Volles Haus im Ingelheimer Kreistagssaal: Am Freitag tagte der Kreistag Mainz-Bingen gemeinsam mit dem Binger Stadtrat zum Heilig-Geist-Hospital (HGH) Bingen. Zu den Gästen zählten auch Angestellte und die Krankenhaus-Förderstiftung. Beide Gremien wollten sich zum laufenden Insolvenzverfahren informieren. Im Anschluss stand eine gemeinsame Erklärung, in der sich Kreistag und Stadtrat verpflichten, alles in ihren Möglichkeiten Liegende für den Erhalt der Klinik zu unternehmen.
Neue Mitarbeiter müssen akquiriert werden
Verschiedene Herausforderungen gilt es zu stemmen, erklärte Martin Mueller von der Krankenhausberaterfirma Vicondo Healthcare GmbH, die mit dem Sanierungskonzept beauftragt ist, in der gemeinsamen Sitzung. Personell soll das Heilig-Geist-Hospital gestärkt werden, mehr Mitarbeiter eingestellt werden. Erste Neuanstellungen und Kündigungsrücknahmen habe es schon gegeben, die Akquise laufe trotz mancher Mitarbeiterabgänge weiter. „Die Mitarbeiter wollen die Zukunft des Krankenhauses aktiv mitgestalten“, sagte Insolvenzverwalter Jens Lieser im Rückblick auf eine „sehr konstruktive Mitarbeiterversammlung“.
Strukturell müsse das Binger Krankenhaus neu aufgestellt werden, was eine weitere Herausforderung sei, erläuterte Mueller. Es bräuchte gänzlich eigene Strukturen in der Geschäftsführung, Finanz- und Personalverwaltung und im Controlling sowie in der Apotheke, Zentralsterilisation und im Einkauf. Für diese Aufgaben werde derzeit nach einem Partner gesucht.
Positive Signale vom Land
Aus dem Gesundheitsministerium in Mainz würden währenddessen positive Signale kommen, berichteten Mueller und Lieser: Das Land sei weiter bereit, in das Heilig-Geist-Hospital zu investieren und findet das HGH „essentiell für die Notfallversorgung“. Eine Vorabzustimmung des Landes für die kommunale Übernahme soll vorliegen, ehe Kreistag und Stadtrat im Juli formal den Einstieg in die Trägergesellschaft beschließen sollen, erklärte Dr. Stefan Cludius aus dem Kreisvorstand.
Das Krankenhaus soll, der geplanten Krankenhausreform entsprechend, als Level-1n-Plus-Krankenhaus fortgeführt werden, so Mueller. Demnach sollen die Zentrale Notfallaufnahme, die Chirurgie (Allgemein- und Viszeralchirurgie, Unfallchirurgie und Orthopädie) und Innere Medizin auch weiterhin im HGH bleiben, die Weaning-Einheit soll überarbeitet und fortgeführt werden. Das Medizinische Versorgungszentrum (MVZ) soll übernommen werden, zudem ein ambulantes OP-Zentrum errichtet werden. Eine Praxis der Kassenärztlichen Vereinigung könne laut Mueller in Bingen nicht errichtet werden, da diese ausschließlich Level-2-Krankenhäusern vorbehalten seien.
So geht es weiter
Am 9. bzw. 12. Juli sollen Stadtrat bzw. Kreistag den Einstieg in die Trägergesellschaft formal beschließen. Wie mittlerweile bekannt ist, wird sich auch die Krankenhaus-Förderstiftung beteiligen wollen. Nach Merkurist-Informationen sollen sich davor am 24. Juni die Ältestenräte beider Kommunen zum neuen Gesellschaftervertrag treffen. Nach einem Erörterungstermin im August soll zum 31. August das Insolvenzverfahren drei Monate nach Eröffnung abgeschlossen sein, informierte Lieser und kommentierte fröhlich: „Schneller kann man das in Deutschland nicht schaffen. Es ist rekordverdächtig, was wir gemeinsam leisten, was sonst in der Schnelle nicht für möglich gehalten wurde.“ Ab September soll das HGH in die kommunale Trägerschaft und Sanierung gehen.
Die gemeinsame Erklärung findet ihr hier: