Wissenschaftler um den Mainzer Universitäts-Professor Dr. Dr. Detlef Schuppan haben ein Medikament entwickelt, das bei der Autoimmunkrankheit Zöliakie helfen könnte. Das teilt der Forscher in der Fachzeitschrift „Nature Immunology“ mit.
Menschen, die an Zöliakie (Glutenunverträglichkeit) leiden, reagieren auf glutenhaltige Nahrungsmittel wie Weizen, Roggen, Gerste und Dinkel. Ihr Körper löst dann eine fehlgeleitete Immunreaktion aus, die zu einer Entzündung und Schädigung der Dünndarmschleimhaut führt. Folgen können Verdauungsbeschwerden wie Durchfall, Bauchschmerzen, Übelkeit oder Blähungen sein. Unbehandelt kann die Zöliakie zu schwerwiegenden Komplikationen führen.
Bisher hilft nur strenge Diät
In Deutschland ist etwa ein Prozent der Bevölkerung von Zöliakie betroffen. Eine der Ursachen ist eine genetische Veranlagung. Einzig wirksame Behandlung ist bis heute eine streng glutenfreie Diät für die Betroffenen. Da jedoch oft schon kleine Mengen Gluten Reaktionen auslösen können, ist diese Methode nur schwer einzuhalten.
Das neue Medikament, mit dem Menschen mit Glutenunverträglichkeit künftig behandelt werden können, nennt sich „Transglutaminase-Hemmer ZED1227“. Außer dem Mainzer Forschungsteam um Schuppan, dem Direktor des Instituts für Translationale Immunologie der Universitätsmedizin, waren die Unternehmen Zedira GmbH (Darmstadt) und Dr. Falk Pharma GmbH (Freiburg) beteiligt.
Schutz für Dünndarm
ZED122 soll demnach schützend auf die Dünndarmschleimhaut wirken und so die Gluten-bedingte Entzündung und die Erkrankungssymptome verbessern. Damit könnte Patienten zukünftig erstmals eine wirksame medikamentöse Therapie zur Verfügung stehen, unterstützend zur glutenfreien Diät, so Schuppan. Kürzlich wurde eine Phase 2b-Studie abgeschlossen, an der 130 klinische Zentren weltweit beteiligt waren. Der Start einer weltweiten Phase 3-Studie ist für 2025 geplant.
Eine wesentliche Rolle bei der Entwicklung des Medikaments spielte die Entdeckung des körpereigenen Enzyms Transglutaminase 2 (TG2), das im gesamten Darm vorkommt. Die Forscher fanden heraus, dass TG2 Glutenbruchstücke so verändert, dass sie besser an bestimmte Moleküle binden. Das wiederum löst eine stark erhöhte Immunreaktion im Darm aus. Das neue Medikament ZED1227 könne die Aktivität des Enzyms TG2 im Dünndarm hemmen und so Entzündungen verhindern.
Die Entwicklung des Zöliakie-Medikaments ZED1227 wurde vom Bundesministerium für Bildung und Forschung als Leuchtturmprojekt gefördert.