Ein schwimmendes Geschichtsmuseum sieht man auch nicht alle Tage. Doch genau das ist die „Saga Farmann“. Das Wikingerschiff schippert auf den Spuren seiner Vorfahren über Flüsse und Kanäle von Norwegen in die Türkei – und kommt dabei auch über den Rhein. In Mainz wird es planmäßig sogar für eine Nacht anlegen.
Auf den Spuren der Wikinger bis Istanbul
Am Samstag, 29. April, ist das Schiff von einem Kanal in Tønsberg aus in See gestochen. Am Muttertagswochenende gab es dann den ersten längeren Halt, nämlich in Lübeck. Hier fand der erste Besatzungswechsel statt, wie die Crew auf Merkurist-Anfrage mitteilt. Und danach geht es schon ab auf den Rhein.
In Mainz wird das Schiff voraussichtlich am 27. und 28. Mai sein. Danach geht es vom Rhein auf die Donau, bevor die „Saga Farmann“ bei Constanta das Schwarze Meer erreichen soll.
Von dort aus will die Crew in Richtung Süden bis nach Istanbul segeln. Die Ankunft dort ist für den 5. August geplant. Über drei Monate wird die Reise dann gedauert haben. Vor Ort soll das Schiff an den Feierlichkeiten zum 100-jährigen Jubiläum der akademisch-archäologischen Gemeinschaft in Istanbul teilnehmen.
Immer Harald Hardråde nach
Die „Saga Farmann“ ist eines von mehreren Schiffen in der Flotte der Stiftung Oseberg Vikingarv (OVA), einer Reederei, die ausschließlich authentische Nachbauten von Schiffen und Booten aus der Wikingerzeit im Portfolio hat. Gebaut wurde sie von 2015 an, 2018 erstmals zu Wasser gelassen. Die Crewmitglieder arbeiten zusammen mit dem OVA schon seit 2014 auf die Reise hin.
Der Leiter der OVA, Einar Erlingsen, hegte lange den Traum, Harald Hardråde und anderen bekannten Wikingern nachzuspüren, die in der Wikingergarde in Istanbul waren. Die Route weiche dieses Mal geringfügig ab, aber die Distanz sei dieselbe. „Aber nächstes Jahr wollen wir das Schiff über das Mittelmeer zurückbringen und dann werden wir Harald und den anderen Jungs wirklich folgen“, sagt Erlingsen.
Die „Saga Farmann“ ist eine Nachbildung des Klåstad-Schiffs, eines Frachters, der im späten 19. Jahrhundert in der Nähe von Larvik gefunden wurde. Heute wird es im Museum „Slottsfjellsmuseet“ in Tønsberg ausgestellt. Es ist das einzige Wikingerschiff, das von der Öffentlichkeit besichtigt werden kann. Wahrscheinlich handelte es sich bei ihm um ein Handelsschiff, denn in seinem Bauch wurden Fragmente von Wetzsteinen aus Eidsborg gefunden.
In Gedenken an ihr Vorbild hat auch die „Saga Farmann“ Wetzsteine geladen. Sie sollen zusammen mit anderen Gegenständen verkauft werden – genau, wie es die Wikinger vor 1000 Jahren gemacht haben.