„Wir haben uns ungern von den historischen Lampen getrennt“, sagt Marianne Grosse (SPD), die Mainzer Dezernentin für Bauen und Denkmalpflege am Freitag vor der St.-Stephans-Kirche in der Altstadt. 15 Gasleuchten wurden allein hier ausgetauscht und auf moderne LED-Beleuchtung umgestellt.
Nun steht im Mainzer Stadtgebiet keine einzige Gaslaterne mehr, deren Geschichte bis ins Jahr 1844 zurückreicht. Erst Jahre nach dem zweiten Weltkrieg konnten die meisten wieder in Betrieb genommen werden, so dass es in Mainz Anfang der 1970er Jahre rund 3600 gab. 2019 war ihre Zahl laut der Mainzer Netze schon auf 80 geschrumpft.
Idee verworfen, einige Gaslampen noch zu erhalten
Ursprünglich sei das Ziel gewesen, noch etwa 40 Gaslaternen in der Mainzer Altstadt zu erhalten, vor allem am Dom und vor der St. Stephanskirche. Doch wegen der Gas-Mangellage sei man vor einigen Jahren von der Idee abgerückt. „Der Energieverbrauch und der Wartungsaufwand der alten Gasleuchten sowie der Infrastruktur war einfach zu hoch“, so Grosse. Zudem würden die neu eingebauten LED-Lampen ein „ähnlich angenehmes Licht wie ihre Gas-Kollegen“ liefern, ergänzt Daniel Gahr, Vorstandsvorsitzender der Mainzer Stadtwerke AG.
Um sie umzurüsten, wurde nun jede einzelne der 600 Kilogramm schweren und damals noch grünen Laternen abgebaut und zu einer Werkstatt gebracht, dort mit einem Sandstrahler gereinigt und anschließend grau-blau lackiert. Auch eine Klappe wurde hineingeschnitten, um später an die Kabel gelangen zu können. Anschließend wurden vor Ort die Leitungen und die Elektronik installiert und die Lampe samt neuer LED-Leuchte wieder an ihren Platz gestellt.
Mehr Licht, aber dimmbar
Bei der Umrüstung sei wichtig gewesen, dass die Laternen erhalten bleiben, und lediglich mit moderner Technik ausgestattet werden, so Gahr. Die neuen Leuchten seien zudem dimmbar und somit an den jeweiligen Standort anpassbar und würden einen größeren Radius beleuchten. „Bei den alten Gasleuchten war in einem Abstand von fünf Metern alles dunkel“, so Wolfram Hauptmann, der bei den Mainzer Stadtwerken für die öffentliche Beleuchtung zuständig ist. Zudem verbrauchten sie etwa zehnmal so viel Energie wie die LED-Lampen und würden nicht so oft ausfallen. Hinzugekommen sei zudem eine durchsichtige Abdeckung, damit sich keine Insekten mehr ins Licht verirren.
Insgesamt seien bis heute 29 Prozent der öffentlichen Beleuchtung LED-betrieben, was etwa 7000 Lampen entspricht.