Hier entstehen neue Wohnungen in der Mainzer Altstadt

Kloster, Krankenhaus, Lehrsaal, Gefängnis: Das ehemalige Bruder-Konrad-Stift hat eine bewegte Geschichte hinter sich. Jetzt wird es zu einem modernen Wohnhaus umgebaut.

Hier entstehen neue Wohnungen in der Mainzer Altstadt

Wo einst Mönche und Nonnen lebten, Kranke gepflegt oder Gefangene verwahrt wurden, sollen jetzt 30 neue Wohnungen entstehen – mitten in der Mainzer Altstadt, mit Blick auf den Dom und den Holzturm. „Weintor 12“ heißt das Bauprojekt im historischen Gebäude des ehemaligen Bruder-Konrad-Stifts, passend zur Adresse in der Weintorstraße. Entwickelt wurde das Projekt von J. Molitor Immobilien, der IGM Immobilien Gesellschaft Mainz und G.L. Kayser Immobilien.

Bauarbeiten offenbaren historische Gemäuer

Seit einem Jahr wird das historische Haus neben dem Seniorenzentrum Bruder-Konrad-Stift bereits umgebaut. Doch bezugsfertig ist es noch lange nicht. Zunächst mussten sämtliche Wände freigelegt werden. Das sei nicht nur eine Frage der Bautechnik, sondern vor allem des Denkmalschutzes gewesen, erzählt der Architekt Ludwig Mann. Denn unter der Oberfläche kommt die Geschichte des Hauses zum Vorschein.

Im 13. Jahrhundert wurde das Gebäude erstmals schriftlich erwähnt, damals noch als Patrizierhaus. Im Laufe der Zeit wurden weitere Gebäudeteile an das Kloster angebaut und die Nutzung wandelte sich. Im 17. Jahrhundert diente es zwischenzeitlich als Gefängnis – inklusive Tretmühle zur Zwangsarbeit. Viele dieser Spuren seien nur während der Bauphase zu sehen. „So etwa ein Bereich des Mauerwerks, den die Schwestern des Bruder-Konrad-Stifts nach den Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs damals in Eigenleistung instand setzten“, so Mann.

Doch einige historische Überbleibsel sollen auch im neuen Wohnhaus sichtbar bleiben. Der Dachstuhl des im 16. Jahrhundert errichteten Hauses zum Schellenberg, auch „Bettelhaus“ genannt, ist immer noch erhalten. Dieser soll in das neue Dach integriert werden und in den Wohnungen zum Vorschein kommen. Woanders wird ein kleines Kreuzgewölbe in ein zukünftiges Badezimmer integriert.

Moderne Ausstattung

In der Ausstattung soll der Neubau hingegen alles andere als historisch sein: Solarpanels auf den Dächern zum Innenhof, Dachwohnungen mit moderner Wärmedämmung und Cabrio-Fenstern, die zu Balkonen ausgezogen werden können, Smart-Home-Steuerung in allen Wohnungen – und Wärmeregulierung über Erdwärme. „Das ist gefühlt das erste Altstadt-Projekt, das diese Genehmigung bekommen hat“, erzählt Manuel Ludwig vom Projektentwickler J. Molitor Immobilien.

Ebenfalls ungewöhnlich: Im Keller seien zwar Fahrradstellplätze, aber keine Tiefgarage für Autos geplant. Sowohl die Projektleiter als auch das Stadtplanungsamt würden in diesem Punkt nämlich auf die Verkehrswende setzen – und auf die Parkhäuser in der Umgebung. Insgesamt werde bei dem Bauprojekt viel Wert auf Nachhaltigkeit gelegt. So würde möglichst viel des alten Baumaterials wiederverwertet, um Ressourcen und CO2 zu sparen.

Komplexer Bau – teure Wohnungen

Die moderne Ausgestaltung des denkmalgeschützten Hauses mache das Bauvorhaben nicht gerade leicht. „Wir kämpfen noch mit der Statik“, so Mann, „aber das kriegen wir hin.“ Insgesamt mache das Bauprojekt „dreimal so viel Arbeit wie jedes andere Projekt“. Doch anders als viele heutige Neubauprojekte sorge das historische Gebäude eben auch dafür, dass keine Wohnung so aussehe wie die andere.

All diese Individualität, Modernität und die zentrale Altstadtlage haben ihren Preis. Im Schnitt 7.900 Euro pro Quadratmeter kostet eine Wohnung, verrät Ludwig. Bei Wohnungsgrößen von 43 bis 179 Quadratmetern sind das also bis zu 1,4 Millionen Euro. Trotzdem seien schon etwa zwei Drittel der Wohnungen verkauft. Voraussichtlich im Sommer oder Herbst 2024 könnten die ersten Bewohner in das fertige Haus einziehen.

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