Günther Jauch: „Rheinhessen ist ein super Weinland“

Seit 2010 kommt TV-Moderator und Winzer Günther Jauch nach Mainz zur VDP-Weinbörse. Auch an diesem Wochenende war er wieder in der Rheingoldhalle. Wir haben mit ihm gesprochen.

Günther Jauch: „Rheinhessen ist ein super Weinland“

Für TV-Moderator Günther Jauch ist sie ein „Pflichttermin“: die VDP-Weinbörse in der Mainzer Rheingoldhalle. Seit 2010 war er – abgesehen von den Corona-Jahren – jedes Jahr dafür in Rheinhessen. Doch Jauch kommt nicht als Moderator, sondern als Winzer. Zusammen mit seiner Frau Thea führt er das Weingut von Othegraven im rheinland-pfälzischen Kanzem an der Saar.

Als wir Jauch am Montagnachmittag in der Rheingoldhalle treffen, schenkt er gerade seinen Wein aus. Vor seinem Stand ist viel los. Dennoch nimmt er sich Zeit für ein kurzes Interview. Wir sprechen mit ihm über sein Weingut, die Mainzer Weinschorle und darüber, wo er am Abend eingekehrt ist.

Hallo Herr Jauch, Sie sind langjähriger Gast der Weinmesse, kommen seit 2010 jedes Jahr – bis auf die beiden Corona-Jahre. Hat man während der Pandemie gemerkt, dass solche Messen fehlen?

Natürlich haben diese Messen gefehlt. Weil man seine Weine nicht vorstellen und Kontakte nicht aufrechterhalten konnte. Wir haben richtig gemerkt, wie sich Kunde und Weingut voneinander entfernt haben. Auch der Austausch mit den Kollegen war unterbrochen. Es war eine große Erleichterung, als wieder so etwas wie Normalität eingekehrt ist.

Die Weinbörse hat ja schon gestern (am Sonntag) begonnen. Sind Sie auch schon seit Sonntag da?

Selbstverständlich, wir sind immer von Anfang an dabei. Gestern Abend waren wir noch im Gasthaus Willems in der Mainzer Altstadt. Sehr gut, sehr lecker, sehr urig, sehr eng, sehr laut (lacht).

Sie waren auch schon zu Sportstudio-Zeiten (1988 bis 1997) regelmäßig in Mainz. Waren Sie damals auch in den Weinstuben unterwegs?

Damals habe ich ehrlich gesagt immer Tag und Nacht die Sendung vorbereitet. Ich saß da in meinem kleinen Hotelzimmerchen, im Novotel auf dem Massa-Parkplatz (heutiger Kaufland, Anm. der Redaktion). Das war nicht so lustig, da bin ich wenig ausgegangen. Höhepunkt war immer, als wir mit allen Gästen nach der Sendung in die „Ente“ nach Wiesbaden gefahren sind. Das war sehr schön.

Das Mainzer „Nationalgetränk“ ist ja die Weinschorle. Was halten Sie als Winzer davon?

Für Winzer ist Weinschorle natürlich so ein bisschen ein rotes Tuch. Man hat den Eindruck: Kipp irgendeinen Wein mit irgendeinem Wasser zusammen und dann ist es schon egal. Wer wirklich einen bestimmten Wein erfahren, schmecken, genießen will, dem rate ich eigentlich nicht zur Weinschorle. Wer aber sagt, „Es soll irgendwie ein bisschen nach Wein schmecken, aber ich möchte damit noch nach Hause fahren können“, dem ist im Sommer die Weinschorle gegönnt.

Haben Sie denn einen Lieblingswein aus Rheinhessen?

Das ist schwierig. Es wäre ja auch blöd, wenn ich das sagen würde, weil dann alle anderen beleidigt sind. Aber Rheinhessen ist ein super Weinland, von der ganzen Infrastruktur sind sie uns voraus. Wir sind an der Saar ein bisschen „hinten drüben“, es ist sehr romantisch und verträumt. Aber es fehlen die großen Städte, aus denen die Menschen mit den großen Kofferräumen zu uns rausfahren und einkaufen.

Wie war denn der letzte Jahrgang für Sie?

Er war eine Herausforderung wegen der wahnsinnigen Trockenheit. Wir können unsere Steilhänge nicht künstlich bewässern. Aber: Wir haben diesen Schieferboden, wo die Rebe gezwungen ist, ganz tief zu gehen – bis zu 15 Meter. Da kommt sie noch an Wasser und Nährstoffe. Vor allem ältere Reben können die Trockenheit also gut ab. Aber wir hatten auch Jungreben mit kleinen Wurzeln, die den Sommer nicht überlebt haben.

Ein großer Trend bei den Weinen ist Naturwein. Gehen Sie den Trend mit?

Ich halte es für eine Modeerscheinung. Naturwein ist übrigens genauso natürlich wie unsere Weine auch. Das ist ein Label, das sich toll anhört, weil alle Natur und bio und nachhaltig sein wollen. Das ist auch gut und richtig, aber das tun die alteingesessenen Winzer mindestens genauso. Wenn die nicht naturverbunden sind, dann weiß ich auch nicht. Die Familien leben teilweise seit Jahrhunderten von und mit dem Wein. Die wären ja die Allerdümmsten, wenn sie den Pakt mit der Natur aufgeben würden.

Einen anderen „Trend“ haben Sie hingegen im Angebot: Kabinett. Haben Sie gemerkt, dass der wieder stark im Kommen ist?

Ja, wir arbeiten auch schwer daran. Denn mit den Kabinettweinen haben wir an Mosel Saar Ruwer ein Alleinstellungsmerkmal auf der ganzen Welt. Etwa im Umkreis von 100 Kilometern um uns herum kann man diese Weine machen, die einerseits sehr leicht sind und andererseits ein volles Geschmacksbild im Mund ergeben, wo die Süße mit der Säure am Gaumen tanzt. Und das mit nur 7 oder 8 Prozent Alkohol. Das sind traumhafte Weine, vor allem im Sommer.

Und eine Alternative zur Mainzer Weinschorle…

Ja, so hätte ich das auch gesagt. Wenn die anderen mit ihren 15-Prozent-Brummern kommen, ist die Weinschorle bei 7,5 Prozent. Bei uns kriegen Sie den ganzen Wein bei 7,5 Prozent (lacht).

Zum Abschluss: Haben Sie gestern und heute selbst einiges verkostet?

Klar, hab ich auch. Ich gehe immer zu den Kolleginnen und Kollegen, die so in Konkurrenz zu unserem Weingut stehen und mache mir meine eigenen Gedanken. Man geht aber trotzdem immer etwas frustriert hier weg, weil es so tolle Möglichkeiten gäbe, nicht nur die Weine zu probieren, sondern abends auch mit den befreundeten Winzern um die Häuser zu ziehen. Es ist aber immer nur eine Nacht zwischen diesen beiden Tagen – und die ist leider heute schon vorbei.

Sie waren mit Winzerkollegen im Gasthaus?

Ja, genau. Und mit Daniel Deckers von der FAZ, der alles über die Geschichte des deutschen Weines weiß. Mit dem sind wir gestern in Mainz um die Häuser gezogen.

Vielen Dank für das Gespräch, Herr Jauch.

Das Interview führten Anna Huber, Eyleen Schmitt und Ralf Keinath.

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