Bingen macht seit über vier Jahren eine Odyssee durch. Im August 2017 wurden von der Stadt „Mobilitätsstationen“ beschlossen: So sollen an fünf Knotenpunkten nach und nach Fahrradparkhäuser gebaut werden, die auch verschließbare Fahrradboxen, eine Gepäckaufbewahrung und eine Self-Service-Station umfassen. Bisher ist allerdings noch keine der Stationen gebaut worden – im Gegenteil folgt jetzt die nächste Verzögerung.
Doch keine Station am Hauptbahnhof?
Am Binger Hauptbahnhof sollte die erste der fünf Stationen errichtet werden, wie es der Stadtrat im November 2018 beschlossen hat. Auf dem Bahnsteig zwischen den Gleisen 101 und 201 war ein solches Fahrradparkhaus mit 80 Stellplätzen geplant. Die Ausschreibung der Bauleistungen auf dem Bahngelände hätte im April erfolgen können, wenn der städtische Haushalt der verschuldeten Stadt von der Aufsichtsbehörde (ADD) bis dahin genehmigt gewesen wäre. Mittlerweile ist der Haushalt genehmigt.
Wie die Deutsche Bahn (DB) der Stadt nun aber mitteilt, kann der Bau in den nächsten Jahren aufgrund diverser Arbeiten auf der Bahnstrecke und dem Bahnhof selbst nicht durchgeführt werden. Mit dieser Nachricht wurde der Bauausschuss vorab zur Sitzung am 15. Juni konfrontiert. Die Bahn und die Stadt hätten aber alternative Standorte am Bahnhof genannt, die die DB nun prüfen wolle.
Dann wieder eine Kehrtwende: In der Sitzung hieß es, die Bahn sehe bei einer zügigen Ausschreibung seitens der Stadt noch eine Chance, die Station am ursprünglichen Standort errichten zu können. Bis zur nächsten Ausschusssitzung im Juli solle Klarheit her, ob der Plan zeitnah umgesetzt werden könne und welche Alternativen möglich seien.
Mit fortschreitender Zeit sind auch die geplanten Planungs- und Baukosten gestiegen. Während 2018 für alle fünf Stationen von Gesamtkosten in Höhe von etwa 1,1 Millionen Euro ausgegangen wurde, sind 2022 allein für die Station am Hauptbahnhof rund 800.000 Euro veranschlagt worden. Das liegt zum einen an den allgemein gestiegenen Kosten im Baugewerbe. Zum anderen gab es überraschende Mitteilungen von der Bahn, wie die Stadt im März letzten Jahres erläutert: Für den Bau seien verschiedene Richtlinien und Regeln der DB einzuhalten, sogar ein Gleis müsste zeitweise gesperrt werden. Das erhöhe die Kosten weiter und mache die Planung komplizierter.
Station am Stadtbahnhof in Planung
Am Stadtbahnhof soll in Nähe der Touristeninformation die zweite Station mit 80 Stellplätzen gebaut werden. Dort läuft es reibungsloser als am Hauptbahnhof, da es sich um städtisches Gelände handelt. Die Planungen laufen derzeit. Aktuell versucht man sie jedoch so zu optimieren, dass die Kosten gesenkt werden. Die angedachte Velothek – ein Fahrradverleih mit einer Fahrradwerkstatt – ist dem Sparvorhaben bereits zum Opfer gefallen, etwa 30 Prozent der Kosten können so eingespart werden. Ein Betreiber für diese Velothek war laut Planungsausschuss sowieso nicht gefunden worden. Zuletzt hätten sich die Gesamtkosten für die Station inklusive der Velothek auf rund 1 Millionen Euro belaufen.
Hintergrund
Zwischenzeitlich war die Idee zu den Mobilitätsstationen verworfen worden, nun ist sie wieder politischer Wille. Die Planungen wurden so aber immer wieder unterbrochen. Auch weitere Faktoren brachten Verzögerungen mit sich. Fünf Fahrradparkhäuser sollen nun Stück für Stück mit Fördermitteln gebaut werden: am Hauptbahnhof, am Stadtbahnhof, an der Berlinstraße (Kreuzung Keppsmühlstraße), an der Technischen Hochschule (TH) an der Rochusallee und am TH-Campus in Büdesheim. Die zwei Stationen an den Bahnhöfen sollen zuerst kommen, die weiteren schrittweise folgen. Sie sollen aus Sicht der Stadt unter anderem auch die verschiedenen Verkehrsmittel wie Bus und Bahn, Fahrrad und Auto an zentralen Punkten miteinander verknüpfen.