Campus Crime: Diese Straftaten erschütterten die Uni Mainz

Der Campus der Johannes Gutenberg-Universität Mainz ist nicht gerade als Kriminalitätshotspot bekannt. Trotzdem ereigneten sich auch hier Straftaten und Verbrechen. Wir stellen euch einige von ihnen vor.

Campus Crime: Diese Straftaten erschütterten die Uni Mainz

Überfall auf das Inter I, Mord in der Albert-Schweitzer-Straße, Explosion im Institut für Publizistik: Wir stellen euch Verbrechen, Straftaten und Vorfälle vor, die sich rund um den Campus der Johannes Gutenberg-Universität ereignet haben.

Der Uni-Mörder

Dieser Mord erschütterte 1977 ganz Mainz. Sylvia L. (23) studierte an der Johannes Gutenberg-Universität Sport und Englisch, nebenbei war sie Übungsleiterin beim USC Mainz. Am Abend des 28. März 1977 traf sie noch Vorbereitungen für einen Sportkurs und verließ gegen 19:30 Uhr ihr Elternhaus in der Albert-Schweitzer-Straße. Ihr Ziel war wohl das Sportinstitut der Universität – vermutlich, um Übungsleiterstunden abzurechnen. Etwa zehn Minuten, nachdem die Studentin von zuhause wegging, wurde sie noch einmal von einem Autofahrer gesehen.

Am nächsten Morgen fand ein Rentner mit seinem Hund die tote Sylvia L., die mitten auf dem Feld hinter der Uni lag. Sie starb an den Folgen schwerer und stark blutender Kopfverletzungen. Vermutlich wurde sie mit einem größeren Schraubenzieher erschlagen. Zum Täter gab es keinen Hinweis. Die Kripo konzentrierte sich darauf, im Umfeld der Uni zu ermitteln. Dabei hofften sie, Studentinnen zu finden, die möglicherweise von einem Unbekannten sexuell belästigt wurden. Die Polizei startete eine großangelegte Kampagne, verteilte 8000 Handzettel und hängt Plakate auf. Die Beamten stießen tatsächlich auf bisher nicht gemeldete Sexualdelikte und auch auf einen Fall, der mit dem Mord an Sylvia L. in Zusammenhang gestanden haben könnte.

So meldete eine Studentin, dass sie Anfang Januar 1977 beinahe an der gleichen Stelle überfallen worden war. Sie sei von einem Autofahrer angefahren und anschließend zum Sex in einem nahegelegenen Gebüsch aufgefordert worden. Sie konnte sich losreißen und fliehen. Mit Hilfe der Studentin erstellte die Polizei ein Phantombild des Täters und zeigte dieses auch in „Aktenzeichen XY…ungelöst“. Drei Jahre nach der Tat konnte der Mörder von Sylvia L. festgenommen werden, als er ein Mädchen in Ingelheim töten wollte. Es handelte sich um den Lehrer Bernd B., der diesen versuchten Mord in seinem Tagebuch geplant hatte. Er wurde 1981 zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt.

Überfall auf das Inter I

Anfang der 1980er-Jahre griff der Konflikt zwischen Gegnern und Anhängern der Islamischen Revolution im Iran nach Deutschland über. Auch auf den Campus der Uni Mainz – oder genauer auf das 1966 errichtete Studentenwohnheim Inter I. Am 21. März 1982 traktierten zwei Anhänger des Ajatollahs Chomeini einen Dissidenten des Regimes mit Tritten, anschließend verbarrikadierten sie sich mit weiteren Mitstreitern in einem Zimmer des Inter 1.

Am Abend des 24. April 1982 kam es dann im selben Gebäude zu einem Überfall von etwa 200 bewaffneten Chomeini-Anhängern auf ungefähr hundert regierungskritische Landsleute, die im Inter I wohnten. Der „Spiegel“ zitierte damals eine Augenzeugin: „Da kamen achtzig bis hundert Leute im Gleichschritt und im Gänsemarsch, schwer bewaffnet mit Stöcken, Messern, Kabeln und Ketten und riefen im Chor: Allahu akbar.“ Weiter heißt es im Artikel: „Hilfe- und Angstschreie gellten durchs Heim, Tränengas nebelte Treppen ein, unten krümmten sich Verletzte zwischen geparkten Autos.“ Elf Zimmer wurden angegriffen und völlig zerstört, 28 Chomeini-Gegner zum Teil schwer verletzt. Eine deutsche Studentin aus Worms starb am nächsten Tag an den Folgen des Überfalls.

