Erstmals fand am Samstag (31. Mai) das ZangGassFest im Mainzer Bleichenviertel statt. Auf dem Plan beim neuen Straßenfest standen unter anderem Live-Musik, Mitmachaktionen für Kinder sowie Erwachsene.
Nicht dazu passte allerdings eine Attraktion, die ein Merkurist-Leser auf dem Fest gesehen hatte. Der Leser berichtete der Redaktion am Dienstag (3. Juni), er habe einen Stand gesehen, an dem man gegen Bezahlung mit einer Zwille auf einen Kastenwagen schießen konnte. Soweit, so normal. Doch weiter berichtete der Leser, einige Zwillen-Ziele seien mit der Aufschrift „Polizei“ oder „ACAB“ versehen gewesen. Das Kürzel steht aus dem Englischen übersetzt für eine Herabwürdigung aller Polizisten als „Bastarde“. Der Leser weiter: „Es sah für mich aus, als sollte das einen Kastenwagen der Polizei darstellen.“
Gerade deshalb äußerte der Leser in seinem Schreiben an die Redaktion auch Bedenken. „Ich finde es sehr fraglich, warum sowas bei einem Fest angeboten wird, das mittags beginnt und wo Kinder unterwegs sind. Im Kern ruft das ja zur Gewalt gegen die Polizei auf beziehungsweise soll es so ja ‘ein Spaß’ sein, wenn man die Polizei angreift.“
Veranstaltet wurde das Straßenfest vom Verein Zentrum für Lebenslust und Diversität (ZNTRM), dem Infoladen Ella Janecek, der Dorett-Bar und dem wandelbar-Kollektiv. Auch das größtenteils mit öffentlichen Geldern finanzierte Staatstheater Mainz unterstützte das Fest bei einer partizipativen Tanz-Performance und vom Kulturdezernat der Landeshauptstadt Mainz.
Veranstalter reagierten auf umstrittenen Stand
Auf Anfrage von Merkurist an die Veranstalter des Fests meldete sich am Freitag (6. Juni) die „Media Kanzlei“ – eine Frankfurter Anwaltskanzlei, die laut eigenen Angaben auf Medienrecht spezialisiert ist. Diese antwortete auf Fragen der Merkurist-Redaktion im Auftrag des „Kollektiv ZangGassFest“. In dem Schreiben heißt es: „Der von Ihnen angesprochene sogenannte ‘Zwillenstand’ wurde von einer privaten Aktionsgruppe ohne vorherige Anmeldung errichtet. Nachdem die Veranstalter davon Kenntnis erlangten, haben diese – nach interner Abstimmung – den Abbau des Standes veranlasst.“ Um welche Aktionsgruppe es sich dabei handelt, bleibt unbeantwortet.
Weiter teilt die Kanzlei mit: „An dieser Stelle sei betont, dass die Stände beim ZangGassFest nicht kuratiert, sondern von den jeweiligen Gruppen oder Einzelpersonen eigenverantwortlich gestaltet wurden.“ Es handele sich also „um ein offenes, selbstorganisiertes Stadtteilfest“. Und weiter: „Für die Inhalte der einzelnen Angebote tragen die jeweiligen Verantwortlichen selbst die inhaltliche Verantwortung.“
Für viele Menschen sei das Fest ein „bedeutsames und empowerndes Ereignis“ gewesen –insbesondere für Menschen „aus der alternativen, selbstorganisierten und politisch aktiven Szene in Mainz“, heißt es im Antwortschreiben weiter. „Es verlief durchweg friedlich, bunt und solidarisch. Viele Besucher:innen haben gespürt, wie notwendig ein solcher Raum in Mainz war und ist.“