Merkurist-Leser Stefan fragte sich nach der Johannisnacht, ob man die Veranstaltung noch guten Gewissens als „Volksfest“ bezeichnen könne: Geringverdiener hätten sich dort sicher vieles nicht mehr leisten können. Einige Leser pflichten ihm bei und verweisen darauf, wie schnell solche Feste heutzutage auch für Familien ins Geld gehen würden, andere hielten die Preise für durchaus noch angemessen.
Sicher ist: Dass Essen, Trinken und Fahrgeschäfte auf Mainzer Festen in den letzten Jahren deutlich teurer geworden sind, lässt sich wohl nicht abstreiten. Mit Blick auf den Weinmarkt haben wir bei den Mainzer Winzern, den Veranstaltern und Schaustellern nachgefragt, wie sie die Preisentwicklung beurteilen – und ob es eine Art Preisbremse geben könnte.
Das sagen Winzer und Schausteller
Der Preis für eine Weinschorle hat die Merkurist-Leser nach dem Johannisfest besonders umgetrieben. Preise von 5 Euro bis 7,50 Euro wurden hier genannt. Auf Merkurist-Anfrage sagte der Vorsitzende des Mainzer Winzer e.V., Ralf Boller, dass hier keine Absprachen erfolgen könnten: Jeder Winzerbetrieb im Verein lege seine Preise selbst fest und so müsse das auch sein, schließlich kelterten die Betriebe Weine in verschiedenen Qualitätsstufen mit verschiedenen Produktionskosten.
Dass die Preise angezogen hätten, sei aber nicht wegzudiskutieren. Schließlich sei auch für die einzelnen Winzer „die Preisentwicklung spürbar“: Es sei beispielsweise für sie sehr schwer gewesen, Flaschen einzukaufen, aber auch andere Leistungen wie etwa Spülen müssten sie immer teurer bezahlen. Der Preis von vor ein paar Jahren sei für die Winzer damit einfach nicht mehr tragbar.
Ähnlich sieht das auch Marco Sottile, Leiter der Schaustellerbetriebe Sottile & Barth. Wie er gegenüber Merkurist sagt, seien nicht nur die Kosten für die Anbieter von Speisen und Getränken stark angestiegen. Die Betreiber von Fahrgeschäften müssten ebenfalls kämpfen: „Der Gaspreis war bei 10 bis 12 Euro vor ein paar Jahren, jetzt 27 Euro. Die Stromkosten sind auch gestiegen und Diesel kostet jetzt 40 Cent pro Liter mehr“, zählt er auf.
All diese Mehrkosten würden auch die Preise auf den Festen in die Höhe treiben, sei es nun Fahrgeschäft oder Schorle. Das sei auch der Grund, warum es keine Absprachen zur Preisgestaltung mit der Stadt geben könne, wie es laut Sottile auch schon einmal angedacht war: Jeder Betreiber müsse seine individuelle Kalkulation beachten. Die Pressestelle der Stadt bestätigt, keinen Einfluss auf die Preise zu nehmen. „Dies wäre auch nicht zulässig“, so Pressestellenmitarbeiter Ralf Peterhanwahr.
Wie wird der Weinmarkt?
Wichtig sei Sottile aber auch, die Kosten nicht zu 100 Prozent an die Festbesucher weiterzugeben. Beispielsweise hätte seine Nichte auf der Johannisnacht eine Schorle für 4,50 Euro angeboten. „Wir sind in der Nahrungskette das letzte Glied“, erklärt er dazu. Für die Besucher sei das Leben schließlich auch teurer geworden – „und wenn die Leute einsparen können, dann beim Vergnügen“.
Beim Weinmarkt werde Sottile als Beschicker genau aus diesem Grund in diesem Jahr auch nicht aktiv sein. Für Feste wie die Johannisnacht schieße die Stadt über das Amt 80 (Wirtschaft und Liegenschaften) Geld zu, beim Weinmarkt als Veranstaltung von Mainzplus Citymarketing sei das hingegen nicht möglich. Damit gehe sich für Sottile die Präsenz dort nicht mehr aus.
Doch damit will Sottile den Weinmarkt-Veranstalter nicht im entferntesten Sinn anklagen, wie er klar sagt. „MainzPlus muss gewinnorientiert arbeiten und alles am Weinmarkt kostet sehr viel“, erklärt er. Schon allein die Kosten für das Sicherheitskonzept zum Beispiel seien „ein Irrsinn“.
MainzPlus Citymarketing indessen lässt über eine Pressesprecherin mitteilen, auf die Preisgestaltung der Standbetreiber keinen Einfluss zu nehmen. „Unser Augenmerk liegt auf der engen und vertrauensvollen Zusammenarbeit mit den Winzer:innen, Gastronom:innen und den Attraktionenbetreibenden im Sinne einer attraktiven, vielfältigen und authentischen Weinmarkt-Erfahrung für alle Gäste und verschiedenste Budgets“, heißt es in der Antwort auf unsere Anfrage.
Was die Veranstalter des Weinmarkts allerdings schon jetzt sagen können, ist, dass der Preis für die beliebte Schlenderweinprobe 2024 bei 20 Euro liegt. Wer ein Ticket dafür kauft, kann damit während des Weimarkts neun Weine an verschiedenen Partnerständen der Mainzplus Citymarketing GmbH kaufen, dazu gibt es ein Gratis-Weinglas.