Bis zur Bundesgartenschau 2029 sollen die drei Bahnhöfe in Bingen saniert werden. In der jüngsten Sitzung des städtischen Planungsausschusses hat der zuständige Projektleiter der Deutschen Bahn, Simon Schreieck, die Umbaupläne der größten Baustelle im Stadtgebiet vorgestellt: die zum Hauptbahnhof im Stadtteil Bingerbrück.
Hier, wo die Nahe- auf die Rheinstrecke trifft und auch Fernzüge halten, sollen über 50 Millionen Euro in ein neues Empfangsgebäude, eine neue Personenunterführung, neue Aufzüge und den barrierefreien Ausbau investiert werden. Aktuell werde noch der Baugrund erkundet und nach Kampfmitteln abgesucht. Dann soll noch in diesem Jahr mit den ersten, vorbereitenden Bauarbeiten begonnen werden, während die Vorentwurfsplanung fast fertiggestellt sei.
Abriss des Empfangsgebäudes und neue Unterführung
Konkret soll im aktuellen Quartal mit dem Abriss des bestehenden Empfangsgebäudes begonnen werden. Damit werde Platz für die Baustelleneinrichtung geschaffen, so der Projektleiter. So könnte beispielsweise einfacher die bestehende Unterführung auf Höhe des Empfangsgebäudes durch die neue ersetzt werden, erklärt Schreieck. Das DB-Reisezentrum weicht dauerhaft dem Neubau. Den persönlichen Verkauf von Bahnfahrkarten und Nahverkehrskarten übernimmt künftig eine DB-Agentur in der Schmittstraße, heißt es.
Nach dem Abriss soll 2026 möglichst direkt die neue Unterführung gebaut werden. Im Bereich der Nahestrecke (Gleise 201-203) will die DB zuerst mit dem Ersatz beginnen – der Teil unterhalb der Rheinstrecke (Gleise 101-103) könnte laut dem Projektleiter unter Umständen erst während der anvisierten Generalsanierung folgen. Denn bei der stark befahrenen Bahnstrecke sei es sehr schwierig, Sperrpausen zu bekommen, wie Schreieck erklärt.
Neue Bahnsteige und während der Generalsanierung
Deshalb sollen während der Generalsanierung die Hauptarbeiten erfolgen. Dies sei 2028 erheblich einfacher, da die Rheinstrecke von Köln bis Mainz durchgehend für rund fünf Monate voll gesperrt werde, um die dortige Bahninfrastruktur rundum zu erneuern.
In Zusammenhang damit sollen auch an allen Binger Bahnhöfen die Bahnsteige erhöht werden, um einen barrierefreien Ein- und Ausstieg zu ermöglichen. Am Hauptbahnhof wird der Bahnsteig an der Nahestrecke (Gleis 202-203) auf 55 Zentimeter, die anderen beiden Bahnsteige (Gleise 201+101 und 102-103) auf 76 Zentimeter erhöht. Dabei würden die beiden Fernverkehrsbahnsteige 101 und 102 ausreichend lang für ICEs bleiben und außerdem alle Bahnsteigdächer erneuert beziehungsweise saniert werden.
Zum Abschluss werde neue Empfangsgebäude im zweiten Halbjahr 2028 errichtet. Der aktuellen Visualisierung zufolge besteht es auch künftig aus zwei kleinen Gebäuden, die dann mit einem begrünten Dach miteinander verbunden sind und in deren Mitte der Treppenaufgang zur Unterführung liegt. Künftig ist im vorderen Bereich in der Nähe zum Bahnhofsvorplatz ein Warteraum anstelle des Reisezentrums geplant, gefolgt von einem zentralen Aufgang zur neuen Unterführung und einem Kiosk im zweiten, hinteren Gebäude, anstelle der einstigen Bahnhofsgaststätte.
Bahn würde die Aufzüge übernehmen wollen
Am Mittelbahnsteig 101 und 201 sollen überdies die Grünflächen aufgewertet werden, wie der Projektleiter erklärt. Dazu seien die bahneigenen Landschaftsplaner mit den Buga-Verantwortlichen im Gespräch für ein Gesamtkonzept. Schließlich liegt der Hauptbahnhof direkt am Park am Mäuseturm, dem zweitgrößten Buga-Park während der Mittelrhein-Bundesgartenschau 2029.
Die DB würde ebenfalls die bestehenden Aufzüge an der Personenüberführung von der Stadt Bingen übernehmen und sanieren wollen. Dazu müssten die Bahn und die Stadt sich über die Konditionen vertraglich einigen, wobei sich zwei der drei Aufzüge bereits eigentlich im Bahneigentum befinden würden, aber noch von den Stadtwerken betreut würden. Im städtischen Haushalt sind dazu bereits 800.000 Euro für den Austausch der Aufzüge eingestellt, da sich ihr Ersatz mangels lieferbarer Ersatzteile zunehmend aufdrängen würde.
Abschluss vor Bundesgartenschau gewollt
Ob das Großprojekt rechtzeitig bis zum Start der Bundesgartenschau abgeschlossen werden kann und Zeitplan und Kosten nicht aus dem Ruder laufen? Der Projektleiter gab sich im Planungsausschuss zuversichtlich und sagt, dass die Planung im Vergleich zu anderen Korridoren hier sehr weit sei und man die Arbeiten unbedingt vor der Buga abgeschlossen haben wolle. Dazu sei ein Zeitpuffer eingeplant und ferner ein Risikozuschlag bei den Kosten eingerechnet. Der Oberbürgermeister will ihn nach eigener Aussage „beim Wort nehmen“.
Den Großteil der Projektkosten trägt die DB mit Hilfe von Bundesmitteln allein, während Land und Stadt 2,9 bzw. 1,4 Millionen Euro zum barrierefreien Ausbau beisteuern sollen.
Redaktioneller Hinweis: Der Autor gehört als Privatperson dem Planungsausschuss an. Auf den Inhalt dieses Textes hat weder die Stadtverwaltung, noch der Planungsausschuss, noch eine Ratsfraktion, noch die Deutsche Bahn Einfluss genommen.