Warnung vor Geschäften an der Haustür

Wer direkt an der Haustür Geschäfte abschließt, geht oft ein Risiko ein. Denn Vertreter versprechen nicht selten Leistungen, die am Ende nur teilweise erbracht werden. Warum sind sie trotzdem so erfolgreich?

Warnung vor Geschäften an der Haustür

Claudia* ärgert sich noch heute: Neun Monate ist es inzwischen her, dass sie und ihr Mann auf den Vertreter „reingefallen“ sind, der ihnen für angeblich günstiges Geld eine Markise und eine Terrassenschiebetür für das Haus verkauft hat. „Seitdem schlagen wir uns mit dem Unternehmen herum“, berichtet Claudia gegenüber Merkurist. Vor Ort habe der Vertreter kein schriftliches Angebot vorgelegt, sondern habe lediglich auf ein DinA4-Blatt geschrieben, welche Kosten sie und ihre Familie erwarten. Und Claudia hat unterschrieben.

Seit neun Monaten warten sie auf die Lieferung

Das war im Mai vergangenen Jahres. Sechs bis acht Wochen sollte es dauern, bis beide Markisen und Schiebetür geliefert werden. Monatelang hörte Claudia danach nichts mehr von dem Unternehmen, bis sie mit einem Anwalt drohte. Nach mehreren Ankündigungen, die Bestellung zu stornieren, meldete sich der Kundendienst, entschuldigte sich und versicherte, dass die Produkte nun geliefert würden. Doch wieder passierte nichts. „Ich hatte inzwischen bei meinen Mails auch immer die Geschäftsführung mit angeschrieben.“ Wie Claudia sagt, wurden auch schlechte Bewertungen, die sie auf Portalen im Internet geschrieben hatte, kurze Zeit später gelöscht. Etwa ein halbes Jahr nach der Bestellung wurde dann die Terrassentür geliefert. Auf die Markise wartet die Familie bis heute. „Nach diesen Erlebnissen würde ich allen davon abraten, an der Haustür solche Geschäfte abzuschließen“, so Claudia.

Tatsächlich warnt auch die Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz vor solchen „Haustürgeschäften“. So sieht es die Leiterin der Mainzer Beratungsstelle generell kritisch, da „die Menschen dabei in eine Überrumpelungssituation geraten “, sagt Sonja Guettat im Merkurist-Gespräch. So habe man kaum die Möglichkeit, die Situation richtig einzuschätzen. „Oft bieten die Vertreter Produkte an, für die man gar keinen Bedarf hat“, so Guettat. „Sie schaffen es aber dennoch, bei den Menschen ein Bedürfnis dafür zu schaffen, etwa indem sie einen dringenden Handlungsbedarf suggerieren. Dabei wenden sie oft psychologische Tricks an.“

Vertreter setzen die Menschen unter Druck

So erzählen etwa Vertreter von Telekommunikationsunternehmen, dass der Anschluss demnächst gesperrt würde, Handwerkervertreter wissen angeblich, wie dringend notwendig Dach- oder Gartenarbeiten im Moment seien. Zusätzlich werde Druck aufgebaut: Sie seien nicht lange in der Gegend, das Angebot sei eine „einmalige Chance“ und gelte eben nur jetzt. „Wer an der Haustür einen Vertrag unterschreibt, hat keinerlei Vergleichsmöglichkeiten“, so Guettat. Man könne also kaum einschätzen, ob die angebotene Leistung oder der Tarif tatsächlich passen.

Wer dennoch einen Vertrag an der Haustür abschließt und es danach bereut, habe jedoch immer die Möglichkeit, diesen zu widerrufen. Bei Haustürgeschäften, die außerhalb von Geschäftsräumen stattfinden, gilt dieses 14-tägige Widerrufsrecht sogar erst ab dem Zeitpunkt, an dem der Anbieter den Käufer auch über dieses Recht belehrt hat, so hat es der Gesetzgeber festgelegt.

Damit es erst gar nicht so weit kommt, rät die Verbraucherzentrale dazu, sich nie unter Druck setzen zu lassen. „Man ist zu nichts verpflichtet“, sagt Guettat. Und vor allem solle man keine Vorkasse leisten. „Denn das Risiko, dass Leistungen nicht oder nur teilweise erbracht werden, ist immer noch sehr hoch.“

Wer Fragen zu Haustürgeschäften hat, kann sich auch an die Beratungsstelle der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz wenden. Eine erste kostenfreie Rechtsauskunft erhalten Betroffene über die Beratungshotline (06131) 28 48 120 (montags, mittwochs, donnerstags von 10 bis 16 Uhr), kostenpflichtige Beratungstermine können auch online gebucht werden.

*Name von der Redaktion geändert

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