgefahren, um den Verkehrsfluss in der besonders stark frequentierten Zeit zu entlasten.