Auf dem Vorplatz von St. Peter an der Großen Bleiche soll ein neuer Gedenkort für verfolgte Menschen in der NS-Diktatur entstehen. Das teilt die Stadt Mainz mit.
Den Ideenwettbewerb für das Kunstwerk vor dem Allianzhaus hatte der Verein „Armut und Gesundheit in Deutschland e.V.“ unter dem Vorsitz von Prof. Gerhard Trabert ausgeschrieben. Am Donnerstag (17. Oktober) stellten Trabert gemeinsam mit der Stadt den Gewinnerentwurf vor.
Verfolgung wohnungsloser Menschen
Erinnern soll das Kunstwerk an die Verfolgung wohnungsloser Menschen während der NS-Diktatur. Sie wurden als „Asoziale“ und „Berufsverbrecher“ während dieser Zeit verfolgt, so Trabert. Gewinner des Wettbewerbs ist der Entwurf „Diffamiert“ des Bildhauers Konrad Franz aus Aschaffenburg. Er wurde unter 29 eingegangen Bewerbungen einstimmig auf Platz 1 gewählt, erklärt die Stadt in einer Mitteilung. Der Entwurf sieht eine abstrahierte und etwa lebensgroße Figurengruppe aus drei Personen vor, die auf dem Boden kauern.
Der Künstler habe sich bereits in der Vergangenheit „intensiv mit der künstlerischen Bearbeitung der schrecklichen Verbrechen durch die Nationalsozialisten auseinandergesetzt“, so Bau- und Kulturdezernentin Marianne Grosse (SPD) in der Begründung. Das Thema „Mahnen und Gedenken“ sei besonders wichtig in Mainz. Mit dem Kunstwerk entstehe ein „weiterer Ort für eine weitere Opfergruppe“. Bislang gebe es nach aktueller Kenntnis noch keinen ausgewiesener Ort für diese verfolgte Gruppe in Deutschland. „Mainz kann hier Impulsgeberin für andere Kommunen sein“, so Grosse.
„Die Figurengruppe stellt das Leid der Opfer in den Mittelpunkt“, so Trabert. „Das Leid wird durch diese Form der Darstellung konkret sichtbar, das Leid bekommt Kontur, bekommt ein ‚Gesicht‘ und steht für die oftmals zwar gesehenen, aber nicht wahrgenommenen Menschen am Rande der Gesellschaft, in Vergangenheit und Gegenwart.“ Indem die Figuren weder als Mann noch als Frau zu erkennen seien, seien sie „einfach ‚menschlich‘“. Und weiter: „Erinnern ist immer auch ein Plädoyer, das gegenwärtige Verhalten zu reflektieren und zu handeln.“