16. August 1875: Als die erste Pferdebahn durch Wiesbaden fuhr

Am 16. August 1875 fuhr in Wiesbaden zum ersten Mal eine Pferdebahn – auf den Tag genau vor 150 Jahren. Es war der Beginn des öffentlichen Nahverkehrs in der Stadt.

16. August 1875: Als die erste Pferdebahn durch Wiesbaden fuhr

Am 16. August 1875 begann in Wiesbaden ein neues Kapitel in Sachen Mobilität: Die erste Pferdebahn nahm zwischen Unterer Rheinstraße und Nerotal den Betrieb auf. Laut ESWE Verkehr war Wiesbaden damit die elfte Stadt im Deutschen Kaiserreich mit einer Trambahn.

Dabei war der Start alles andere als selbstverständlich. Bereits 1872 diskutierten Stadtverordnete und Bürger kontrovers über die Pläne des dänischen Ingenieurs A. W. Møller, der die Vorteile einer Straßenbahn anpries. Im Rheinischen Kurier hieß es damals skeptisch: „Es ist mir gänzlich unverständlich, wie Jemand, der eine Pferdebahn gesehen, in allem Ernst eine solche in den engen Straßen von Wiesbaden für möglich halten kann!“

Vom Kurbetrieb zum Taktverkehr

Wiesbaden war zu dieser Zeit eine Kur- und Kongressstadt, die viele Besucher aus aller Welt anzog. Zwischen 1820 und 1880 hatte sich die Bevölkerung verzehnfacht. Der wachsende Verkehr zwischen Innenstadt und Umland machte eine moderne Lösung notwendig. Nach Zustimmung der Politik im Jahr 1875 fuhren die Wagen bald im Acht-Minuten-Takt, täglich nutzten bis zu 2000 Fahrgäste das neue Verkehrsmittel.

Die Pferdebahn bereitete den Boden für weitere öffentliche Verkehrsmittel: 1896 kam die erste elektrische Straßenbahn ins Rollen und löste Pferde- und Dampfbahnbetrieb vollständig ab. Bis 1900 war das gesamte Netz elektrifiziert, neue Linien verbanden immer mehr Stadtteile.

Neue Gesellschaften, neue Wege

Ein wichtiger Akteur wurde die Süddeutsche Eisenbahngesellschaft (SEG), die ab 1895 auch die Wiesbadener Straßenbahnen betrieb. Ab 1929 gingen die Linien in städtischen Besitz über, und Schritt für Schritt ersetzten Omnibusse die Straßenbahnen. 1954 endete schließlich der Betrieb der letzten Tramlinien.

Schon vorher hatte sich der Nahverkehr weiter diversifiziert: 1913 starteten die „Blauen Kurautobusse“ für Ausflüge in Taunus und Rheingau. 1922 kam die erste innerstädtische Buslinie zwischen Luisenplatz und Schierstein hinzu.

Überbleibsel der Wiesbadener Straßenbahnen ist die Nerobergbahn, die 1888 eröffnet wurde und bis heute fährt. Die wasserbetriebene Standseilbahn überwindet auf 438 Metern Strecke 83 Höhenmeter – steilste Stelle: 26 Prozent. Sie gilt als die letzte ihrer Bauart in Deutschland und steht unter Denkmalschutz.

Weitere Informationen, Fotos und auch Videos zur Geschichte des ÖPNV in Wiesbaden findet ihr auf der Website von ESWE Verkehr.