Blackout – das bedeutet im schlechtesten Fall einen Totalausfall der Festnetz- und Mobiltelefone, der Heizung, der Tankstellen und vieler weiterer Einrichtungen. Ausgelöst werden kann ein solcher Mega-Stromausfall von Abweichungen von den normalen Stromflussmengen in den europäischen Versorgungsnetzen, die miteinander verbunden sind. Ein gezielter Hacker-Angriff kann beispielsweise einen solchen Blackout bewirken. Der Ukraine-Krieg und die mit ihm verbundene Energiekrise haben große Stromausfälle wahrscheinlicher gemacht.
Darum will die Verbandsgemeinde Rhein-Selz vorbereitet sein. Im August 2022 hat sie einen Verwaltungsstab ins Leben gerufen, der einen Notfallplan für Stromausfälle von bis zu 96 Stunden ausarbeitet. Diese Zeitspanne will die Verbandsgemeinde zur Not ohne Hilfe vom Kreis bewältigen können, wenn es plötzlich dunkel werden sollte, so Bürgermeister Martin Groth. Er wolle keine Panik verbreiten: Ein Blackout sei nach wie vor sehr unwahrscheinlich. Man sei dennoch lieber gerüstet, als überrascht zu werden, wenn es doch dazu kommen sollte.
Informieren, wenn die Telefonleitung tot ist
In einem ersten Schritt müsse der Bürgermeister der Verbandsgemeinde den Blackout-Notfall verkünden, so Büroleiter Reinhold Pfuhl. Dafür müsse er aber erst einmal informiert werden. Und schon da fangen die Probleme an: Bei einem Blackout können die Telefonnetze zusammenbrechen. Darum hat Groth jetzt ein Satellitentelefon. Das allerdings funktioniere nur, wenn der Benutzer Sichtkontakt zum Mast habe. Letztlich müsste der Bürgermeister also eventuell von Boten benachrichtigt werden. Als nächstes würde er sich dann ins Feuerwehrgerätehaus begeben. Die Feuerwehren würden bei einem Blackout zu Notrufannahmestellen. Wenn sich dort dann immer mehr Leute versammeln würden, würde der Notfall ausgerufen.
Dann stehe die Information der Bevölkerung an. Dazu habe man Lautsprecher angeschafft, mit denen man einen Fahrdienst ausstatten könne, berichtet der Organisationsverantwortliche der VG, Jannik Manz. Über die Lautsprecher würde dann aufgeklärt. Schon jetzt verteilt die Verbandsgemeinde Broschüren und Aushänge zur Prävention einer Panik im Ernstfall.
Einige weitere Anschaffungen hat die VG Rhein-Selz ebenfalls schon getätigt. 400 Feldbetten, Decken, und Verpflegung seien bereits vorrätig. Außerdem habe man 1000 Notrationen Wasser besorgt, also etwa 400 Liter. „Das Wasser ist für die Notversorgung der Verwaltungsmitarbeiter, nicht für die Bevölkerung“, stellt Pfuhl klar. Sie würden dann die Versorgung der Bürger organisieren. Dazu zähle die Einrichtung von Wärmeinseln und Evakuierungsräumen.
Insgesamt brauche es pro Notfallschicht von 12 Stunden etwa 120 Notfallhelfer aus Verwaltung, Feuerwehr, Polizei und Rettungsdiensten. Wie Stefan Danner, der stellvertretende Wehrleiter der Feuerwehr erklärt, habe die Feuerwehr dabei die Aufgaben, die Leitstelle in Mainz zu informieren, die Notstromeinspeisung zu testen und zu planen, eventuelle Gasmängel festzustellen und Menschen aus Notlagen zu retten. Etwa jene, die in Fahrstühlen steckenbleiben oder in Geschäften eingeschlossen werden. Der Rettungsdienst hingegen habe die Aufgabe, Menschen zu versorgen, die durch den Blackout sehr wahrscheinlich in Not geraten würden. Etwa ältere, kranke und behinderte Menschen in Pflegeeinrichtungen. Die Polizei wiederum müsse die Sicherheit und Ordnung in der Ausnahmesituation des Blackouts garantieren. Das erklärte der Leiter der Polizeiinspektion Oppenheim, Frank Zimmermann.
Ohne Strom kein Sprit
Ein wichtiges Problem stellt die Versorgung der Einsatzkräfte von Polizei, Rettungsdienst und Feuerwehr mit Treibstoff dar. Eine Notration Betriebsstoffe hält die Verbandsgemeinde bereits vor. Wahrscheinlich würden Einsätze sich bei einem Blackout aber häufen. Auf Tankstellen könne man sich in diesem Fall aber nicht verlassen, erklärt Danner: „Die haben eine Notstromversorgung, mit der man gerade noch die Kassen schließen kann.“ Mittlerweile habe man aber zwei Tankstellen ausfindig gemacht, bei denen der Betrieb länger aufrechterhalten werden könne – eine in Sprendlingen und eine in Undenheim. Von dort würden die Einsatzfahrzeuge dann mit Treibstoff beliefert. „Wenn wir erst einmal hinfahren müssten, um dann zu tanken, ergäbe das im Blackout wenig Sinn“, so Danner.