Der Abwärtstrend der rheinhessischen Wirtschaft setzt sich fort. Das geht aus der aktuellen Konjunkturumfrage der Industrie- und Handelskammer (IHK) für Rheinhessen hervor, die am Mittwoch vorgestellt wurde. Der Konjunkturklimaindex, ein wichtiger Gradmesser für die wirtschaftliche Entwicklung, liegt mit 92 Punkten weiterhin unter der Wachstumsschwelle von 100.
Während sich das Dienstleistungsgewerbe positiv entwickelt, geraten Industrie und Handel zunehmend unter Druck. „Die Rückgänge in Industrie und Handel sind alarmierend“, so IHK-Präsident Dr. Marcus Walden. „Sie zeigen, dass der angekündigte Bürokratieabbau und die Beschleunigung von Genehmigungsverfahren endlich in der Wirtschaft ankommen müssen.“ Die Unternehmen bräuchten eine spürbare Veränderung der Rahmenbedingungen.
Insgesamt stehen die rheinhessischen Unternehmen laut der Umfrage an einem Kipppunkt. 21 Prozent beschreiben ihre Geschäftslage als positiv und 57 Prozent als befriedigend, aber 22 Prozent bewerten sie als negativ. Die Geschäftserwartungen für die kommenden zwölf Monate sind pessimistisch: Nur 13 Prozent blicken positiv in die Zukunft, während 27 Prozent mit einer schlechteren Geschäftslage rechnen.
Unternehmen planen Job-Abbau
Diese Entwicklung spiegele sich auch in den Investitionsabsichten und der Personalplanung wider. Zwar wolle ein Fünftel der Unternehmen im nächsten Jahr mehr investieren, doch knapp ein Drittel plane, Investitionen zu kürzen. Auch bei der Beschäftigung schlägt das Pendel laut Konjunkturumfrage negativ aus: 28 Prozent der Betriebe rechnen damit, Stellen abbauen zu müssen, während nur noch 12 Prozent planen, zusätzliche Mitarbeiter einzustellen. „Das sind schlechte Nachrichten. Wenn Investitionen und Personal zurückgefahren werden, kann sich die Wirtschaft auch zukünftig weniger kraftvoll entwickeln“, so IHK-Präsident Walden.
Als größtes Geschäftsrisiko sehen 65 Prozent der befragten Unternehmen die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen. Dahinter folgen der Inlandsabsatz (55 Prozent) und die Arbeitskosten (52 Prozent). „Die Wirtschaft hat keine Zeit für eine Findungsphase der Bundesregierung“, sagt Karina Szwede, Hauptgeschäftsführerin der IHK für Rheinhessen. „Die Geschwindigkeit und Konsequenz des Regierungshandelns muss sich den volkswirtschaftlichen Realitäten anpassen.“
Große Unterschiede zwischen den Branchen
Besonders in der rheinhessischen Industrie trüben sich Lage und Aussichten ein. Bei 45 Prozent der Betriebe entwickelt sich der Umsatz rückläufig. Nur noch 14 Prozent bewerten ihre Geschäftslage als gut, 35 Prozent hingegen als negativ. Auch im Einzel- und Großhandel setzt sich der Negativtrend fort. Die Mehrheit von 55 Prozent der Betriebe verzeichnete Umsatzrückgänge. Für die kommenden zwölf Monate gehen nur 5 Prozent der Händler von einer positiven Entwicklung aus.
Das Gastgewerbe hingegen erholt sich. Eine Mehrheit von 54 Prozent der Betriebe konnte die Umsätze steigern. Die Zukunftsaussichten sind jedoch verhalten. Der Dienstleistungssektor wächst weiterhin. 29 Prozent der Betriebe sehen sich in einer guten Geschäftslage, 21 Prozent erwarten für die kommenden zwölf Monate eine positive Geschäftsentwicklung.
Für die repräsentative Konjunkturumfrage wurden insgesamt 747 Unternehmen aller Größen und Branchen in Rheinhessen befragt.