Heilig-Geist-Hospital Bingen braucht dringend Geld: Kritik an Land und Bund

Bingens Oberbürgermeister Feser und Landrätin Schäfer (beide CDU) kritisieren Land und Bund dafür, kleine Krankenhäuser wie die Binger Klinik nicht ausreichend zu finanzieren. Ist das Heilig-Geist-Hospital von einer Schließung gefährdet?

Heilig-Geist-Hospital Bingen braucht dringend Geld: Kritik an Land und Bund

Das Binger Marienhaus Heilig-Geist-Hospital (HGH) braucht dringend Geld: Noch bevor die geplante Krankenhausreform des Bundes eintritt, muss es eine Finanzierung erhalten, darüber sind sich die Marienhaus-Gruppe als Krankenhausträger, die Heilig-Geist-Stiftung als Trägerpartner, der Binger Oberbürgermeister (OB) Thomas Feser und die Landrätin Dorothea Schäfer (beide CDU) einig. Sie trafen sich am 9. August, um weiter über die Zukunft des Hauses zu sprechen: Wie kann es überleben, bis die Reformen greifen?

Übergangsphase „voller Unsicherheiten“

Die Finanzierung dieser Übergangsphase stelle kleinere Kliniken in ganz Rheinland-Pfalz vor große Probleme, da sich das Land und der Bund nicht ausreichend für sie einsetzen würden, findet Feser. Bis die Reform greife, müssten sich „alle Krankenhäuser auf eine Phase voller Unsicherheiten einstellen“. Der Binger OB geht davon aus, dass kurzfristig ein Betrag „von mindestens einer Million Euro“ fehlt.

„Die Lage sei angespannt, eine Insolvenz drohe in Bingen aktuell aber nicht“, heißt es in einem SWR-Bericht. Die genaue Finanzierungslücke des HGH in dieser Zeit soll laut SWR ein Arbeitskreis beziffern, der sich im September erstmals treffe. In einer Pressemitteilung zum Treffen zwischen Feser und Schäfer, der Stiftung und dem Krankenhausträger wird von einer „Durststrecke“ bis voraussichtlich 2025 oder gar 2026 gesprochen.

„Klare Signale“ und Hilfestellung vom Land gefordert

Das Land und der Bund dürfen sich der Verantwortung nicht entziehen, so der OB und die Landrätin. Ansonsten würde dies „gerade die kleinen Häuser an den Rand des Ruins zu treiben“, meint Feser und verweist auf jüngste Berichte aus Einrichtungen im nördlichen Rheinland-Pfalz: „Es drängt sich immer mehr der Verdacht auf, als werde diese Art der Strukturbereinigung bewusst in Kauf genommen, um kleinere Einrichtungen vom Netz zu nehmen.“ Immer mehr Einrichtungen melden Insolvenz an, so neulich auch in Alzey.

Es brauche Feser und Schäfer zufolge „klare Signale“ vom Land, wie es zur der Finanzierung der Übergangsphase beitragen kann. Das bedeute ebenfalls, sich im Arbeitskreis einzubringen, der ebenso die Krankenkassen miteinschließe. Die Finanzierung der Krankenhäuser gehöre zur Landeskompetenz, erklärt Feser dem SWR: „Dass das Land in dieser Frage immer wieder an den Bund verweist, halte ich für falsch. Dieses Vorgehen ärgert mich.“ Das Land müsse sich „unbedingt auch auf Bundesebene“ für kleinere Krankenhäuser einsetzen. Es solle dort die Bedeutung solcher Häuser für eine flächendeckende medizinische Versorgung hervorheben und die Finanzierung der Übergangsphase im Bundesrat thematisieren, darüber sind sich Feser und Schäfer einig.

Transformation des Krankenhauses „unausweichlich“

Damit das Heilig-Geist-Hospital überleben kann, sei „ein nachhaltig tragfähiges und wirtschaftlich belastbares medizinisches Zielbild für das Binger Krankenhaus konkret zu formulieren“, so Feser und Schäfer. Parallel gelte es, die Finanzierungsfrage zu klären, dabei Land und Bund in die Pflicht zu nehmen. Dazu treffe sich der Arbeitskreis.

Dass sich sich vieles im Krankenhaus ändern muss, darüber sind sich Träger und Stiftung, OB und Landrätin einig: Eine Transformation des Standortes sei unausweichlich. Bis dahin sei aber noch ein weiter Weg zu gehen, für diesen es das klare Bekenntnis der Politik vor Ort brauche, aber vor allem die Unterstützung auf Landes- und Bundesebene, heben der OB und die Landrätin hervor. Es gehe schließlich darum, den letzten verbliebenen Krankenhausstandort im Landkreis Mainz-Bingen dauerhaft und nachhaltig zu sichern und ihn „zu einem integralen Bestandteil der Gesundheitsversorgung der Region“ zu gestalten.

HGH-Träger sieht auch Bund in der Verantwortung

Da die Landeszuschüsse in der Vergangenheit ausgehandelt und auf eine bestimmte Zeit festgeschrieben worden seien, richtet die Marienhaus-Gruppe eine ihrer dringendsten Forderungen an den Bund: „Die Bundespolitik muss bei der Versorgungsplanung mehr auf die Versorgung im ländlichen Raum eingehen“, sagte Dietmar Bochert von der Marienhaus-Gruppe dem SWR. Bocherts Meinung nach fokussiere man sich im Bund „zu sehr auf die Universitätskliniken“, womit „übersehen“ werde, „dass viele Menschen im ländlichen Raum nicht mobil genug seien, um weiter entfernte Krankenhäuser zu erreichen“.

Der Krankenhausträger, die Stiftung, der OB und die Landrätin sind entschlossen, „gemeinsam und mit vereinten Kräften eine Möglichkeit der Finanzierung der Übergangsphase zu finden, damit das Krankenhaus überhaupt die Chance bekommt, zu überleben, bis die Reformpläne greifen und das neue Zielbild erfolgreich umgesetzt und gelebt werden kann“. Laut Feser sei man dabei „auf einem guten Weg“.

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