Ärger um „Verkehrschaos“ wegen Wiesbadener Pförtnerampel

Stau statt freier Fahrt: Dieses Szenario gibt es offenbar nahezu jeden Abend auf der Abraham-Lincoln-Straße. Einige Autofahrer machen dafür die Pförtnerampel verantwortlich. Wie die Verwaltung die Situation bewertet.

Ärger um „Verkehrschaos“ wegen Wiesbadener Pförtnerampel

Max ist genervt: Meist täglich, wenn er sich auf seinen Feierabend freut, schlägt die Vorfreude häufig ziemlich schnell in Frust um. Verantwortlich dafür macht er die Pförtnerampel in der Abraham-Lincoln-Straße, die er auf seinem Heimweg passieren muss. „Jeden Nachmittag ab halb 5 bricht in der Abraham-Lincoln-Straße stadteinwärts aufgrund der Pförtnerampel ein Verkehrschaos aus. Die Autos stehen hoch bis zur Tankstelle“, gibt Max an.

Er arbeite seit elf Jahren in der Abraham-Lincoln-Straße und nie sei dort Stau gewesen. „Erst mit dieser Ampel kam der künstlich erzeugte Stau.“ Die Ampel sei sinnfrei. Wie Max anführt, hätten die stadteinwärts fahrenden Autos auf der Berliner Straße zur selben Zeit grün, wie die aus der Abraham-Lincoln-Straße kommenden Autos. So mache es keinen Sinn und verursache auf der früher staufreien Abraham-Lincoln-Straße nun auch Stau parallel zur Berliner Straße.

Kritik „aus Sicht des einzelnen Autofahrers nachvollziehbar“

Doch wie bewertet die Verwaltung die aktuelle Situation vor Ort? Auf Anfrage von Merkurist erklärt das Tiefbau- und Vermessungsamt mit, dass unter Berücksichtigung des allgemein üblichen Anstiegs der Verkehrsmenge im Herbst und der Baustelle auf der A66 sich die Situation vor Ort „in einem erwartbaren normalen Rahmen“ bewege. Dies gelte auch für den Rückstau in der Abendspitze.

Generell, so heißt es aus dem Amt, sei es Ziel der Pförtnerampel gewesen, dass es auf den innerstädtischen Straßen zu weniger Stau kommt als bei ungesteuertem Zufluss. Somit habe sich die Ampel in der vergangenen Zeit also bewährt. Die Staus hätten dadurch aus der Innenstadt in Bereiche verlagert werden können, wo weniger Menschen belastet würden.

Gleichwohl gibt die Verwaltung an, dass es immer mal wieder vereinzelte Anfragen und kritische Kommentare zu der Pförtnerampel gebe. „Aus der Sicht des einzelnen Autofahrers, der gerade Rot angezeigt bekommt, mag diese Empfindung nachvollziehbar sein.“ Zu berücksichtigen sei jedoch vielmehr in der Gesamtsicht, dass wenn alle Autofahrer gleichzeitig in die Stadt hineingelassen würden, sie dort im Stau stehen würden.

Pförtnerampel bald Geschichte?

Dies habe sich in der Vergangenheit in wenigen Fällen eindrücklich gezeigt, als einmal ein Detektor ausgefallen war und die Anlage auf Dauergrün geschaltet habe, teilt das Tiefbau- und Vermessungsamt. „Hier kam es dann recht schnell auf dem 1. Ring vom Hauptbahnhof bis auf Höhe der Unterführung zu Rückstaus. Sobald die Anlage wieder funktionierte, waren diese wieder reduziert und der Verkehr floss auf dem 1. Ring in Richtung Hauptbahnhof wieder besser.“

Grundsätzlich werde die Verkehrslage in der Abraham-Lincoln-Straße ständig aus der Leitstelle heraus, auch mithilfe der Verkehrskameras, beobachtet. Bei Auffälligkeiten in bestimmten Bereichen würde auch vor Ort überprüft und gegebenenfalls Schaltungen angepasst. Dass die Pförtnerampel dort eines Tages auch wieder abgebaut wird, scheint unwahrscheinlich. „Grundsätzlich soll die Möglichkeit der Zufluss-Steuerung an den Einfallstraßen erhalten bleiben“, heißt es aus dem Amt. Die Ampel sei Teil des Gesamtsystems, mit dem ein Dieselfahrverbot für die gesamte Stadt abgewendet werden konnte. Sie diene zudem der Beschleunigung des Busverkehrs.