1600 Mainzer waren am Sonntagnachmittag in das Alte Postlager in Mainz gekommen, um den Wahlkampfauftritt von Robert Habeck, dem Kanzlerkandidaten der Grünen, zu erleben. Schon am Mittag bildeten sich lange Schlangen in den angrenzenden Straßen rund um den Westeingang des Hauptbahnhofs.
Riesiger Andrang
„Wir sind überwältigt von dem riesigen Andrang“, erklärte Thorsten Becherer, Direktkandidat der Mainzer Grünen zu Beginn. Rund 3000 Menschen mussten draußen bleiben, da sie keinen Platz in der Halle fanden. Habeck sei vor seinem Auftritt die Schlange komplett abgelaufen, um auch die Menschen zu begrüßen, die nicht zu seinem Auftritt gehen konnten.
Daher verspätete sich Habecks Auftritt um etwa eine halbe Stunde. Seine Rede wurde dann per Lautsprecher nach draußen übertragen. Habeck zeigte sich bewegt angesichts des Andrangs. „Ihr seid verrückt, an einem Sonntag so lange in der Kälte zu stehen für eine politische Debatte“, rief er von der Bühne herab, bedankte und entschuldigte sich.
Später am Abend teilte er einen Social-Media-Post von Merkurist zu den langen Schlangen in seiner Instagram-Story und ergänzte ihn mit den Worten: „Euer Zuspruch motiviert mich unglaublich. Wir kümmern uns um größere Hallen, versprochen.“
Vor Ort waren auch die rheinland-pfälzische Spitzenkandidatin der Grünen, Misbah Khan, sowie etliche Politiker und Unternehmer aus Mainz und Umgebung.
Die „Feinde der Demokratie“
Etwa eine Stunde sprach Habeck in Mainz. Er thematisierte die gescheiterte Ampelregierung in Deutschland sowie den Populismus und die „Feinde der Demokratie“. Worauf es jetzt in Deutschland ankomme, sei Zusammenhalt, Verständnis und die „Kunst des guten Kompromisses“. Es gebe einen „Funken des Aufbruchs“, der vielleicht „zu etwas Großem“ werden könne, so Habeck. Auch über die aktuellen Krisen, Ängste und Sorgen der Menschen redete er, und welche Antworten und Lösungen es darauf gebe.
Dabei gebe es einen zentralen Konflikt, von dem auch Gefahren ausgingen: die Auseinandersetzung zwischen „autoritären Regimen“ sowie Politiken, die auf populistische Kulturen ausgerichtet seien, auf der einen Seite und dem Einsatz für eine liberale, weltoffene Demokratie auf der anderen Seite. „Freiheit und Selbstbestimmung stehen unter Druck“, so Habeck. Dabei habe in Mainz das Erkämpfen für die bürgerlichen Rechte begonnen, als hier ein Staat gegründet wurde, der erstmals auf bürgerlich-demokratischen Grundsätzen beruhte („Mainzer Republik“). Dabei sei bis heute der Kerngedanke, dass Gewinne und wirtschaftlicher Wohlstand auch dem „Fortkommen der Menschheit“ dienen solle. „Wenn Deutschland wackelt, kippt Europa“, so Habeck.
Zwischenrufer stört Habecks Rede
So seien Krieg und Frieden, der Klimawandel, der Kampf für die Demokratie und das Umsetzen der wirtschaftlichen Gelder hin zu konkreten, gezielten Maßnahmen laut dem Grünen die „großen Fragen unserer Zeit“.
Gestört wurde die Veranstaltung gegen Ende von einem Zwischenrufer. Ihm war es gelungen, von einem Podest aus in Richtung von Robert Habeck zu rufen: