„Bodenständigkeit trifft Expertise in der Immobilienwelt – wir navigieren Sie sicher durch Politik, Verwaltung und Baurecht.“ Das verspricht die neu gegründete Firma „Marcus Held Consulting“. Und das, obwohl der frühere SPD-Bundestagsabgeordnete und Oppenheimer Bürgermeister Marcus Held wegen dubioser Immobiliendeals im Dezember 2021 zu einer Haftstrafe verurteilt worden war.
Beratungsbusiness auf Facebook bekanntgegeben
Wie die Allgemeine Zeitung zuerst berichtete, machte Held sein neues Business am 1. Mai auf Facebook öffentlich, indem er den Link zu einer Unternehmenshomepage teilte. Spezialisiert ist „Marcus Held Consulting“ demnach auf „Real Estate, Public Affairs, Law“.
Wie Helds berufliche Zukunft aussehen solle, war dem Blatt zufolge auch 2021 bei seinem Prozess am Mainzer Landgericht schon kurz diskutiert worden. Held habe damals den Saal amüsiert, als er auf seine Erfahrung mit Immobiliengeschäften verwies, die er als Oppenheimer Stadtbürgermeister gesammelt habe. Jetzt zeigt sich: Offenbar war er damals nicht zu Scherzen aufgelegt, sondern meinte seine Bemerkung durchaus ernst. Held lebt laut dem Blatt mittlerweile in Berlin, wo auch seine Firma ihren Hauptsitz habe. Mit seinen früheren politischen Ämtern werbe er heute auf der Unternehmenshomepage.
Fragwürdig oder direkt illegal: Helds frühere Immobiliendeals
Schlechte Deals kann man dem früheren SPD-Bundestagsabgeordneten wohl auch wirklich kaum vorwerfen, nur moralisch sind sie fragwürdig bis bereits bestraft. So ist nach Informationen der Zeitung gemeinhin bekannt, dass Held zum Beispiel in Oppenheim eine Immobilie erwarb, sie teuer an einen kirchlichen Träger weiterverkaufte und als Bürgermeister veranlasste, dass das Areal von einem Gewerbe- zu einem Mischgebiet wurde. Diese Aktion sei zwar nicht strafbar gewesen, habe Held aber das Bürgermeisteramt gekostet: Als der Deal bekannt geworden sei, sei der zurückgetreten.
Bei dem Landgerichtsprozess gegen Held ging es konkret um folgende Vorgänge: In seiner Zeit als Oppenheimer Bürgermeister hatte Held für die Stadt Oppenheim Grundstücke für ein Baugebiet gekauft. Dazu beauftragte er einen Steuerberater, der laut Staatsanwaltschaft als Makler auftrat. Held soll das getan haben, um an Spenden für seinen Bundestagswahlkampf zu gelangen, so der Vorwurf. Der Makler habe für den Auftrag mehr als 24.000 Euro an die Oppenheimer SPD gezahlt, an den Grundstücksvermittlungen aber über 200.000 Euro verdient (wir berichteten).
Das Urteil von damals ist mittlerweile vom Bundesgerichtshof bestätigt worden und seit dem Frühjahr 2023 rechtskräftig. Verurteilt wurde Held damals wegen Bestechlichkeit in vier Fällen und Untreue in zwölf Fällen.