Eigentlich, so sagt Univ.-Prof. Dr. Hauke Lang, kann ein Mensch maximal 20 Stunden ohne Leber überleben. Doch bei Dieter Büttner ist ein kleines Wunder geschehen. Der Patient an der Mainzer Uniklinik hatte seit langem auf ein Spenderorgan gewartet. Denn durch eine familiäre Vorbelastung litt er an einem Leberkarzinom. Trotz einer operativen Tumorentfernung lag die Wahrscheinlichkeit, erneut einen Lebertumor zu bekommen, bei 70 Prozent. Sollte bei ihm eine Lebertransplantation glücken, betrug dieses Risiko jedoch nur wenige Prozent.
Vor zwei Jahren dann stand endlich eine geeignete Leber für den 64-Jährigen zur Verfügung. Die Operation verlief zunächst unkompliziert, berichtet Lang, Direktor an der Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie. „Doch kurze Zeit danach wurde der Kreislauf ohne erkennbare Ursache extrem instabil. Vermutlich wurde das Organ akut abgestoßen; ein sehr seltenes Ereignis nach einer Lebertransplantation.“
Spenderleber wurde wieder entfernt
Das OP-Team musste die Leber sofort wieder entfernen. Büttner wurde mit der höchsten Dringlichkeitsstufe für eine neue Leber auf die Warteliste gesetzt. „Das war eine Extremsituation! Denn ohne Leber ist ein Überleben nur in Ausnahmefällen länger als 20 Stunden möglich“, so Lang.
Doch sein Patient musste fast doppelt so lange warten. 38 Stunden nach der ersten Operation konnte ihm schließlich eine neue Leber eingesetzt werden. Dieses Mal war die Transplantation erfolgreich. Büttner selbst sagt heute: „Das Erste, was ich weiß, ist, dass ich aufgewacht bin und furchtbaren Durst hatte. Ich bin so froh, dass ich lebe!“
Inzwischen genieße er das Leben mit seinen Enkeln, erzählt er. Und sein Arzt Lang freut sich weiterhin über das kleine Wunder an der Mainzer Klinik: „Auch wenn es nicht die längste bisher beschriebene Phase ohne Leber ist, ist der Fall außergewöhnlich. Herr Büttner hätte sicherlich nicht so gut durchgehalten, wenn er körperlich nicht so fit gewesen wäre. Das macht viel aus!“