Ärgerlicher Vorfall für das Mainzer Traditionsgeschäft „Wirth – der Kinderladen“: Auf Social Media postete der Laden am Dienstag Bilder von seiner zerstörten Markise am Münsterplatz. Mitten im Sommer sei ein Getränkelastwagen-Fahrer „volle Kanne in unsere Markise gefahren und hat diese völlig demoliert“.
Wie Friedrich Demmler (Senior Geschäftsleitung) gegenüber Merkurist sagt, ereignete sich der Vorfall bereits am 9. Juli. Der Getränke-LKW sei gegen 15:30 Uhr verbotswidrig gegen die Einbahnstraße in Richtung Münsterplatz gefahren. Trotz Beifahrer sei es dann zu dem Unfall gekommen. Die LKW-Frontscheibe habe die herausstehende Markise gerammt und sie „in eine irreparable Form“ verbogen. Wie Demmler sagt, seien noch zwei Armierungen aus den Gelenkarmen herausgebrochen und auf den Boden gefallen. Zwei Kinder, die zu diesem Zeitpunkt im Eingangsbereich spielten, wurden nicht verletzt.
„Wirth“-Chef kritisiert Verkehrssituation
Auf eine Anzeige verzichtete der Kinderladen. „Die beiden Fahrer waren sofort kooperationsbereit, aber auch am Lamentieren“ über die Verkehrssituation am Münsterplatz. Dass diese problematisch ist, sieht auch Demmler so. Bereits Mitte April habe ein Fahrzeug Pflanztöpfe vor dem Geschäft „durch die Gegend gezogen“, um verbotswidrig auf dem Bürgersteig zu parken.
Demmler sagt: „Es stehen zwar Ladezonen zur Verfügung, allerdings sind diese vermutlich für das Verkehrsüberwachungsamt aufwändiger zu kontrollieren als reine Parkverstöße.“ Deshalb seien Ladezonen im gesamten Bereich von Münsterplatz bis Große Langgasse sehr oft belegt. „Das Thema Ladezonen war zentrales Thema bereits zu Zeiten der Planungen unter Dezernentin Eder*“, so Demmler. „Es interessierte nicht, dass allein im Bereich der Umbach-Kreuzung etwa 30 Geschäfte angedient werden müssen.“ Diese sollten dann von der Ladezone Große Langgasse aus bedient werden, die allerdings zu weit weg sei.
Kaum Möglichkeiten für Liefer-Fahrzeuge
In der Großen Bleiche gelte zwar auf der gegenüberliegenden Seite ein eingeschränktes Halteverbot in Richtung Münsterplatz, aber auch diese Alternative sei für Liefer-Fahrzeuge zu aufwändig – mit etwa 20 Metern Abstand über eine vierspurige Straße. „Die Straßenbahnschienen auf der Schillerstraße geben den Elektrohubwagen den Rest, wenn man sie nicht diagonal überquert“, so Demmler. Zwar sagt er: „Unsere eigenen Frachtführer bekommen die Mengen an Ware für den Kinderladen in der Andienung auch gemanagt, ohne den Bürgersteig zu befahren.“ Ein Stück weit Verständnis für die vertrackte Situation für Liefer-Fahrzeuge scheint der „Wirth“-Chef aber zu haben.
Auch der Lastwagenfahrer, der am 9. Juli den Unfall verursachte, fahre deshalb regelmäßig gegen die Einbahnstraße. Dabei könne er „gar nicht prüfen, ob die gegenüberliegende Ladezone vielleicht mal frei ist“, sagt Demmler. „Wie auch, denn wenn er die Schillerstraße in Richtung Schillerplatz befährt, muss er entweder über den Kästrich wieder in die Stadt, oder über die Große Langgasse im Kreis über Umbach einen erneuten Anlauf nehmen.“
*Katrin Eder war bis 2021 Verkehrsdezernentin in Mainz.