Im Raum Wiesbaden macht derzeit in den sozialen Medien ein Foto die Runde. Es zeigt ein Tier, das tatsächlich ein Wolf sein könnte. Aufgenommen wurde es laut Bildnachweis am vergangenen Montag (13. März) um 8:14 Uhr im Wald von Niederhausen.
Die Wolfssichtung „beschäftigt gerade viele Menschen in unserer Gemeinde“, schrieb nun am Mittwoch Bürgermeister Joachim Reimann. „Natürlich“ könne man weiterhin draußen spazieren gehen, Hunde sollen aber angeleint werden. Dass der Wolf aufgetaucht sei, sei „keine Überraschung“. So habe es in diesem Jahr bereits mehrere Wolfssichtungen im Rhein-Taunus-Kreis gegeben.
Bereits 25 Wölfe in diesem Jahr in Hessen gesichtet
Wer einen Wolf in Hessen sichtet, meldet das an das Wolfszentrum Hessen (HLNUG), das zum Hessischen Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie gehört. Hier werden die Bilder von Experten ausgewertet. Auch das Foto aus Niedernhausen liegt dem HLNUG vor – und wird nun genau unter die Lupe genommen. „Ob es sich bei dem Tier auf dem Foto um einen Wolf handelt, muss anhand der bundesweiten Monitoringstandards verifiziert werden. Eine Bewertung steht derzeit noch aus“, teilt Annika Ploenes vom HLNUG auf Merkurist-Anfrage mit. Auch der Standort müsse noch verifiziert werden.
Sobald beide Prüfungen abgeschlossen seien und das Foto als sicherer Wolfsnachweis gelte, werde die Information auf der Webseite unter der Rubrik „Wolfsnachweise“ aufgeführt werden. Hier geht auch hervor, dass in diesem Jahr bereits 25 Wölfe in Hessen gesichtet wurden, unter anderem in Oestrich-Winkel und Lorch.
Darüber, wer den Wolf in Niedernhausen gesehen und fotografiert hat, könne man aus Datenschutzgründen keine Angaben machen. Unklar sei auch, ob der Wolf durch die Region gezogen oder tatsächlich in der Gegend sesshaft ist. Bereits seit einigen Jahren sei im Rheingau-Taunus-Kreis ein Wolfspaar sesshaft, das im Jahr 2021 auch den ersten hessischen Wolfsnachwuchs bekommen habe, erklärt Ploenes. Seitdem sei nachweislich ein ganzes Rudel hier sesshaft. Sobald sich ein Rudel niedergelassen habe, würde es im selben Territorium keine weiteren Wölfe zulassen. „Angrenzend an ein bestehendes Territorium können sich durchaus weitere Wölfe niederlassen“, so Ploenes. Und mit durchziehenden Wölfen sei in ganz Hessen zu rechnen.
Gefährlicher als etwa Hunde oder Wildschweine seien Wölfe für den Menschen nicht. Allgemein seien sie scheu und ziehen sich zurück, wenn sie Menschen wittern. Und sollte der Wolf wider Erwarten nicht davonlaufen? „Machen Sie Lärm. Versuchen Sie das Tier einzuschüchtern, in dem Sie sich großmachen“, rät Ploenes. Wichtig sei zudem, den Wolf nicht zu füttern und keine Essensreste liegenzulassen. Weitere Hinweise und Verhaltenstipps findet ihr hier.
Hintergrund
Wölfe wurden in Deutschland noch bis Mitte des 19. Jahrhunderts gejagt und dadurch ausgerottet, so auch in Hessen. Nun erobern sie ihre alten Gebiete langsam zurück. Im vergangenen Jahr konnten 180 Wölfe in Hessen nachgewiesen werden. Auch in der der Nähe von Oestrich-Winkel wohnt ein Wolfspaar. Es war das erste hessische Wolfspaar, das vor zweieinhalb Jahren nachgewiesen werden konnte. Der Wolf gehört zu den streng geschützten Tierarten, so ist es im Bundesnaturschutzgesetz geregelt. Er darf also nicht gejagt werden.