Die Polizei fand nach der Tat 48 Kabelstränge und 22 Holzlatten mit Nägeln, drei Nunchakus, drei Metallrohre, ein Zimmermannsbeil, neun Sprühdosen mit CS-Gas, fünf Messer und Säcke voller Steine. Die Angreifer waren teilweise aus Aachen, Hannover, Hamburg, Kassel, Darmstadt, Dortmund und Köln angereist. 86 von ihnen wurden am nächsten Tag in Untersuchungshaft genommen und sollten abgeschoben werden. Doch weil kaum zu rekonstruieren war, wer Täter und wer nur Zuschauer war, blieben die meisten Angreifer unbehelligt.

Das Inter I wurde 2021 wegen seines schlechten Zustands abgerissen.

Bombe explodiert im Institut für Publizistik

Einen 10-Liter-Benzinkanister, selbstgemachten Sprengstoff und eine 9-Volt-Blockbatterie – nur diese drei Dinge brauchte es, um in der Nacht des 17. Oktober 1986 Chaos im Institut für Publizistik (IfP) anzurichten. Linksextremisten zündeten eine selbstgebastelte Bombe im Büro von Professor Hans Mathias Kepplinger. 2012 erinnerte sich der frühere Leiter des Instituts gegenüber Studentenzeitung „Publizissmus“, wie er gegen 1 Uhr angerufen wurde. Ein Polizist sagte, es sei eine Bombe in seinem Büro explodiert, er solle sofort kommen.

Aus Zeitungsberichten von damals geht hervor, dass die Fenster zu Bruch gegangen waren, die Rollläden beschädigt und die Balkonbalustrade aus der Halterung gerissen worden war. Im Büro wurden teilweise ganze Türrahmen aus den Angeln gerissen und ein schwerer Holztisch durch das Zimmer geschleudert. Verletzt wurde niemand. Bei der Polizei tauchte ein Bekennerschreiben auf. Kepplinger und der Professorin Elisabeth Noelle-Neumann wurde vorgeworfen, sie würden Studenten im Sinne des US-Imperialismus instruieren. Außerdem würde Kepplinger mit Absicht eine irreführende Darstellung der Pressesituation in Deutschland verbreiten, weil er behauptet habe, es gäbe in Deutschland linke Zeitungen. Eine Auffassung, die die Täter nicht teilten.

Kepplinger selbst glaubt an einen anderen Hintergrund. Etwa einen Monat vor dem Anschlag gab es eine Demonstration gegen ein Treffen der NATO-Planungsgruppe im Hilton Hotel. Ein Teil der Demonstranten war dabei von der Polizei eingekesselt und verhaftet worden. „Die Aktion gegen das IfP war im Grunde ein Racheakt für diesen Mainzer Kessel“, sagte Kepplinger. Es sollte gezeigt werden, dass sich die linksextreme Szene nicht einschüchtern lässt. Kurz nach dem Angriff unterrichtete Kepplinger wieder. Mehrere Wochen lang wurde er Ziel von Trittbrettfahrern, die ihn am Telefon bedrohten. Hatte er zuvor oft bis spät am Abend im Institut gearbeitet, tat er das nach dem Angriff nicht mehr. „Das gravierendste ist, dass man alles was passiert, vor dem Hintergrund dieses Ereignisses interpretiert. Das ist wie ein Frame.“

Der Backstein-Randalierer

Kein schweres Verbrechen, aber ein Fall, der für viel Aufsehen sorgte: Insgesamt 24 Fenster zerstörte ein 24-Jähriger bei der Semestereröffnungsfeier (Söf) im April 2019 mit einem Backstein. Damals wurde Merkurist ein Video zugespielt, das die Straftat zeigte: Zielgerichtet schlug der Mann am Gebäude der Rechtswissenschaften eine Scheibe nach der anderen ein. Die Rufe von Zeugen schienen ihn nicht zu stören.

Laut Polizei belief sich der Sachschaden auf rund 40.000 Euro. Gegen den 24-Jährigen wurde ein Strafverfahren wegen Sachbeschädigung eingeleitet.

Weitere Verbrechen und Straftaten, die sich auf dem Campus ereigneten: Ein bis heute ungeklärter Doppelmord an zwei Universitätsinspektoren im Jahr 1950 und ein Radium-Diebstahl 1951.

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