Wiesbaden bekommt eine „Altstadt 2.0“

Vom Sorgenkind zur zweiten Altstadt: Das Areal rund um die City Passage wird in den nächsten Jahren umgebaut. Die Vision der Planer: ein grüner, belebter Ort zum Wohnen, Leben und Arbeiten. Am Dienstag stellten sie ihre Pläne vor.

Wiesbaden bekommt eine „Altstadt 2.0“

Lange war ungewiss, was aus dem Areal der City Passage zwischen Schwalbacher Straße, Kirchgasse und Faulbrunnenstraße wird. Nach jahrelangem Leerstand einigte sich die Stadtverordnetenversammlung zunächst darauf, das Gebäude an einen privaten Investor zu verkaufen. Letztes Jahr scheiterten die Verhandlungen jedoch und die Stadt startete ein neues, EU-weites Vergabeverfahren, um einen neuen Käufer zu finden, der das Areal endlich wiederbelebt. In der Zwischenzeit musste das marode Parkhaus geschlossen werden.

Jetzt steht fest: Der Investor und Projektentwickler „Art-Invest Real Estate“ soll für seine Planung mit dem Architekturbüro KSP Engel den Zuschlag bekommen. Zwar muss die Stadtverordnetenversammlung dem Kaufvertrag noch zustimmen, die Planer stellten jedoch schon jetzt ihre Vision vor. Auf einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Oberbürgermeister Gert-Uwe Mende (SPD), Verantwortlichen der WVV Wiesbaden Holding GmbH und der SEG Stadtentwicklungsgesellschaft Wiesbaden mbH gaben sie am Dienstag einen ersten Einblick in ihre Entwürfe.

Mauritius-Höfe sollen Innenstadt wiederbeleben

Aus dem rund 7200 Quadratmeter großen Areal soll demnach das Quartier „Mauritius-Höfe“ werden. Es werden mehrere neue Gebäude gebaut, die aber keinen Block darstellen sollen, sondern von Wegen durchzogen werden. Das war auch eine der Voraussetzungen im Bieterverfahren. Es wird also eine Verbindung zwischen Schwalbacher Straße, Kirchgasse und Kleine Schwalbacher Straße geben. Auch eine Anbindung an die Faulbrunnenstraße ist geplant. Die Häuser werden unterschiedlich hoch gebaut, an der Schwalbacher Straße sind sie höher und werden hin zur Faulbrunnenstraße und Kirchgasse gestaffelt niedriger. In der Mitte entsteht ein kleiner Platz, an dem man sich aufhalten kann. „Wir können uns vorstellen, dass dort auch Straßenkünstler-Festivals oder kleine Musikkonzerte stattfinden können“, sagt Thomas Busse, Geschäftsführer bei KSP Engel.

Die Dächer werden begrünt und begehbar. Sie sollen mit Dachgärten und zum Teil mit Photovoltaik-Elementen ausgestattet werden. Außerdem wolle man mit Holz aus zertifizierter Forstwirtschaft arbeiten. Alle Gebäude werden so geplant, dass im Erdgeschoss Platz für Gastronomie und Einzelhandel ist und in den Stockwerken darüber die Büros, ein Hotel, Wohnungen und ein Fitnessstudio einziehen können. So soll das Viertel 24 Stunden am Tag belebt sein. Das heutige Parkhaus in der City Passage wird wie angekündigt abgerissen, ein neues wird es nicht geben. „Wir versuchen den Individualverkehr zu minimieren“, so Busse. Es wird lediglich 80 Stellplätze zum Anmieten geben, mit E-Ladestationen und Carsharing-Plätzen. Zudem soll es Fahrradstellplätze im Freien und ein zentrales Fahrradparkhaus geben.

„Neudeutsch könnte man es ‘Altstadt 2.0’ nennen“, fasst Andreas Guntrum, Geschäftsführer der SEG, die Planungen zusammen. Er habe sich vor 15 Jahren zum ersten Mal mit dem Areal befasst, als der eigentliche Eigentümer die City Passage verkaufte. Dementsprechend sei er sehr froh, dass es jetzt ein gutes Konzept gebe, das man in den letzten Monaten gemeinsam mit den künftigen Käufern ausgearbeitet habe. „Für mich ist das heute ein emotionaler Moment, nach so einer langen Wegstrecke.“

Quartier soll 2027 eröffnet werden

Der eigentliche Weg hin zum Quartier beginnt jetzt aber erst. Die Stadtverordnetenversammlung wird am 10. Februar über den konkreten Vertragstext entscheiden. Dann muss der Vertrag unterschrieben, der Bauantrag eingereicht und die Genehmigung erteilt werden, bevor der Bau starten kann. Andreas Guntrum hat aber bereits das Ende der Bauarbeiten im Blick: „2027 ist ein realistischer Zeitpunkt, an dem wir dort gemeinsam ein Band durchschneiden und anstoßen können.“

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