Ein neues Restaurant eröffnet in Mainz? Da wird Zoe Lehmann hellhörig. Und das nicht nur, weil sie gerne essen geht, sondern vor allem auch, weil sie Content-Creatorin auf Social Media ist. Unter dem Namen „zoetastetravel“ postet die 28-Jährige auf Instagram und TikTok Videos zu Restaurant-Empfehlungen in Mainz. Dafür geht Zoe in den Restaurants essen, um ihre Erfahrungen anschließend mit ihren Followern zu teilen. Auf Instagram folgen ihr mittlerweile über 19.000 Menschen, auf TikTok rund 3000.
Für ihr Bachelor-Studium ist Zoe 2014 nach Mainz gezogen, mittlerweile hat sie hier einen Vollzeit-Job in der Kommunikationsbranche. Nach zehn Jahren in Mainz fühlt sie sich schon als „Halb-Meenzerin“, wie sie selbst sagt. Ihr Fokus auf Social Media liegt deshalb auf Mainz, allerdings ist Zoe auch in Rheinhessen sowie im gesamten Rhein-Main-Gebiet unterwegs und teilt das mit ihren Followern. Außer Tipps für Restaurants sind auf ihren Social Media-Accounts ebenfalls Videos zu finden, in denen sie Events oder Aktivitäten in und rund um Mainz vorstellt. Macht die Influencerin zum Beispiel einen Tagesausflug nach Eltville, teilt sie in ihren Posts, was man in der Stadt unternehmen kann.
Im Merkurist-Interview erzählt die Wahl-Mainzerin, welche Motivation hinter ihren Videos steckt, wie sie mit negativen Kommentaren umgeht und ob sie auf der Straße erkannt wird.
Merkurist: Hallo Zoe. Erstmal zu Beginn: Wie bist du auf die Idee gekommen, deine Videos auf Social Media zu veröffentlichen?
Zoe: Ich war immer schon ein Mensch, der gerne Tipps gegeben hat, wo man gut hingehen kann. Ich habe selbst auch andere Food-Blogger, zum Beispiel in Frankfurt, verfolgt und dachte mir: „Das könnte ich auch machen.“ Ich mache auch gerne Videos und Fotos, wenn ich irgendwo bin und poste das in meinen Stories. Vorher nur privat, aber dann dachte ich, dass ich das öffentlich machen könnte. Letztes Jahr habe ich angefangen, auf TikTok Ausflüge im Rhein-Main-Gebiet oder Restaurant-Empfehlungen in Mainz zu posten. In Mainz hat das auch noch gefehlt. Und da ich gerne essen gehe und viel unterwegs bin, hat das gut gepasst.
Das scheint gut anzukommen.
Ja, ich war auch überrascht. Am Anfang bin ich nicht mit dem Ziel rangegangen, das auf jeden Fall weiterzumachen. Hätte es gar nicht funktioniert, hätte ich es wahrscheinlich gelassen. Es kam aber direkt gut an, deshalb wollte ich weitermachen. Dadurch dass die meisten Restaurants eher auf Instagram sind, bin ich zu dem Schluss gekommen, dass ich da mehr posten sollte. Das mache ich seit Anfang dieses Jahres. Erst war mit das etwas unangenehm, weil ich mein privates Instagram-Profil genutzt habe. Auf TikTok ist man irgendwie anonymer. Aber als Jahresvorsatz habe ich mir gesetzt, mehr auf Instagram zu posten.
Das heißt aber, du fühlst dich auf TikTok wohler als auf Instagram?
Mittlerweile fühle ich mich auf Instagram genauso wohl, da sich alle meine Bekannten daran gewöhnt haben, dass ich hier viel poste. Durch die Routine achte ich auch weniger darauf, wie ich in meinen Posts aussehe. Nur wenn ich direkt in die Kamera spreche, kostet mich das noch Überwindung. Generell hat sich das ein bisschen verändert und ich mache TikTok nur noch nebenbei, weil Instagram einfach wichtiger ist. Da bin ich viel größer. Und meine Zielgruppe ist auf Instagram aktiver.
Stichwort Zielgruppe: Weißt du denn, wie alt deine Zielgruppe ist?
Das sind hauptsächlich Berufseinsteiger und Menschen, die sich am Ende des Studiums befinden. Gerade das Thema „Essengehen“ ist interessanter, wenn man richtig Geld verdient. Auf Instagram zum Beispiel ist der größte Teil meiner Follower zwischen 25 bis 34 Jahre alt. Manchmal schreiben mir aber auch ältere Follower, die sagen, dass sie auf meinem Profil einen guten Tipp für ihre Tochter gefunden haben. Es ist also schon breit gemischt.
Wenn du gerade die Reaktionen ansprichst… würdest du sagen, dass du allgemein viel positives Feedback bekommst?
