Das große Schild hängt noch über der Eingangstür, doch geschlossen hat das Gasthaus Specht am Eingang der Rotekopfgasse bereits seit eineinhalb Jahren. Die älteste Mainzer Gastronomie schloss im September 2021 – nach 40 Jahren. Die Betreiber, das Ehepaar Rupp, waren mit 76 und 78 Jahren in den Ruhestand getreten.
Nun soll das Restaurant wieder eröffnet werden. Gut bürgerliche Küche wird es allerdings nicht mehr geben. Denn das „Zenbi“, wie es nun heißen wird, hat sich auf Sushi spezialisiert. Neuer Betreiber ist Minh Dang Nguyên. Seit ein paar Wochen renoviert er die Innenräume des denkmalgeschützten Gebäudes. Wenn alles gut gehe, könnten bereits Anfang Februar Sushi und vietnamesische Gerichte sowie traditionelles Thai-Curry über die Ladentheke gehen, erklärt er im Merkurist-Gespräch vor Ort.
60 Sitzplätze in zwei Räumen
Etwa 60 Sitzplätze soll es geben, aufgeteilt auf die zwei Räume, die es bereits im Gasthaus Specht gab. Auch sonst wird Einiges an die alte Gastronomie erinnern: Der charakteristische Deckenbalken etwa mit der Aufschrift des Baujahres 1594 oder die dunklen Holzvertäfelungen an den Wänden. Die werden aktuell lackiert und so auf Hochglanz gebracht. Kombinieren will Nguyên die Ausstattung mit asiatischer Kunst, Fototapeten und asiatischen Pflanzen. Da das Gebäude denkmalgeschützt ist, muss er mit großer Außenwerbung erst noch warten, bis die Genehmigung vorliegt.
Nguyên kommt aus Offenbach, sein Vater betreibt jedoch schon seit langem das Hà Noi Pho am Mainzer Neubrunnenplatz. Über ihn sei er auch an das alte Gasthaus Specht gekommen, erklärt der 24-Jährige. Familie Rupp hatte dort angerufen, da sie das Lokal mit dem inzwischen geschlossenen „Hanoi“ in der Mainzer Neustadt verwechselt hatten. Sie wollten die ehemaligen Hanoi-Betreiber fragen, ob diese Interesse an den Räumen hätten. Nguyêns Vater reichte seinem Sohn das Telefon weiter, der zufällig auf der Suche nach Mieträumen war. „Danach ist alles recht schnell gegangen: Wir haben die Räume besichtigt und die Verträge geschlossen“, erzählt Nguyên, der bereits seit seinem 18. Lebensjahr in der Gastronomie arbeitet. Mit „Zenbi“ wagt er nun den Schritt in die Selbstständigkeit.
Er freue sich auf Mainz. „Die Menschen hier sind nett, irgendwie entspannter als etwa in Offenbach oder Frankfurt“, sagt er. Auch seinen Wohnsitz wird er nun nach Mainz verlegen. Sonst wäre der tägliche Arbeitsweg viel zu lang.