197 Millionen Euro haben die Deutschen im vergangenen Jahr zu Silvester für Böller ausgegeben – ein neuer Rekord. Für viele gehört es an Silvester einfach dazu, es ordentlich knallen zu lassen, auch abseits der großen Silvesterfeuerwerke.
Gleichzeitig jedoch wird auch die Kritik an den Privatböllern immer lauter. In Mainz etwa wirbt die Stadt bereits seit Wochen mit einer Plakatkampagne dafür, in der Nähe des Tierheims sowie weiterer Tiergehege an Silvester auf Feuerwerk zu verzichten. So sollten etwa am Wildpark und den Gehegen im Stadtpark kein Feuerwerk gezündet werden.
Besonderen Einsatz hatte Oberbürgermeister Nino Haase im vergangenen Jahr gezeigt. Erfolgreich hatte er dazu aufgerufen, das Böllern rund um das Tierheim zu unterlassen. An Silvester selbst stellte er sich dazu sogar gemeinsam mit dem städtischen Vollzugsdienst an das Tierheim in der Zwerchallee und postete die Aktion auf seinem Instagram-Account:
Forderung nach Gesetzesänderung bisher erfolglos
Haase selbst fordert schon seit längerem, das Böllern vor Tierparks und Tierheimen gesetzlich zu verbieten. Ein Antrag auf Gesetzesänderung der rheinland-pfälzischen Umweltministerin Katrin Eder (Grüne) im November 2024 scheiterte jedoch (wir berichteten). Aber auch Rheinland-Pfalz hätte die Möglichkeit, ein Böllerverbot vor Tierheimen auszusprechen, wie es etwa schon in Schleswig-Holstein der Fall ist.
„Wenn es nach mir ginge, würden die Privatkäufe von Feuerwerkskörpern in Deutschland untersagt werden“, sagte OB Haase im Gespräch mit Merkurist. Die gesetzlichen Regelungen würden „leider“ weiterhin verhindern, dass die Stadtverwaltung mehr Schutzzonen errichtet oder gar stadtweit das Böllern verbietet. „Wir führen ja diese Diskussion jährlich, doch ich muss auch sagen, im Vergleich zum letzten Jahr ist sie dieses Jahr deutlich abgemildert, was sicherlich auch mit unserer Kampagne rund um die Silvesternacht am Tierheim zu tun hatte.“
„Spendet euer Geld lieber, anstatt es in die Luft zu ballern“
Als er vor einem Jahr am Tierheim gestanden hatte, habe er in der Umgebung „keinerlei Böllerei feststellen“ können, sagt er rückblickend. Auch die Menschen aus der Nachbarschaft hätten ihm das bestätigt. „Ich glaube, vielen war vor der Kampagne einfach gar nicht bewusst, dass sich hier ein Tierheim befindet und was der Krach mit Tieren macht.“ Er hoffe, dass die Kampagne dieses Jahr wieder genauso gut funktionieren wird. „Ich appelliere da an die Vernunft“, so Haase. „Spendet das Geld lieber, anstatt es in die Luft zu ballern. Oder kauft euch oder euren Liebsten eine schöne Kleinigkeit.“
Das sei nicht nur besser für Umwelt und Tiere, sondern auch für die Mainzer Einsatzkräfte und die Notaufnahmen, in denen an Silvesterabenden immer Menschen eingeliefert werden, die durch Böller verletzt wurden. „Das ist jedes Jahr zudem ein unglaublicher volkswirtschaftlicher Schaden, der da entsteht“, so Haase weiter. „Unsere Stadt ist danach komplett verdreckt, unsere Entsorgungsbetriebe fahren Extraschichten und die Kosten pro Kopf sind auch nicht zu vernachlässigen.“
Er selbst kaufe seit vielen Jahren lediglich Wunderkerzen oder Tischfontänen zu Silvester. Am Tierheim werde er den Jahreswechsel wahrscheinlich in diesem Jahr nicht verbringen, verrät der OB schon. „Ich glaube, wir haben die Menschen jetzt sensibilisiert.“ Er hoffe nun, dass es dieses Jahr noch besser werde. „Gleichzeitig freut sich sicherlich auch meine Frau, wenn sie den Jahreswechsel mit mir direkt anstoßen kann und mich nicht auf meinem Instagram-Kanal verfolgen muss.“