Auf jeden Fall. Ich bekomme sehr viele liebe Nachrichten von meinen Followern. Unter meinen Posts kommentieren auch oft dieselben Menschen, die mich unterstützen. Aber wenn man auf Social Media wächst, bekommt man auch negative Reaktionen. Essen ist ein größerer Streitpunkt, als ich dachte. Wenn ich zum Beispiel sage, das Essen ist „authentisch mexikanisch“, fühlen sich Leute schon davon angegriffen. Oder ich bekomme Kommentare zu meiner Stimme, oder dass ich nervig sei. Meistens lasse ich die Kommentare stehen und gehe nicht weiter darauf ein. Im Großteil sind es aber definitiv positive Kommentare.
Du hast aktuell einen Vollzeit-Job und machst die Content-Creation nebenbei. Könntest du dir vorstellen, hauptberuflich Influencerin zu werden?
Wenn man das machen wollen würde, müsste man viel bezahlten Content kreieren. Dafür müsste ich noch sehr viel wachsen und wahrscheinlich weiter gehen, als „nur“ Mainz-Content zu machen. Aktuell habe ich das nicht geplant. Manchmal denke ich zwar, dass es cool wäre, selbstständig zu sein, aber ich bin nicht der risikofreudigste Mensch. So kann ich jederzeit eine Pause machen und bin nicht von Social Media abhängig.
Ist es nicht manchmal stressig, Social Media noch nebenbei zu machen?
Ja, das ist schon oft sehr stressig. Es ist eben nicht nur das Filmen der Videos. Danach kommt noch das Schneiden, Vertonen und Posten. Und ich möchte natürlich auch meine Nachrichten, die ich bekomme, beantworten. Insgesamt nimmt das alles also schon viel Zeit in Anspruch.
Hast du auch das Gefühl, durch die Content-Creation weniger im Moment zu leben?
Eigentlich nicht. Ich war schon immer so, dass ich viel filme. Auch in Urlauben bin ich jemand, der sehr viel postet. Manche Leute posten dann gar nichts. Aber bei mir ist das so: Ich erlebe was Cooles und will das auch teilen. Trotzdem habe ich Momente, in denen ich sage, dass ich nicht filme oder vielleicht nur eine kurze Story hochlade.
Wie lange dauert denn das Erstellen von einem Video?
Das variiert. Länger dauern natürlich Videos, bei denen man verschiedene Sachen zusammenschneidet, wie zum Beispiel „Die fünf besten Pizzerien in Mainz“. Da muss man sich die Restaurants erstmal zusammensuchen. Bei „normalen“ Restaurant-Tipps schneide ich die Videos zuerst, dann vertone ich und dann lege ich Text darüber. Alles in allem dauert das so ein bis zwei Stunden pro Video.
Suchst du dir die Restaurants selbst aus oder kommen die Gastronomen auf dich zu?
Beides. Gerade in Mainz will ich selbst mehr testen und bin oft auf die Restaurants zugegangen, wenn ich gesehen habe, dass irgendwas neu eröffnet hat. Mittlerweile bekomme ich aber auch richtig viele Anfragen.
Wenn du von einem Restaurant eingeladen wirst, wollen die Gastronomen das für sich als Werbung nutzen. Hast du denn das Gefühl, du kannst beim Erstellen deiner Videos trotzdem unabhängig sein?
Ja. Ich sage den Restaurants immer am Anfang, dass ich gerne ein Video im Gegenzug mache, wenn ich zufrieden war. Es bringt mir nichts, wenn ich ein Video mache, obwohl es mir nicht geschmeckt hat. Zum Glück hatte ich noch nicht den Fall, dass ich gar nicht zufrieden war. Ich informiere mich davor immer gut und schaue mir Bewertungen von den Restaurants an, um zu vermeiden, dass ich am Ende kein Video machen kann. Negative Videos würde ich nicht machen. Ich will keinen Shitstorm für ein Restaurant auslösen. Gerade wenn sich die Restaurant-Besitzer oft ihren Traum verwirklichen.
Du hast mittlerweile eine gewisse Reichweite: Heißt das, Leute erkennen dich auf der Straße?
Ja, in Mainz schon. Eigentlich bin ich keine Person, die sich krass in den Mittelpunkt stellt. Auf Social Media posten, ist da echt was anderes. Wenn Leute einen plötzlich auf der Straße erkennen, ist das schon ein krasses Gefühl. Das erste Mal als jemand ein Foto mit mir machen wollte, war auf dem Marktfrühstück. Mittlerweile wurde ich auch schon in Restaurants angesprochen. Und manchmal schreiben mir Leute, dass sie mich gerade gesehen haben. Ich finde es aber nett, wenn man mich anspricht. Auch, wenn es noch ein bisschen ungewohnt ist.
Vielen Dank für das Gespräch!
Das Interview führte Ina Welter.
Video-Interview mit Zoe Lehmann
Im Merkurist-Video-Interview verrät Zoe Lehmann, was ihre Lieblingsorte in Mainz sind: