Im Frühjahr war öffentlich bekanntgeworden, dass gleichgeschlechtliche Paare im Jahr 2022 bei der Erstellung medizinischer Gutachten zur Adoption unrechtmäßig benachteiligt worden waren (wir berichteten). Nun werden erste Ergebnisse der Aufarbeitung des Skandals, die bei einem „Runden Tisch“ erörtert wurden, bekanntgegeben. Das teilt die Stadt Wiesbaden mit.
Beschuldigte Gutachter entlassen
Nach Bekanntwerden des Vorfalls hatte sich Oberbürgermeister Gert-Uwe Mende (SPD) im Mai persönlich bei den Betroffenen entschuldigt. Kurz danach lud Gesundheitsdezernentin Milena Löbcke (Linke) direkt nach Amtsantritt im Juli zu einem Runden Tisch ein, um Schlussfolgerungen aus diesen Fällen zu ziehen und vergleichbare Fehlbegutachtungen zukünftig zu verhindern. Daran nahmen verschiedene Vereine und Verbände der queeren Wiesbadener Community, die Amtsleitungen des Gesundheitsamtes und des Personalamtes, der Leiter der LSBT*IQ-Koordinierungsstelle der Landeshauptstadt Wiesbaden und die Gesundheitsdezernentin teil.
Wie Löbcke nun erklärte, sei es ihr wichtig zu betonen, dass die beschuldigten Gutachterinnen und Gutachter nicht mehr im Gesundheitsamt Wiesbaden beschäftigt sind. Zudem würden alle Mitarbeiter des Gesundheitsamtes Wiesbaden bis zum Jahresende eine Schulung unter anderem zu Fragen der Diversität absolvieren. Außerdem müssen ablehnende Gutachten zukünftig vor Versand „durch die vorgesetzte Ebene freigezeichnet“ werden. Außerdem wird unter den Amtsärzten ein verbindlicher regelmäßiger Austausch (Qualitätszirkel) eingeführt.
Im Anschluss an die ersten Ergebnisse des Runden Tisches stellt Löbcke klar: „Ich bin froh, dass ich heute noch mal gegenüber den Vertreterinnen und Vertretern der queeren Community deutlich machen konnte, dass es in Wiesbaden keinen Platz für diskriminierendes Verhalten aufgrund der sexuellen Orientierung oder geschlechtlichen Identität geben darf. Wir werden weiterhin in einem engen Austausch bleiben.“