Rheinhessische Wirtschaft in der Krise: Maßnahmen von Politik gefordert

Die Wirtschaft in Rheinhessen stagniert weiterhin. Die regionalen Unternehmen fordern nun Maßnahmen von der Politik.

Rheinhessische Wirtschaft in der Krise:  Maßnahmen von Politik gefordert

Die Wirtschaft in Rheinhessen tritt weiter auf der Stelle – und Besserung ist nicht in Sicht. Das zeigt die aktuelle Konjunkturumfrage der Industrie- und Handelskammer (IHK) für Rheinhessen, die am Freitag vorgestellt wurde.

Laut der Umfrage sind die Geschäftserwartungen und Investitionsabsichten der Unternehmen negativ, Beschäftigungspläne und Exporterwartungen stagnieren. Der IHK-Konjunkturklimaindex, der als Gradmesser für die wirtschaftliche Entwicklung gilt, liegt aktuell bei 101 Punkten – und damit an der Wachstumsschwelle von 100 Punkten. „Dieser Wert ist seit nunmehr eineinhalb Jahren fast unverändert. Die Risiken sind seither nicht kleiner geworden und auch die Wirtschaftspolitik hat es nicht geschafft, zum Turnaround beizutragen“, sagt IHK-Präsident Dr. Marcus Walden.

Unternehmen kämpfen mit vielen Risiken

Zwar sei die Geschäftslage der rheinhessischen Wirtschaft aktuell noch gut, heißt es in der IHK-Mitteilung. Die Erwartungen für die kommenden Monate seien jedoch negativ. Denn: Die Betriebe kämpfen demnach weiterhin mit zahlreichen Risiken, gedämpften Exporterwartungen und geopolitischen Krisen.

Wegen der unsicheren Lage halten sich viele Unternehmen aktuell mit Investitionen zurück. Nur noch 21 Prozent der Unternehmen planen laut Umfrage in den kommenden zwölf Monaten mit steigenden Investitionen in den Standort – ein Rückgang um neun Prozentpunkte im Vergleich zum Herbst 2023. 26 Prozent wollen ihre Investitionen sogar zurückfahren. „Die Investitionszurückhaltung der Unternehmen ist alarmierend. In der Folge nimmt die Innovationskraft ab“, so IHK-Präsident Walden.

Beim Blick auf die Hauptmotive der Investitionen zeigt sich laut IHK, dass die Innovationskraft abnimmt: Nur noch 27 Prozent der Betriebe investieren in Produktinnovationen, 22 Prozent in den Umweltschutz und lediglich 18 Prozent in Kapazitätserweiterungen.

Unternehmen fordern Maßnahmen von der Politik

Erstmals sind die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen laut der Umfrage das größte Risiko für die Unternehmen – noch vor dem Fachkräftemangel. „Die Wirtschaftspolitik muss endlich die vielfältigen Strukturprobleme angehen, das Vertrauen der Unternehmen für Investitionen wieder stärken sowie umfangreiche Maßnahmen zum Erhalt der Attraktivität und der Wettbewerbsfähigkeit des Wirtschaftsstandortes ergreifen“, fordert Walden.

„Bürokratie, Steuerlast, Regelungswut, mangelnde Digitalisierung, lange Genehmigungsverfahren, restriktive Baubestimmungen, mangelnde finanzielle Mittel im öffentlichen Bereich, Kostensteigerungen, rechtliche Hürden im Bereich ausländischer Fachkräftegewinnung, Unzuverlässigkeit von Regierungsentscheidungen – die Liste der von den Unternehmen genannten Hausaufgaben für die Politik ist lang“, ergänzt Karina Szwede, Hauptgeschäftsführerin der IHK.

Besonders die Industrie, die stark im Export tätig ist, leide unter den aktuellen Bedingungen. Laut Umfrage sieht sie sich im internationalen Geschäft weiterhin mit Wettbewerbsnachteilen, Handelshemmnissen sowie geopolitischen Unsicherheiten konfrontiert. Auch der Handel und viele Dienstleister blicken demnach besorgt in die Zukunft. Lediglich das Gastgewerbe zeigt sich mit der aktuellen Lage zufrieden und blickt optimistisch in die Zukunft.