Als der Mainzer Emre-Can Cakir im Jahr 2019 die Shisha-Bar „Unikat“ in der Neustadt übernahm, war er gerade einmal 19 Jahre alt. Sein damaliger Geschäftspartner war nur ein Jahr älter. Das Lokal gab es bereits seit 2016, zuvor befand sich ebenfalls eine Shisha-Bar in den Räumen. „Ich habe mir damals einen Kindheitstraum erfüllt“, erzählt Cakir im Gespräch mit Merkurist. Doch jetzt ist der Traum aus: Zum Ende des Monats schließt er die Bar am Peter-Cornelius-Platz nahe Kaiser-Wilhelm-Ring.
„Für Shishabar-Betreiber wurde es in den vergangenen Jahren immer schwerer“, so Cakir, der das „Unikat“ zuletzt alleine führte. Nur neun Monate, nachdem er die Bar übernommen hatte, traf ihn zunächst dasselbe Schicksal wie alle Gastronomen: Corona. Im März 2020 mussten Gastronomien ganz schließen, dann durften sie mit Sperrstunde wieder öffnen, bevor kurz darauf der nächste Lockdown im Winter 2020/2021 folgte. Erst im Laufe des Jahres 2022 wurden die letzten Corona-Regeln für die Gastronomie aufgehoben. „Dann hat man aber nicht bei Null angefangen, sondern im Minus. Wir hatten viele offene Rechnungen, die Corona-Hilfen kamen nur schleppend an“, so Cakir.
Hohe Hürden für Shishabar-Betreiber
Auf Corona folgte ein Problem, das vor allem die Shisha-Bars traf: Die Tabaksteuer wurde erhöht. „Wir hatten früher für eine 200-Gramm-Dose 16,90 Euro bezahlt“, erzählt Cakir. „Dann kostete sie irgendwann 24,90 Euro.“ Eine neue Regel habe Shishabar-Betreibern das Leben zusätzlich schwer gemacht: Seit Anfang 2023 dürfen Bars nur noch Dosen mit maximal 25 Gramm Tabak kaufen und verkaufen. Weil der Kunde für jede Tabakdose die Steuer mitzahlt, muss er wiederum den kompletten Inhalt bekommen – selbst wenn der Tabak nicht ganz in den Shishakopf reinpasst. Am Ende heiße das: „Für jeden Tabak, den wir verwenden, geht eine Dose futsch. Bei Mischungen wie Erdbeer-Banane sogar zwei.“ Und eine Dose koste mittlerweile 4,20 Euro. Aus den 16,90 Euro für 200 Gramm seien mittlerweile also rund 36 Euro geworden.
Hinzu seien zuletzt noch wieder steigende Mehrwertsteuererhöhung in der Gastronomie und die zunehmende Konkurrenz durch E-Shishas gekommen. „Wir konnten immer alle Rechnungen bezahlen, aber der Laden war einfach nicht mehr so voll wie früher. Die Preiserhöhungen mussten wir an die Kunden weitergeben.“
Behandelt „wie ein Schwerverbrecher“ bei Großeinsatz
Vor etwa einem halben Jahr habe sich Cakir entschieden, den Laden abzugeben. Den endgültigen Ausschlag habe eine Großkontrolle in seinem Laden vor einigen Wochen gegeben. „Es kam ein Riesenaufgebot mit 30, 40 Beamten: Zoll, Polizei, Vollzugsdienst, Steuerfahndung“, sagt Cakir. „Ich habe mir in fünf Jahren nie etwas zu schulden kommen lassen, hatte nie Ärger mit dem Ordnungsamt oder den Nachbarn.“ Doch bei der Kontrolle sei er „wie ein Schwerverbrecher“ behandelt worden. „Sie sind überall reingegangen, in die Küche, an die Kasse; im Gamingraum haben sie zwei Gäste durchsucht, die einfach nur Playstation gespielt haben.“
Die Beamten seien mindestens eine Stunde da gewesen, hätten sich neben die Gäste gesetzt. „Dann wollten sie nacheinander immer wieder was von mir. Ich war an dem Tag allein im Laden, habe fast einen Nervenzusammenbruch bekommen.“ Die Kontrolle habe er als „Schikane“ empfunden. „Die Beamten machen natürlich auch nur ihren Job, aber kann man das nicht mit drei, vier Mann lösen? Warum so ein Großaufgebot? Das macht auch den Ruf des Geschäfts kaputt. Die Leute wundern sich, ob da nicht etwas faul ist.“
Nachfolger steht bereits fest
Zum Ende des Monats ist nun Schluss mit dem „Unikat“. „Es ist schon sehr schade. Für die Gäste war es wie ein Wohnzimmer. Die Leute haben sich getroffen, haben zusammen gechillt. Doch ich bin vermutlich nicht der letzte Shishabar-Betreiber, der überlegt aufzuhören.“ Kurzzeitig habe Cakir noch mit dem Gedanken gespielt, aus der Bar ein Frühstückslokal zu machen. „Doch wer weiß, welche neuen Regeln noch auf die Gastronomie zukommen.“
Stattdessen verabschiedet er sich ganz aus der Branche. „Ich war sehr jung, als ich mit der Selbstständigkeit angefangen habe. Ich werde jetzt erst einmal Urlaub machen und dann irgendwo fest arbeiten.“ Einen Nachfolger für sein Lokal hat Cakir bereits gefunden. Wer das ist, verraten wir euch in einem weiteren Artikel in den nächsten Tagen.