Das aktuelle Wetter ist eine Katastrophe für viele Winzer in Rheinhessen: Zwar sind die sogenannten Spätfröste von Ende April gar nicht so ungewöhnlich, doch war es in den letzten Wochen schon sehr warm. Die Folge: Viele Reben waren bereits ausgetrieben – und die jungen Triebe fallen nun dem Frost zum Opfer.
Klimawandel begünstigt Frostschäden in Rheinhessen
Auch Winzer Julian Wolf (36) aus Eckelsheim im Landkreis Alzey-Worms ist davon betroffen. Wie er im Gespräch mit Merkurist sagt, wird er in diesem Jahr vermutlich 20 bis 30 Prozent seiner Erträge verlieren. Zuletzt hätte er im Jahr 2017 große Frostschäden hinnehmen müssen, damals seien es sogar bis zu 50 Prozent gewesen.
„Ganz ungewöhnlich ist das nicht, mit dem Klimawandel gibt es das jetzt öfter“, so der Winzer. Betroffen seien vor allem die Reben, die tiefer liegen – nämlich dort, wo sich die Kälte sammelt. Für Wolf bedeutet das nicht nur hohe Verluste, sondern auch Mehrarbeit. Da die Rebstöcke nun vermutlich neue Triebe entwickeln würden, müsse er im Herbst bei der Lese vermutlich viel stärker aussortieren. Die Trauben würden dann wahrscheinlich stark unterschiedliche Reifegrade haben, weil manche länger reifen konnten als andere.
Auch rheinhessische Obstbauern betroffen
Wie Wolf geht es vielen anderen Winzern aus der Region und auch darüber hinaus. Der Rheinhessenwein e.V. teilte in den sozialen Medien mit, dass viele seiner Winzer betroffen seien und auch Maßnahmen ergreifen würden, wie einzelne Zweige mit Drähten möglichst weit nach oben zu bringen. Wolf wiederum hat gehört, dass auch in der Pfalz, an der Mosel und in Österreich große Frostschäden entstanden seien.
Den Obstbauern macht die Kombination aus früher Wärme und Spätfrösten ebenfalls zu schaffen. So teilt die Bauernfamilie Schmitt aus Mainz-Finthen auf Instagram mit, dass ihre Zwetschgen- und Kirschbäume unter dem Wetter gelitten haben. „Glücklicherweise sind nicht alle unsere Bäume davon betroffen, aber in den Tallagen und Senken, wo die Luft in der letzten Nacht deutlich kälter war als anderswo, werden diese Bäume in diesem Jahr keine Früchte mehr tragen. Das bedeutet für uns natürlich deutliche Einbußen bei der Ernte.“