Ärger um „Abschleppabzocke“ in Mainz

Viel Ärger und mehrere Hundert Euro Gebühren musste ein Mainzer hinnehmen, dessen Auto abgeschleppt wurde. Nun kritisiert er den Parkplatzbesitzer und das Abschleppunternehmen hart und wittert eine „regelrechte Jagd auf vermeintliche Parksünder“.

Ärger um „Abschleppabzocke“ in Mainz

Eigentlich wollte Benno nur einen schönen Sonntagnachmittag in Bretzenheim verbringen. Doch dann platzte dem Merkurist-Leser der Kragen. Die anfänglich gute Stimmung schlug in Riesen-Ärger um. Was war passiert? Benno hatte sein Auto auf einem Parkplatz in der Karl-Zörgiebel-Straße abgestellt – dann wurde es abgeschleppt. Obendrein musste der Mainzer nach eigenen Angaben satte 400 Euro zahlen, um sein Auto auszulösen, das sich inzwischen in Wiesbaden befand. Für Benno ist der Fall klar: Seiner Ansicht nach handelt es sich hier eindeutig um „Abzocke“. Doch das ist nicht das einzige Ärgernis für den Autofahrer.

„Jagd auf Parksünder“?

Der Parkplatz, auf dem Benno seinen Pkw abgestellt hatte, ist Eigentum der Wohnbau Mainz. Wie der Mainzer sagt, habe er sein Auto in der markierten Umrandung abgestellt, keinen der reservierten Stellplätze belegt und niemanden behindert. Auch die maximale Parkdauer von zwei Stunden habe er eingehalten, so wie es auf einem Hinweisschild vor Ort angegeben ist. „Ich habe lediglich vergessen, die Parkscheibe einzulegen, das ist das einzige, was ich mir vorwerfen muss“, sagt Benno. Anscheinend habe das Fehlen der Parkscheibe bereits genügt, um sein Auto abzuschleppen. Und in der Tat: Die nicht hinterlegte Parkscheibe wurde dem Mainzer zum Verhängnis. Denn auf dem Hinweisschild an der Parkplatz-Einfahrt steht, dass das „Parken auf dem gesamten Parkplatz nur mit Parkscheibe“ erlaubt ist sowie der Hinweis, dass widerrechtlich abgestellte Fahrzeuge kostenpflichtig abgeschleppt werden.

Dennoch hält Benno das Vorgehen des Abschleppunternehmens aus Wiesbaden für mehr als fragwürdig. Wie er sagt, sei zwischen dem Abstellen des Autos und dem Abschleppvorgang nur etwa eine Stunde vergangen. Da sich das Eiscafé, das er besucht habe, ganz in der Nähe des Parkplatzes befinde, hätte man auch versuchen können, ihn ausfindig zu machen. So müsse man ihm anscheinend „aufgelauert haben“ und sein Auto quasi direkt auf den Haken genommen haben, nachdem er den Parkplatz verlassen habe. Bennos Meinung nach werde hier „regelrecht Jagd auf vermeintliche Parksünder“ gemacht, deren Autos dann schon bei kleinsten Fehlern sofort abgeschleppt würden. Zudem kritisiert Benno auch die Mainzer Wohnbau scharf, da sie wohl ein „Rundum-sorglos-Paket“ bei dem Wiesbadener Abschleppunternehmen gebucht hätte.

Das sagen Wohnbau und Abschleppunternehmen

Doch was sagt nun die Wohnbau Mainz zu dem Vorfall? Auf Anfrage von Merkurist teilt Geschäftsführer Roman Becker mit, dass es sich bei den Parkplätzen der Wohnbau Mainz GmbH um private Anlagen handle. Diese seien ebenso zu behandeln wie andere im Privatbesitz befindliche Flächen. Hätte sich der Betroffene den Regeln entsprechend verhalten, wäre es nicht zum Abschleppen gekommen. „Wir verstehen den Ärger, auch um die Kosten, sehen jedoch in den allgemeinen Hinweisen unserer Beschilderung eine rechtskonforme Vorgehensweise“, so Becker. Bei dem Abschlepp-Unternehmen, das im genannten Fall tätig war, handle es sich um die „Abschleppdienst Sascha GmbH & Co. KG“ aus Wiesbaden, mit der die Wohnbau seit einiger Zeit zusammenarbeite. Darüber hinaus habe die Wohnbau auch weitere Partner, erklärt Becker.

Benno kann sich mit dem Vorgehen des Abschleppunternehmens dennoch nicht abfinden. „Ich weiß nicht, wie ich es anders ausdrücken soll: Diese Vorgehensweise entspricht in meinen Augen modernem Raubrittertum.“ Beim Wiesbadener Abschleppdienst kontert man indes die Kritik des Mainzers. Auf Anfrage erklärt Geschäftsführer Alexander Baumgärtner, dass sein Unternehmen mit vier Fahrern und vier Fahrzeugen an den Standorten in Wiesbaden, Mainz und Frankfurt vertreten sei und in drei Schichten arbeite und weit über 1500 Kunden betreue. Darunter seien unter anderem Privatpersonen und Hausverwaltungen. Wie man also aus dieser Konstellation entnehmen könne, „ist es uns wirtschaftlich nicht möglich, für einzelne Liegenschaften ‘auf der Lauer zu liegen’“, so Baumgärter. Ferner weise man darauf hin, dass die besagten Parkplätze in der Karl-Zörgiebel-Straße ausreichend beschildert seien.

Auch zum Vorwurf der Abzocke, was die Abschleppkosten betrifft, nimmt Baumgärtner Stellung: „Unsere Abschleppgebühr richtet sich nach den ortsüblichen Preisen, zurzeit beträgt dieser 179 Euro. Situationsbedingt kämen unter anderem noch Nacht- sowie Wochenendzuschläge und gegebenenfalls Standkosten hinzu. „Diese Vorgehensweise ist bei allen Abschleppunternehmen gleich“, so Baumgärtner. Benno möchte sich mit der Situation dennoch nicht einfach so abfinden und erwägt möglicherweise, dagegen vorzugehen. „Vielleicht finden sich noch andere Betroffene, die bereit sind, zusammen die rechtliche Seite dieser Vorfälle durch einen Anwalt überprüfen zu lassen.“