In einer Großaktion mit 324 Polizisten hat die BAO FOKUS* die Wohnungen von 106 Männern und Frauen in ganz Hessen durchsucht, unter anderem auch in Wiesbaden. Hintergrund der Durchsuchungen war die Verfolgung von Kinderpornografie und sexuellem Missbrauch von Kindern, so das Hessische Landeskriminalamt (LKA).
Von den insgesamt 106 betroffenen Personen sollen 97 Kinder- oder Jugendpornografie hergestellt, besessen oder verbreitet haben. Neun sollen selbst Kinder oder Jugendliche sexuell missbraucht haben. Festgenommen wurde bei den Hausdurchsuchungen noch niemand, allerdings wurden mehrere Beschuldigte zur Vernehmung auf die nächstgelegene Polizeistation gebracht. Außerdem wurden laut LKA insgesamt 126 Smartphones sichergestellt, zudem 112 Computer und Laptops, 153 USB-Sticks, 321 CDs und DVDs sowie 279 weitere deliktsspezifische Gegenstände. Diese sollen nun ausgewertet werden, um die jeweiligen Vorwürfe zu erhärten oder zu entkräften.
Zwischen den Ermittlungsverfahren besteht nach jetzigem Kenntnisstand kein Zusammenhang. Beim Großeinsatz handelte es sich um eine sogenannte konzertierte Aktion, bei der innerhalb eines kurzen Zeitraums mehrere Durchsuchungsbeschlüsse der hessischen Staatsanwaltschaften vollstreckt wurden. Außer in Wiesbaden fanden auch Einsätze in Darmstadt, Frankfurt, Offenbach und Hanau statt, sowie in den Landkreisen Bergstraße, Darmstadt-Dieburg, Fulda, Groß-Gerau, Kassel, Lahn-Dill, Limburg-Weilburg, Main-Kinzig, Main-Taunus, Marburg-Biedenkopf, Rheingau-Taunus, Schwalm-Eder, Odenwald, Offenbach, Vogelsberg und Wetterau.
Das LKA Hessen ruft dazu auf, Fälle von sexuellem Kindesmissbrauch anzuzeigen – auch, wenn sie mehrere Jahre zurückliegen. Die strafrechtlichen Verjährungsfristen für sexuellen Kindesmissbrauch betragen je nach Schwere der Tat zwischen 5 und 20 Jahren. Zudem ruhen die Verjährungsfristen in diesen Fällen bis zum vollendeten 30. Lebensjahr des Opfers.
*Die BAO FOKUS
Die BAO FOKUS (Besondere Aufbauorganisation für fallübergreifende Organisationsstruktur gegen Kinderpornografie und sexuellen Missbrauch von Kindern) wurde aufgrund steigender Fallzahlen im Bereich der sexualisierten Gewalt gegen Kinder und Jugendliche im Oktober 2020 gegründet. Seither wurden 56 Haftbefehle vollstreckt, über 1700 Beschuldigte erkennungsdienstlich behandelt und mehr als 60.000 Datenträger sichergestellt. In der BAO arbeiten hessenweit über 300 Personen, davon sind über 190 Ermittler. Sie ist organisatorisch im Hessischen Landeskriminalamt angesiedelt.
