Für reichlich Diskussionen sorgten im August die provisorischen Bus- und Radspuren auf der Mainzer Rheinstraße. Ohne Vorwarnung wurden die gelbmarkierten Sonderspuren angebracht, als das Rheinufer auf Höhe des Fort Malakoff wegen eines Konzerts nicht befahren werden konnte. Als dann noch an einem verkehrsreichen Samstag viele Autofahrer auf der Rheinstraße im Stau standen, eskalierte die Situation. Mainzer Parteien und Polit-Akteure kritisierten Verkehrsdezernentin Janina Steinkrüger (Grüne), die sich dagegen wehrte.
Rund zwei Monate nach den hitzigen Diskussionen – und eine Steinkrüger-Entschuldigung später – ist nun wieder Ruhe um den Verkehrsaufreger eingekehrt. Was während all der Diskussionen beinahe unterging: Die Stadt untersuchte in der Zeit, in der die Bus- und Radspur eingerichtet war, wie stark sie beansprucht wurde. Die Ergebnisse der Untersuchung wurden am Mittwoch vorgestellt.
Öffentliche Wahrnehmung und Untersuchungszahlen nicht identisch
„Entlang des Mainzer Rheinufers führt auch der Europäische Rheinradweg mit überregionaler Bedeutung“, erklärte Dezernentin Janina Steinkrüger. „Das belegen auch die Erhebungen. Wir zählen hier bis zu 5000 Fahrräder täglich. Hinzu kommt die hohe Aufenthalts- und Naherholungsbedeutung für den Fußverkehr.“ Mit den bis zu 5000 Radfahrern sei der Abschnitt einer der am stärksten genutzten Radwege in Mainz. Diese Zahl mache auch deutlich, dass eine Alternative für den Radverkehr „zwingend erforderlich“ sei, wenn das Rheinufer nicht befahrbar sei.
Für die Untersuchung sei der Verkehr datenschutzkonform von mehreren Positionen aus mit Kameras und Radartechnologie aufgezeichnet worden. So hätten die zuständigen Behörden ein relativ genaues Bild des Verkehrs vor Ort einfangen können. Das grundsätzliche Ergebnis der Untersuchung sei nun: Die Bus- und Radspur auf der Rheinstraße war ein Erfolg. „Die Zahlen geben der Idee der temporären Busspur Recht. Die Busspur wurde direkt nach ihrer Markierung schon sehr gut angenommen und von Radfahrenden sofort akzeptiert“, berichtet Steinkrüger. Gleichzeitig würden die Zahlen der Untersuchung belegen, dass die öffentliche Berichterstattung einer durchgängigen Überlastung der Rheinachse nicht zuträfen. An dem Samstag, an dem die Schiersteiner Brücke gesperrt und die Theodor-Heuss-Brücke teilgesperrt waren, sei der Verkehr zwar für eineinhalb bis zwei Stunden schlechter als an anderen Tagen geflossen. Von einem Verkehrschaos könne jedoch keine Rede sein.
Dennoch musste Janina Steinkrüger am Mittwoch erneut einräumen, dass die Kommunikation rund um die Einrichtung der provisorischen Spur keinesfalls gut gewesen sei. Dieses Versäumnis hatte die Verkehrsdezernentin bereits im Sommer zugegeben. Wie Steinkrüger damals erklärte, sei aufgrund des schlechten Wetters Anfang August lange Zeit unklar gewesen, ob die provisorische Bus- und Radspur überhaupt eingerichtet werden könne, „da die temporären Markierungen bei dauerhaftem Regen nicht halten“. Steinkrüger räumte ein, dass es wegen der Wetter-Probleme zu einer „sehr kurzfristigen Information“ über die Einrichtung der Spur gekommen war, „wofür ich mich ausdrücklich entschuldige“, so die Dezernentin damals.
Am Mittwoch sagte sie nun: „Ich habe mich schon einmal dafür entschuldigt und werde es heute nicht ein zweites Mal tun.“ Auch der Leiter der Straßenverkehrsbehörde, Udo Beck, gestand am Mittwoch noch einmal Versäumnisse bei der Kommunikation ein und versicherte: „In einem vergleichbaren Fall werden wir früher und umfassender informieren.“
Es sei nicht auszuschließen, dass die provisorische Bus- und Radspur im kommenden Jahr nochmals zum Einsatz kommt, erklärten Steinkrüger und Udo Beck. Zumindest dann, wenn das Rheinufer wieder wegen einer Veranstaltung gesperrt würde. Konkrete Planungen gebe es derzeit aber nicht.