Tempo 40 auf dem 1. Ring, mehrere neue Fußgängerzonen oder der alljährliche Superblock im Rheingauviertel: Was eigentlich für mehr Lebensqualität, Sicherheit und Klimaschutz sorgen soll, treibt Autofahrer in Wiesbaden immer weiter zur Verzweiflung. Mit einer neuen Regelung will die Stadtverwaltung Autofahrern nun etwas mehr Freiraum geben – zumindest einmal im Monat.
„Auto-Samstag“ gut für Einzelhandel
„An jedem ersten Samstag im Monat wird die komplette Wiesbadener Fußgängerzone mit dem Auto befahrbar sein“, kündigt Projektmanager Stefan-Clemens Herz aus dem Verkehrsdezernat gegenüber Merkurist an. Laut Stadt sollen von der Regelung nicht nur Autofahrer, sondern auch der Einzelhandel in der Innenstadt profitieren. „Einige Händler haben sogar schon Bauanträge eingereicht, um temporäre ‘Drive-In’-Spuren aufzustellen“, sagt Herz. „Dann müssen Autofreunde nicht einmal aussteigen, um ihre Einkäufe zu erledigen oder sich eine Waffel auf die Hand zu holen.“
Der sogenannte Auto-Samstag werde aber nicht nur die Fußgängerzone betreffen. Auch die Hauptverkehrsachsen in der Stadt sollen einmal im Monat für Menschen mit fahrbarem Untersatz attraktiver werden. Statt Tempo 50 oder 40 soll an den Auto-Samstagen dann auf dem 1. und 2. Ring, der Rheinstraße und der Schwalbacher Straße Tempo 70 gelten. „Wir müssen mal schauen, wie wir das mit der Dauerbaustelle an der Schwalbacher Straße machen“, räumt Herz ein. „Aber da wird sich schon eine Lösung finden.“ Notfalls könne er sich vorstellen, dass der schnelle Verkehrsstrom stehende Autofahrer, die am Vorabend an der Baustelle eingeschlafen seien, einfach mitreiße und so das Stauproblem in der Stadt lösen könnte. „Wie eine gute Darmspülung“, erklärt der Projektmanager.
Neue digitale Verkehrsschilder
Wann genau der erste Auto-Samstag stattfinden soll, stehe noch nicht fest. „Zuerst müssen wir die dafür notwendige Infrastruktur bereitstellen.“ So sollen alle gedruckten Verkehrsschilder in der Innenstadt, die auf Fußgängerzonen und Tempolimits hinweisen, durch digitale Verkehrsschilder ersetzt werden. Diese würden dann an den betreffenden Samstagen umgestellt, um alle Verkehrsteilnehmer über die neue Regelung zu informieren und die Sicherheit auf den Straßen zu gewährleisten. „Wir haben zwar erst im Sommer rund 200 neue Verkehrsschilder aufgestellt, aber die Zufriedenheit unserer Autofahrer ist uns diesen Griff in die Stadtkasse wert.“
Dass es aufgrund der neuen Regelung zu mehr Unfällen kommen könnte, glaubt Herz nicht. „Es fahren ja jetzt schon etliche Autofahrer einfach durch die Fußgängerzone und halten sich nicht an die Geschwindigkeitsbegrenzung.“ Dieses Verhalten einmal pro Monat zu legalisieren, werde die Verkehrssicherheit sogar erhöhen – etwa wie im Film „The Purge“, so der Projektmanager. Im dystopischen Horrorfilm aus dem Jahr 2013 sind einmal im Jahr alle Verbrechen erlaubt, um die Kriminalitätsraten niedrig zu halten, inklusive Mord. „Ich habe den Film zwar nicht zu Ende geschaut, aber das Konzept erscheint mir durchaus sinnvoll.“
Inspiration für den Auto-Samstag in Wiesbaden sei nicht nur der Horrorfilm gewesen, sondern auch der 0-Euro-Samstag in der Nachbarstadt Mainz. Dort ist der gesamte ÖPNV am ersten Samstag im Monat kostenlos. „Damit können wir in Wiesbaden aber leider niemanden in die Stadt locken“, so Herz. „Das Busangebot ist einfach zu schlecht, das würde auch kostenlos niemand nutzen.“
Ihr habt es schon erkannt: Es handelt sich natürlich um einen Aprilscherz.