Wie schlimm ist der Zustand der Brücken in Wiesbaden und Umgebung?

Nach dem Einsturz der Carolabrücke in Dresden wird wieder Kritik am Zustand der deutschen Brücken laut. Wie kritisch ist die Lage? Eine Studie zeigt ernüchternde Ergebnisse, auch für die Brücken in und um Wiesbaden.

Wie schlimm ist der Zustand der Brücken in Wiesbaden und Umgebung?

Noch immer ist unklar, warum die Carolabrücke in Dresden vergangene Woche eingestürzt ist. Wie durch ein Wunder kam niemand zu Schaden – erst 18 Minuten zuvor war noch eine Straßenbahn über die Elbebrücke gefahren. Um kurz nach 3 Uhr in der Nacht stürzten die Schienen ins Wasser. Saniert wurde die Carolabrücke aus den 1970er-Jahren bereits seit 2019.

Nun stellen sich viele die Frage: Wie steht es um die Brücken in ihrer Umgebung? Die ZEIT hat die Traglast der Brücken Deutschlands auf Basis von Daten der Bundesanstalt für Straßenwesen ausgewertet. Das Ergebnis: In vielen Teilen Deutschlands, auch im Rhein-Main-Gebiet, haben etliche Brücken einen „mangelhaften“ oder sogar „ungenügenden“ Zustand. Darunter zählen etwa die Weisenauer Brücke bei Ginsheim-Gustavsburg und die Anschlussstelle Mainz-Mombach (L423).

Kleinere Brücken teils in schlechtem Zustand

„Ungenügend“ bekamen auch die Anschlussstelle Äppelallee bei Wiesbaden-Schierstein, die Erich-Ollenhauer-Straße und die Überführung an der Gemeindestraße (Am hohen Stein) in Biebrich. Auch in Hochheim, im Rheingau und um Rüsselsheim herum sind laut den Daten zahlreiche Brücken in einem schlechten Zustand. „Mangelhaft“ bekamen etwa die Anschlussstellen Wiesbaden-Erbenheim (A66) sowie die Mainbrücke in Kostheim.

Die Brücken in Deutschland stehen immer wieder stehen in der Kritik. Sie seien in die Jahre gekommen, marode, würden den heutigen Lasten nicht mehr standhalten. Bekanntestes Beispiel in der Nähe ist die Salzbachtalbrücke in Wiesbaden. Die 1963 errichtete Brücke, auf der die A66 verläuft, musste vor drei Jahren gesprengt und neu gebaut werden, da Risse festgestellt worden waren. Auch ein Ersatzneubau der Schiersteiner Brücke (A643) zwischen Mainz und Wiesbaden war notwendig. Die Brücke stammt aus den frühen 1960er Jahren und war ursprünglich für 20.000 Fahrzeuge täglich ausgelegt. Heute überqueren pro Tag bis zu 90.000 Fahrzeuge die Brücke, die zudem deutlich schwerer sind.

Brücken halten Belastungen nicht mehr stand

Der Grund für die Probleme am Zustand der Brücken laut der Bundesingenieurskammer: ein „jahrelanger Investitionsstau“, so die ZEIT. Demnach haben 2397 Brücken in Deutschland den schlechtesten Traglastindex, weitere 3528 den zweitschlechtesten. Tausende Brücken müssten saniert werden, da Brücken durchschnittlich eine Nutzungsdauer von 70 Jahren haben und nun eigentlich ersetzt werden müssten. Auch 42 Prozent der kleineren Ortsbrücken oder Brücken an Landstraßen seien in einem unbefriedigendem Zustand.

„Viele der Brücken sind bereits heute am Rande ihrer Belastungsgrenzen. Ein weiteres Aufschieben von Sanierungen können wir uns aus Sicherheitsgründen nicht leisten“, warnt daher der Präsident der Bundesingenieurkammer in der ZEIT.