Wiesbaden erinnert an Opfer des Nationalsozialismus

Vor 80 Jahren wurde das Konzentrationslager Auschwitz befreit. Zum Gedenktag am 27. Januar finden in Wiesbaden zahlreiche Veranstaltungen statt.

Wiesbaden erinnert an Opfer des Nationalsozialismus

Vor genau 80 Jahren, am 27. Januar 1945, befreite die Rote Armee das Konzentrationslager Auschwitz. Aus diesem Anlass finden in Wiesbaden noch bis in den Februar mehrere Veranstaltungen zum Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus statt, wie die Stadt mitteilt.

Gedenkveranstaltung am 27. Januar

Die zentrale Gedenkveranstaltung der Stadt findet am heutigen Montag um 19 Uhr im Stadtverordnetensitzungssaal statt. Außer Reden von Stadtverordnetenvorsteher Gerhard Obermayr (CDU) und Oberbürgermeister Gert-Uwe Mende (SPD) hält Prof. Dr. Sascha Feuchert von der Universität Gießen einen Fachvortrag. Darin geht es um die Rolle von Literatur in Ghettos und Konzentrationslagern. „An diesem besonderen Gedenktag kommen im Rahmen des Fachvortrags auch die Opfer und ihre Werke selbst zu Wort“, kündigt die Stadt an.

Für die Veranstaltung ist eine Anmeldung erforderlich: unter veranstaltung-stadtarchiv@wiesbaden.de oder telefonisch unter 0611 / 313080.

Zeitzeugengespräch in der Jüdischen Gemeinde

Mit der Reihe „Erinnern an die Opfer“ sind auch über den 27. Januar hinaus noch Gedenkveranstaltungen in Wiesbaden geplant – darunter auch ein Zeitzeugengespräch. Das Ehepaar Naftali und Sofie Rottenberg überlebte die Shoah versteckt in Wiesbaden. Am 10. Februar steht ihr Leben im Mittelpunkt einer Veranstaltung in der Jüdischen Gemeinde Wiesbaden.

Vor allem Naftali Rottenberg war nach 1945 bis zu seinem Tod 1961 an der Wiedergründung und dem Aufbau der Jüdischen Gemeinde Wiesbaden beteiligt. Der Rundgang „ Im Versteck überlebt“ führt zu Stationen seines Lebens. Anschließend berichtet ein Mitglied der Jüdischen Gemeinde von der Zeit des Wiederaufbaus.

Filme, Führungen und Ausstellungen

Das Murnau-Filmtheater und die Caligari Filmbühne zeigen Filme zu den Themen Widerstand, Shoah und Gedenken, auch für Schüler. Das Freie Theater Wiesbaden ist mit einem Kurzfilm und einer szenischen Lesung zu Gast.

Am 28. Januar können Interessierte bei einer Führung durch das Alte Gericht die Spuren jüdischer Schicksale verfolgen. Am 31. Januar wird live auf YouTube über „Stigma und Kontrolle: Soziale Arbeit und die Verfolgung von ‘Asozialen’“ diskutiert.

Noch bis zum 30. Januar läuft die Ausstellung „Der Tod ist ständig unter uns“ im Rathaus, das Hessische Landesarchiv zeigt noch bis zum 28. Februar die Ausstellung „Zwischen Nonkonformität und Widerstand“ mit Führungen und Workshops. Am 9. Februar wird im Aktiven Museum Spiegelgasse für deutsch-jüdische Geschichte die Dauerausstellung „Sie sind nicht vergessen“ eröffnet.

„Erinnerungskultur ist unabdingbar“

„Eine aktuelle Studie aus Nordrhein-Westfalen zeigt, dass mit dem zeitlichen Abstand zur NS-Zeit und dem Holocaust scheinbar auch der emotionale Abstand größer wird“, sagt Kulturdezernent Hendrik Schmehl. „Die Untersuchung legt offen, dass etwa die Hälfte der Befragten die Erinnerung an die Shoah ablehnt. Das muss uns alarmieren.“ Die Erinnerungskultur sei in einer sich ständig verändernden Welt „unabdingbar“, um aus der Vergangenheit zu lernen und sich kritisch mit historischen Ereignissen auseinanderzusetzen.

Weitere Informationen zu den Veranstaltungen gibt es unter www.wiesbaden.de/erinnern.