Als US-Präsident George W. Bush ganz Mainz lahmlegte

Vor 20 Jahren besuchte der mächtigste Mann der Welt Mainz. Statt begeisterten Massen wurde US-Präsident George W. Bush von Tausenden Sicherheitskräften empfangen. Von den Mainzern wurde Bush mit strengen Sicherheitsvorkehrungen abgeschottet.

Als US-Präsident George W. Bush ganz Mainz lahmlegte

Am 23. Februar 2005 glich Mainz einer einzigen Hochsicherheitszone: Straßen wurden gesperrt, Gullideckel zugeschweißt, mehrere Tausend Polizisten sicherten die Stadt ab. Dreieinhalb Jahre nach der Terror-Attacke auf New York und Washington D.C. war mit US-Präsident George W. Bush der mächtigste – und wohl auch gefährdetste – Mann der Welt zu Gast in Mainz. An Mainzer Schulen fiel der Unterricht aus, Firmen mussten ihre Arbeit einstellen oder ihre Angestellten ins Home Office umsiedeln, bevor das Wort überhaupt erfunden war. Der Flugverkehr rund um Mainz wurde eingeschränkt und die Mainzer Universitätsmedizin stellte ihren Betrieb weitestgehend ein, damit Präsident Bush im Falle eines Notfalls dort behandelt werden könnte.

Die Liste der Einschränkungen und Zumutungen, die den Mainzern in diesen Februartagen aufgebürdet wurden, könnte noch um einige Punkte ergänz werden. Dass Bush rund zwei Jahre zuvor einen völkerrechtswidrigen Irak-Einsatz US-amerikanischer Truppen befehligt hatte, sorgte in Deutschland ohnehin für Unmut. Wohl auch aus Sorge vor Protesten zeichnete sich schnell ab, dass Bush während seines geplanten Sechs-Stunden-Besuchs in Mainz möglichst nicht auf die Mainzer Bevölkerung treffen soll. Immerhin 12.000 Demonstranten versammelten sich dennoch in der Stadt.

Warum ausgerechnet in Mainz?

Stattdessen traf Bush im Kurfürstlichen Schloss auf den deutschen Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD). Anschließend besichtigten beide das Gutenberg-Museum und den Mainzer Dom, Bush trug sich außerdem in das Goldene Buch der Stadt ein. Der US-Präsident war in diesen Tagen auf der Durchreise von Brüssel nach Bratislava (Slowakei), wo ein Treffen mit Russlands Präsidenten Wladimir Putin auf dem Plan stand. Warum der Kurzbesuch in Deutschland ausgerechnet in Mainz stattfand? Einerseits, weil Bushs Vater George H.W. Bush hier bereits 1989 die deutsche Einheit mit auf den Weg brachte. Andererseits war das eher kleine Mainz sicher auch gut gelegen, um sich Proteste gegen den Irak-Krieg vom Hals zu halten.

Als Bush einen Tag später in Bratislava auf Wladimir Putin traf, dürfte die Sicherheitsvorkehrungen ähnlich streng wie in Mainz gewesen sein. Einen markanten Unterschied gab es jedoch: Der US-Präsident hielt vor Tausenden Zuschauern eine öffentliche Ansprache auf dem Hviezdoslavovo-Platz – inklusive Bad in der Menge.