Wer aktuell in der Mainzer Neustadt unterwegs ist, der könnte womöglich leicht irritiert sein. Denn für eine Straße gibt es nun sogar zwei (!) Schilder - und das mit unterschiedlichem Namen. So hängt in der „Pfitznerstraße“ nun auch ein Schild mit dem Aufdruck „Martin-Büsser-Straße“. Das Kuriose dabei: Der Name „Pfitznerstraße“ ist mit einem roten Band überklebt und scheint keine Gültigkeit mehr zu besitzen. Und tatsächlich, die Straße ist umbenannt worden. Das bestätigt der Ortsvorsteher der Mainzer Neustadt Christoph Hand (Grüne) auf Anfrage von Merkurist.
„Pfitzner glühender Anhänger Hitlers“
Der Umbenennung vorausgegangen war ein gemeinsamer Vorschlag der Grünen und der Linken im Ortsbereit der Neustadt. Auch die Neustadt-SPD hatte sich in der Vergangenheit dafür ausgesprochen, die Pfitznerstraße umzubenennen. „Hans Erich Pfitzner war Antisemit und glühender Anhänger Hitlers. Nach so einem Menschen sollte keine Straße in Mainz und schon gar nicht in der Mainzer Neustadt benannt sein“, erklärte der Vorsitzende der Neustadt-SPD, Erik Donner, bereits 2020. Der Politiker verwies damals darauf, dass die vom Stadtrat eingesetzte Arbeitsgruppe „Historische Straßenamen“ in ihrem Abschlussbericht explizit eine Umbenennung der in der nördlichen Neustadt liegenden Pfitznerstraße vorgeschlagen habe. So soll sich Pfitzner laut Bericht „auch noch nach 1945 als unbelehrbarer Antisemit gezeigt“ haben.
Nun also erfolgte die Namensänderung, die von den Grünen für gut geheißen wird: „Die Grünen der Mainzer Neustadt begrüßen die Entscheidung des Ortsbeirats Mainz-Neustadt, die Pfitznerstraße in Martin-Büsser-Straße umzubenennen“, teilt die Partei jetzt in einer Erklärung mit. Wie Ortsvorsteher Hand sagt, habe es noch keine offizielle Einweihungsfeier gegeben. Es gebe nun eine „Übergangsfrist“, in der beide Straßenschilder parallel hingen. Dies habe unter anderem auch damit zu tun, dass sich beispielsweise die Post erst noch orientieren müsse, wohin Briefe auszuliefern seien.
Warum „Martin-Büsser-Straße“?
Wie die Mainzer Grünen mitteilen, wolle man mit der Umbenennung in „Martin-Büsser-Straße“ „ein neues Kapitel in der Mainzer Musikgeschichte aufschlagen.“ So sei Martin Büsser (geboren 1968, gestorben 2010) ein in Mainz lebender Autor und Musiker gewesen. Auch den Ventil Verlag, der bis heute seinen Sitz in der Mainzer Neustadt hat, habe er mitbegründet. Ab Mitte der 1990er habe Büsser als freier Journalist mit den Schwerpunkten Popkultur, Musik, Film, Queer und Gender Studies und zeitgenössische Kunst gearbeitet.
Zudem habe Büsser abseits des Mainstreams agiert und gegen rechte Tendenzen in der Popmusik genau so kritisch angeschrieben, wie gegen Macho-Kultur in Punk und Hardcore. Außerdem, so die Grünen in ihrer Erklärung, sei Büsser ein Vordenker in der Geschlechterforschung und „Queerness“ gewesen sowie als Musiker in mehreren Bands aktiv.