Bis heute brodelt es unter der Erde. Obwohl der letzte Vulkanausbruch in der Eifel viele Jahre zurückliegt, ist ein Ausbruch in der Zukunft nicht auszuschließen. Dann würden auch Mainz und vielleicht ganz Europa betroffen sein. Denn bei den letzten Ausbrüchen vor rund 13.000 Jahren wurde so viel Asche in den Himmel katapultiert, dass sich selbst in Frankreich, Norditalien und Skandinavien eine dicke Schicht ablagerte.
Forscher aus Mainz untersuchen die Region daher sehr genau, mit speziellen Messinstrumenten und Begehungen vor Ort. Rund 800 Vulkane verteilen sich über die Eifel, nur etwa 100 Kilometer von Mainz entfernt. Der größte von ihnen ist der Laacher See. Hier steigen am Ostufer Luftbläschen an die Wasseroberfläche, so genannte Mofetten. Das Wasser ist ständig in Bewegung, es stinkt nach Schwefel. Der Vulkan schläft nur, sagen Experten.
Zentrum für Vulkanologie in Mainz
In Mainz etabliert sich ein Zentrum für Vulkanologie an der Johannes Gutenberg-Universität (JGU). Hier befindet sich eine der beiden Professuren zu diesem Fachgebiet in Deutschland. Nun haben die Mainzer Forscher gemeinsam mit Kollegen aus der Universität Heidelberg nachweisen können, wann genau der letzte Ausbruch stattgefunden haben muss, und zwar anhand einer Tropfsteinhöhle.
Wie die JGU mitteilt, untersuchten sie dazu einen Stalagmiten im Westerwald, einen von unten nach oben wachsenden Tropfstein, gezielt auf Anzeichen des Vulkanausbruchs. Dabei fanden sie Hinweise, die „als eindeutiges Signal der Eruption des Laacher-See-Vulkans“ interpretiert werden könnten, so Dr. Michael Weber, Co-Autor der Veröffentlichung.
Verantwortlich für massiven Kälteeinbruch in Europa?
Bisher ging man stark davon aus, dass der Laacher-See-Ausbruch dafür verantwortlich war, dass es vor 13.000 Jahren einen „massiven Kälteeinbruch“ in Europa gegeben hatte. In der Zeit war es „im atlantisch-europäischen Raum zu einem Temperatursturz und nahezu eiszeitlichen Klimabedingungen gekommen, dem Beginn der Jüngeren Dryaszeit“, heißt es in einer Mitteilung der JGU.
Um dies genauer zu prüfen, verglichen die Forscher ihre Befunde mit Daten von Eisbohrkernen aus Grönland. Dabei konnten sie den „Schwefel-Peak“ aus der Höhle im Westerwald eindeutig einem aus dem grönländischen Eis zuordnen. Denn bei einem Vulkanausbruch steigt Schwefel in die Atmosphäre auf, wird mit den Winden zerstreut und kann sich dann im Eis niederschlagen, so die Forscher. Auch oberhalb des hessischen Höhlensystems wurde durch die schwefelreiche Eruption des Vulkans Bims abgelagert.
Dank der übereinstimmenden Daten konnten die Wissenschaftler nun sagen, dass der Vulkanausbruch vor 13.008 Jahren „Before Present“ stattgefunden hat– definiert als Zeit vor dem Bezugsjahr 1950. Damit sei auch klar, dass der Vulkan 150 Jahre vor der Dryas-Kaltzeit stattgefunden haben muss und damit nicht für die Kaltzeit verantwortlich sein kann. „Einen ursächlichen Zusammenhang zwischen den beiden Ereignissen können wir nun definitiv ausschließen“, erklärt Denis Scholz.
An der Forschungsarbeit und der Publikation „Discovery of Laacher See Eruption in Speleothem Record Synchronizes Greenland and Central European Late Glacial Climate Change“ in der renommierten Wissenschaftszeitschrift „Science Advances“ waren die Universität Heidelberg und die Johannes Gutenberg-Universität Mainz beteiligt, außerdem die Curtin University in Australien und die Universität Bern in der Schweiz. Die Arbeiten waren ein Gemeinschaftsprojekt („TeMaS – Terrestrial Magmatic Systems“) der Universitäten Mainz, Frankfurt am Main und Heidelberg.