Bio-Käse, Gemüsepfannen und Flammkuchen: Das finden Besucher der Rheingauer Weinwoche jeden Sommer beim Stand von „Comprix Catering“ am Hessischen Landtag. Seit den Anfängen des Weinfests in den 70er-Jahren waren Ulrich Comprix und sein Team immer mit dabei – in diesem Jahr allerdings zum letzten Mal. Denn nach über 40 Jahren verabschiedet er sich nun in den Ruhestand.
Am Anfang nur Weinstände
An sein erstes Weinfest in Wiesbaden könne er sich noch gut erinnern, erzählt Comprix. „Damals war ich der Jüngste mit Mitte 20, jetzt bin ich der Älteste mit 71.“ Seit 1976 gibt es die Rheingauer Weinwoche in Wiesbaden. Er selbst sei allerdings erst ein Jahr später dazugekommen.
„Im ersten Jahr gab es noch keine Fressbuden, nur Weinstände“, erzählt er. Da er das zu einseitig fand, sei er auf die Idee gekommen, bei der nächsten Weinwoche einfach selbst einen Stand mit Speisen aufzumachen: mit Käse, Schinken, Brot und Baguette, passend zum Wein. „Das war sofort ein Erfolg“, erinnert sich Comprix. „So bin ich überhaupt erst in die Gastronomie gekommen.“
Per Zufall in die Gastronomie
Vor seinem Catering-Stand habe Comprix nämlich nie etwas mit Gastronomie zu tun gehabt. Ursprünglich ist er gelernter Versicherungskaufmann, kurz darauf machte er sich jedoch mit selbstgezogenen Kerzen selbstständig. Der Abstecher in die Gastronomie habe ihm dann so gut gefallen, dass er dabei blieb – und zusätzlich noch das Chausseehaus kaufte, renovierte und zunächst als Biergarten eröffnete. „Da hatte ich von Bau keine Ahnung, von Gastronomie keine Ahnung und kein Geld“, lacht er.
Trotz der wagemutigen Ausgangsbedingungen scheint aber alles gut ausgegangen zu sein: Das Chausseehaus ist mittlerweile eine beliebte Eventlocation, mit insgesamt 30 Helfern zählt der Comprix-Stand inzwischen zu einem der größten auf der Weinwoche. In all den Jahren habe sich die Veranstaltung stark gewandelt. Mit den Jahren seien immer mehr Auflagen und Gebühren gekommen, die Lockerheit sei verloren gegangen, bemängelt Comprix. Doch auch gute Veränderungen habe es gegeben, wie zum Beispiel mehr Sitzplätze und eine weiträumigere Veranstaltungsfläche. „Die Klos sind sauberer geworden, aber die langen Schlangen gibt es immer noch“, sagt er lachend.
Auch der Sohn von Ulrich Comprix, Kai, ist seit seinem zehnten Lebensjahr immer dabei gewesen – selbst dann, als er beruflich seinen eigenen Weg ging und sich extra dafür Urlaub nehmen musste. „Das ist halt ein Familienbetrieb, da hilft man sich“, sagt der heute 37-Jährige. Alleine könne er den Stand seines Vaters neben seinem Beruf jedoch nicht weiterführen, gleiches gelte für seine Schwester Katharina, die ebenfalls immer mithilft. Kais jüngste Schwester Julia werde zwar das Chausseehaus übernehmen, könne aber nicht gleichzeitig den Catering-Stand organisieren.
„Atmosphärisch unübertroffen“
Für den Traditionsstand auf der Rheingauer Weinwoche bedeutet es also das Aus. „Ich bedauere, dass es zu Ende geht“, sagt Comprix. „Aber es geht nicht mehr so wie früher.“ Selbst mit seinen 71 Jahren arbeite er noch bis zu 15 Stunden am Tag, wenn das Weinfest stattfindet. Denn auch heute noch habe er den Anspruch, den Besuchern der Weinwoche mit seinen Gerichten etwas Besonderes zu bieten. „Wurst und Pommes haben wir genug.“
Auch von den anderen Festen in der Region, wie der Mainzer Johannisnacht oder dem Hochheimer Markt, werde Comprix sich nun verabschieden. Die Rheingauer Weinwoche werde er allerdings mit Abstand am meisten vermissen. „Die Weinwoche ist atmosphärisch unübertroffen“, findet er. Denn was in 47 Jahren immer gleich geblieben sei: „Hier gibt es keine Fahrgeschäfte – nur Essen, Trinken und gute Gespräche.“