Was im Ollohof in Mainz geplant ist

Im OllOhof in der Mainzer Neustadt tut sich etwas. Im Gespräch mit Merkurist erklären die Eigentümer, was in Zukunft alles geplant ist und welche Hürden es noch gibt.

Was im Ollohof in Mainz geplant ist

In der Boppstraße 42 liegt ein offener, mit Graffiti verzierter Durchgang. Der Innenhof dahinter ist das Areal, das lange Zeit leerstand und jetzt als einer der wenigen Kulturräume in der Mainzer Neustadt weiter ausgebaut werden soll – der OllOhof.

Vor drei Jahren haben die Architekten Jochen Schraut und Axel Rentschler die 2000 Quadratmeter als Eigentümer übernommen. Im Gespräch mit Merkurist erzählen die beiden von ihren großen Plänen und den aktuellen Umbauarbeiten. Der OllOhof solle sich als öffentlicher Treffpunkt in der Stadt etablieren und Platz für Kultur bieten.

Den neuen Kulturraum nutzt zum Beispiel die Mainzer Kunsthochschule. Seit Januar dieses Jahres gibt es Ausstellungen in den frisch sanierten Räumen des OllOhofs – die ersten dauerhaften Ausstellungsräume der Kunsthochschule. Die Umbauarbeiten der früheren fünf Garagen zu dem lichtdurchfluteten Ausstellungsraum „Apollo“ wurden erst vor Kurzem abgeschlossen. „Acht Ausstellungen der Kunsthochschule wechseln sich im Jahr hier drinnen ab“, sagt Jochen Schraut.

„Der Keller darunter ist ein Filmvorstellungsraum mit Beamer“, erklärt Axel Rentschler. Der ehemalige Heizraum unter dem neuen Ausstellungsraum bietet 50 Personen Platz. Studenten der Kunsthochschule können hier ihre Filmprojekte präsentieren. „Der Plan war, zusätzlich zwei Klassenräume für die Kunststudenten zu schaffen, aber das hat sich als schwierig erwiesen“, so Rentschler.

Einschränkender Bebauungsplan

Die Räume in der ersten und zweiten Etage wären mit rund 200 Quadratmeter gut geeignet: „Doch der Bebauungsplan für den Block schreibt vor, dass alles über dem Erdgeschoss nur als Wohneinheit genutzt werden darf“, erklärt Jochen Schraut. Bewohnt seien die Etagen jedoch seit langem nicht. „Als wir reinkamen, konnten wir es kaum glauben. In den Räumen war alles leer, mitten in der Stadt“, so Schraut.

Man sei mit der Stadt im Gespräch, um vom Bebauungsplan abweichen zu dürfen oder eine alternative Lösung zu finden. Eventuell könne ein konzeptgebundener Bebauungsplan in Frage kommen. „Der jetzige Bebauungsplan verhindert viel, und dass es ihn gibt, ist ungewöhnlich für die Neustadt“, sagt Schraut. „Er wurde in den 80er-Jahren erstellt, um einen Supermarkt im Innenhof zu verhindern und den Bestand einzufrieren“, ergänzt Rentschler.

Alte Garagen umnutzen

Im Erdgeschoss sei man hingegen flexibler. Im Innenhof befand sich früher einer der größten Auto-Vermieter der Nachkriegszeit im Südwesten. Ein alter Aufzug für Autos und die zahlreichen Garagen zeugen noch von dieser Zeit. Doch schon seit den 50er-Jahren stehen sie leer. Mit dem neuen Ausstellungsraum wurden die ersten Garagen jetzt endgültig umgebaut. Eine Gastronomie soll an der Hinterseite des Hofes folgen.

„Gerade läuft der Bauantrag für die Gastronomie“, so Rentschler. Das Konzept sieht 50 Sitzplätze innen und circa 15 in der Außengastronomie vor. Für die Umsetzung sind zwei erfahrene Gastronomie-Inhaber aus Mainz bereits gesetzt. Zusammen wollen sie eine Pop-Up-Pizzeria etablieren. Dieses Jahr solle die Genehmigung hoffentlich erfolgen und Ende des Jahres bereits mit den Bauarbeiten begonnen werden, so Schraut. „Mit einer Eröffnung rechnen wir momentan ungefähr im Frühjahr nächsten Jahres“, sagt er.

Viele Kulturveranstaltungen

Auch ohne Restaurant herrscht schon jetzt Betrieb im OllOhof. In unregelmäßigen Abständen finden Kulturveranstaltungen auf dem Gelände und in den Räumen statt. „Nicht nur die acht Eröffnugsfeiern der Ausstellungen gibt es hier. Zuletzt haben wir die Odessa Kulturtage gefeiert“, sagt Rentschler. Dabei gab es unter anderem eine Ausstellung des Mainzer Fotografen Jürgen Baumhauer, der Tänzerinnen in U-Bahn-Stationen der Ukraine fotografierte. Auch die Teile der Veranstaltungsreihe Mainz for Democracy (mz4democracy) wurden im OllOhof ausgetragen.

Aufgrund einer Verfügung der Stadt Mainz braucht es jedoch für jede einzelne Veranstaltung, die öffentlich ist oder bei der Alkohol ausgeschenkt wird, eine Genehmigung. „Die Anwohner der Boppstraße zeigen im Wesentlichen Verständnis. Nur ab und zu gab es Beschwerden wegen Lärm“, sagt Rentschler. Für die Genehmigung der Gastronomie leisten die Architekten gerade einen Nachtrag zum Schallschutz.

Für die beiden Eigentümer soll der OllOhof einen Beitrag zum Kulturleben in der Stadt leisten. „Die Neustadt lebt von solchen Räumen. Öffentliche Innenhöfe gibt es sonst keine“, so Schraut. Viele der Wände stellt er lokalen und internationalen Graffiti-Künstlern zur Verfügung. Besonders stolz ist er auf das große Mural von Hera, die zum Zeitpunkt der Erstellung auch in Hong Kong und Toronto sprühte. Diese Woche solle der Durchgang von der lokalen Graffitigruppe Studio Lachs verschönert werden.

Langfristige Entwicklung inklusive Nachbarhof

Auch die offene Werkstatt liegt im Ollohof. Inzwischen hat sie rund 200 Mitglieder, die zusammen in der Holz-, Elektronik- und Metallwerkstatt arbeiten. Die Mitglieder teilen sich das Equipment, zu dem beispielsweise ein moderner Laser-Cutter zählt. Weil die Werkstatt mehr Platz benötigt habe, seien Räume im Nebenhof angemietet worden. Dort gibt es nun auch eine Näh-, Ton- und und Keramikwerkstatt, erzählt Rentschler.

Der angrenzende Innenhof gehöre zum großen Teil zwei Fußballprofis von Mainz 05, so Rentschler. „Sie sind offen für neue Nutzungen und Kultur“, sagt der Architekt. Langfristig könne er sich einen Durchgang zum Nebenhof und eventuell sogar bis zur gegenüberliegenden Nackstraße vorstellen, so Straut. Außerdem sollen alle Innenhöfe entsiegelt werden.