In mehr als 50 Jahren „Aktenzeichen XY…ungelöst“ wurden in der ZDF-Show Tausende Verbrechen präsentiert. Dabei standen auch besonders tragische Verbrechen im Fokus. In unserer Serie stellen wir euch die bewegendsten Fälle aus Wiesbaden vor. Bei den Morden an einem Wachmann und einem Industriellen, die 1969 innerhalb von zwei Wochen begangen wurden, konnte die Polizei ermitteln, dass es sich um ein und dasselbe Täter-Duo handeln muss. Nur nachweisen, dass sie die Morde begangen haben, konnten es die Beamten den beiden Verbrechern zunächst nicht.
Wachmann ins Herz geschossen
Das Räuber-Duo brach am 23. Mai 1969, nachts gegen 0:30 Uhr, in eine Firma für Stahlbau in Biebrich ein. Dort suchten sie nach wertvollen Gegenständen, ohne großen Erfolg zu haben. Zur etwa gleichen Zeit machte sich dann der Wiesbadener Wachmann Malte K., Mitarbeiter einer von der Stahlbaugesellschaft beauftragten Sicherheitsfirma, auf zum Firmengelände, um es zu kontrollieren. Gegen 0:40 Uhr erreichte K. den Komplex, seinen verletzten Wachhund ließ er bei seinem Rundgang im Auto zurück. Als K. schließlich die Innenräume der Firma kontrollierte, geschah das Unfassbare: Er wurde von den Einbrechern erschossen. Eine Kugel traf ihn mitten ins Herz.
Der Mord an dem 25-jährigen Wachmann veranlasste die Kripo schließlich erneut, sich um einen Einbruch zu kümmern, der 14 Tage vorher, ganz in der Nähe von Wiesbaden, in Schwalbach verübt worden war. Am 6. Mai 1969 hatten hier Unbekannte das Direktionsbüro einer Fabrik für elektronische Geräte durchsucht und Spuren hinterlassen, aus denen geschlossen werden konnte, dass in beiden Fällen dieselben Täter am Werk waren. Nachdem die Polizei die Firma erneut aufsuchte und die Inhaber, darunter Hans Eberhard K., befragte, glaubten die Firmen-Chefs schließlich, den Fall selbst lösen zu können. So brachten sie in Erfahrung, dass der Einbruch möglicherweise von einem ehemaligen Mitarbeiter des Unternehmens begangen worden sei.
Skrupellos Feuer eröffnet
Nun rechneten sie damit, dass der Einbrecher noch ein zweites Mal zuschlagen könnte. Denn der von ihnen verdächtigte Mann, so erfuhren die beiden, hatte sich angeblich erkundigt, wie lange sich die Chefs abends im Betrieb aufhalten. Darauf wachten die Firmeninhaber nächtelang vor Ort, ob sich nicht etwas tut. Doch wie sich herausstellte, war der verdächtigte Ex-Mitarbeiter nicht der Einbrecher.
Ein tragischer Zufall wollte es dann aber so, dass die tatsächlichen Einbrecher in einer dieser Nächte in der Firma erschienen. Vermutlich wollten diese den Tresor abholen, den sie beim ersten Einbruch entdeckt haben mussten. Auch hier zückten die Einbrecher sofort die Waffe, als sie auf die schon fast eingenickten Firmenchefs trafen und eröffneten das Feuer auf die beiden. Während ein Firmeninhaber infolge der Schüsse querschnittsgelähmt schwer verletzt überlebte, kam für Hans Eberhard K. jede Hilfe zu spät, er starb noch vor Ort.
Infolge ihrer Ermittlungen konnten die Kriminalbeamten schließlich zwei Männer festnehmen, die Waffen hatten, mit denen in Wiesbaden und Schwalbach Schüsse abgegeben wurden. Doch das Männer-Duo beteuerte, die Waffen zum Zeitpunkt der Morde noch nicht besessen und sie erst später von Unbekannten erworben zu haben. Doch nach der Vorstellung des Falls in der ZDF-Sendung „Aktenzeichen XY“ konnte beiden Männer schließlich doch nachgewiesen werden, dass sie die Täter in beiden Fällen waren. Das Räuber-Duo wurde somit wegen Doppelmords 1971 zu lebenslanger Haft verurteilt, wie unter anderem der „Spiegel“ berichtet.